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- Fotos: Martin Engel

FULDA Trauergottesdienst und Beerdigung

Menschenfreund und Journalismus-Pionier: Abschied von Martin Angelstein

06.03.19 - Zum Trauergottesdienst für OSTHESSEN|NEWS-Gründer Martin Angelstein war die Stadtpfarrkirche von Fulda am Dienstag gefüllt mit Familie, Freunden, Kollegen und Weggefährten sowie Vertretern aus Politik und Wirtschaft. In den Trauerreden wurde vor allem die menschliche Seite des Journalismus-Pioniers gewürdigt: Immer bescheiden, habe der Ur-Fuldaer die Entwicklung der Region und des journalistischen Nachwuchses wohlwollend, aber auch kritisch unterstützt.

Stadtpfarrer Stefan Buß fasste die Stimmung der letzten Wochen für die Hinterbliebenen zusammen: "Mitten ins Fröhliche der Fastnacht kommen die dunklen Stunden. Mancher hat es noch gar nicht verinnerlicht: Martin Angelstein ist nicht mehr unter uns." Ganz im Sinne Angelsteins, der im Jahr 2000 mit dem Online-Nachrichtenportal OSTHESSEN|NEWS journalistisches Neuland in der Region betreten hat, wurde der Trauergottesdienst von der katholischen Stadtpfarrei live im Internet übertragen. Das Autorenkürzel "ma" sei nun ins ewige Buch eingeschrieben - Angelstein hätte, so Buß, angesichts der Zerrissenheit seiner Angehörigen und der bevorstehenden Trauerfeierlichkeiten wahrscheinlich mit pragmatischem Arbeitsethos kommentiert: "Geht's an! In der Ruhe liegt die Kraft."


Das Lebensmotto Angelsteins zog sich wie ein roter Faden durch die Würdigungen in der Stadtpfarrkirche: An den stoischen Mann mit der Kamera auf der Schulter, der freundlich, aber bestimmt in Text, Bild und Ton 50 Jahre lang kleine und große Geschehnisse der Region Osthessen festhielt, erinnerten sich gerne Bernd Bark vom Hessischen Rundfunk und Knud Zilian vom Deutschen Journalisten Verband Landesverband Hessen: "Bei einer Nachtreportage über einen Schrankenwärter in den 1990er-Jahren hat mich Martin Angelstein mit seiner Agilität beeindruckt: Auch um 4 Uhr morgens war er noch fit und hat alles gegeben, bis die Einstellungen im Kasten waren. Er brannte für den Beruf, das war seine Leidenschaft", so Bark. Der Hessische Rundfunk, insbesondere die Hessenschau, aber auch die Tagesschau, hätten davon profitiert - Angelstein habe die Region Osthessen mit seiner Berichterstattung im Griff gehabt. Was heute "Videojournalist" oder neudeutsch "VJ" heiße, habe Angelstein schon vor Jahrzehnten als Ein-Mann-Team geleistet.


Mehr als 45 Jahre lang sei Angelstein zudem im Deutschen Journalisten Verband (DJV) aktiv gewesen und dort auch streitbar für die Unabhängigkeit des Journalismus eingetreten, so Zilian. Jungen Menschen habe er geholfen, eine Heimat im Verband zu finden. Als "Ermöglicher" bezeichnete denn auch Pfarrer Stefan Bürger von der evangelischen Kreuzkirche, der auf besonderen Wunsch von Familie und Belegschaft sprach, den langjährigen Journalisten: "Jungen Menschen im Team hat er Vertrauen geschenkt, in ihnen gesehen, was diese in sich - noch - nicht sehen konnten." Viele seiner Schüler, denen er den Anstoß gegeben habe, sich weiterzuentwickeln, seien heute unter den Trauergästen, so Buß. Trotz großer Erfahrung sei Angelstein zurückhaltend und ohne Dünkel aufgetreten - um den Journalismus sei es ihm gegangen, für die Arbeit allein habe er gelebt. Selbst beim letzten Besuch im Krankenhaus habe Buß nicht das Gefühl gehabt, dass das Ende so nah sei.


Heimatliebe und Verwurzeltsein in der Region seien dem Medienmacher, der seine ersten journalistischen Gehversuche bei der lokalen Kolpingfamilie machte, bevor er bei der Fuldaer Volkszeitung und dem Hessischen Rundfunk sein handwerkliches Können perfektionierte, nicht verlorengegangen, auch als das Team von zwei auf inzwischen 40 Mitarbeiter wuchs. Im Gegenteil: "Gerade die Verbindung zu den Menschen hat seine Arbeit geprägt. Er hat das Geschehen in Osthessen kritisch begleitet, als Menschenfreund. Wenn angebracht, hat er nicht mit Kritik gespart, die war aber immer konstruktiv. Er wollte durch seine Arbeit Verbesserungen erreichen. Seine Waffe war das Florett, nicht der Degen", erklärte Hans-Dieter Alt, der als Freund und im Namen von Vereinen und Verbänden sprach. Von der überregionalen Aufmerksamkeit des Internetportals hätten auch lokale Vereine und Institutionen profitiert.


Auch wenn das Autorenkürzel "ma" erloschen ist, habe Martin Angelstein in der ihm eigenen Weitsicht schon frühzeitig vorgebaut, so OSTHESSEN|NEWS-Geschäftsführer Christian P. Stadtfeld: "Er hat bereits 2017 alle Weichen für die Zukunft seines Hauses gestellt und mit Hendrik Urbin und mir zwei langjährige Mitarbeiter als Geschäftsführer berufen. Er hat den Online-Journalismus im Land Hessen geprägt und neu definiert, wir werden die Arbeit in seinem Sinne fortführen. Lieber Martin, vielen Dank für alles! Ruhe in Frieden!" (Marius Auth) +++


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