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- Fotos: Gefängnisseelsorge JVA Hünfeld / JVA Fulda

HÜNFELD Göttliche Betroffenheit

"Walk the Lion": Das überraschende Oster-Debüt

22.04.19 - Musikskizzen, die aus persönlichen Begegnungen mit Gefangenen und aus Lebenserfahrungen entstanden sind. Folk songs fast im Alleingang aufgenommen, meditativ, rockig und ad hoc improvisiert. Unter dem Bandnamen „Divine Concern“ (Göttliche Betroffenheit), versuchen Diakon Dr. Meins Coetsier (Gesang und Gitarre) und Addi Haas (Klavier / Akkordeon / Schlagzeug / Percussion) neue Glaubenswege einzugehen: mit 23 eigenen Songs (22 in Englischer Sprache), ein eigenes Label, ein Jesuanisch geprägtes Selbstbewusstsein und viel Leidenschaft.

Das Musikprojekt der beiden Musiker ist vor den Toren des Fuldaer Gefängnisses in Hessen entstanden. Inspiriert von Johnny Cash gehen sie wöchentlich ins Gefängnis und musizieren mit den Insassen. Auf der Suche nach zeitgenössischen Formen von Religiosität, Spiritualität und Kunst machen sie einen „Sound“ hinter Gittern. Der niederländische Songwriter und Diakon der JVA Hünfeld und JVA Fulda erwähnt, „wir improvisieren in den Gefängnisgottesdiensten und beten mit Rock- und Folkmusik, dabei beteiligen wir die Insassen.“ Addi Haas, der ehrenamtlicher Musiker der JVA Fulda ist, begleitet das Musikprojekt mit den Gefangenen mit viel Herzblut. „Wir tragen auf diese Weise unseren kleinen Teil an eine bessere Welt bei,“ sagt der im Schwarzwald geborene Pianist.

Als Kraftsymbol für ihr zerbrechliches und experimentelles Projekt, haben sie den Löwen, der symbolisch für den Evangelisten Markus steht, als Inspiration genommen. Da der Verfasser des ältesten Evangeliums im Christentum, mit dem Motiv des Rufers in der Wüste beginnt wurde ihm der Löwe zugeordnet, der in der Wüste brüllt. So brüllt er für Coetsier und Haas innerhalb der JVA: Das Projekt entspricht einerseits dem menschlichen Versuch in der Wüste eines Gefängnisses und andererseits in der Lebenswüste unserer Modernen Zeit einen anderen auf Gott orientierten Sound zu finden. „Wir wissen um unsere Fehler und das Album ist nicht perfekt,“ beichtet Coetsier, „aber als ehrliche Demo Aufnahme ist es ein musikalischer Wegweiser für uns, der von der Hoffnung getragen wird.“

Mit dem Löwen werden kosmologische und christologische Elemente vereinigt, da der Evangelist neben der Liebe auch die Herrscherrolle Christi besonders betont. „Die christliche Tradition,“ erklärt Coetsier, „hat die vier geheimnisvollen Wesen aus der Himmelsvision des Ezechiel (Löwe, Stier, Mensch und Adler) aus dem Alten Testament auf die Evangelisten übertragen.“ Bei der Zuordnung spielte jeweils der Beginn der Evangelien eine Rolle. Als „König der Wüste“ gilt für den Löwen, dass er niemals seine Augen schließe und daher eine enge Beziehung zum Licht habe. Für Coetsier und Haas ist es besonders wichtig in der persönlichen Glaubenssuche durch die Schatten der Finsternis mit dem gekreuzigten Christus durch Auswegslosigkeit, Trauer und Schmerz, in das göttliche Auferstehungslicht zu kommen, und zwar wie der Psalmist schreibt, mit einem „neuen Lied.“

Das Kunstwerk auf dem CD-Cover, das eigens vom Vater des Diakons, Michel R.C. Coetsier, gemalt wurde, zeigt den Löwen in Begleitung von einer jungen nackten Frau. Dieser unverhüllte frauliche Körper steht symbolisch für die Auferstehung Jesu, und dass unser Urzustand ohne Fassade und ohne Maske ist – eben wie im Paradies. Ihre Nacktheit steht im Spannungsfeld zum Löwen, dem Menschenverschlinger, dem Träger einer strafenden Macht. Aber sie laufen friedlich und in Freundschaft zusammen nebeneinander her. Dies bedeutet für Coetsier eine mutige Aufforderung Christi an seine Kirche: „Walk the Lion!“ Die Enthüllung des innersten Wesens mit Weisheit, Offenheit, Unverstelltheit, Ehrlichkeit und Hingabefähigkeit. Symbolisch wird ihre Nacktheit hier als die natürliche Ursprünglichkeit von uns Menschen verstanden. Diakon Coetsier betont: „Die Kirche braucht mehr als je den Mut eines Löwens um in unserer Zeit mit der stärksten Sonnenkraft wichtige Entscheidungen zu treffen: Und diese Zeit ist jetzt gekommen! Deshalb lauten unsere einfachen Worten an den neuen Bischof von Fulda: Sei Mutig. Sei Stark! Sing mit uns ein neues Lied!“ (pm) +++


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