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FULDA Neuer Bischof predigte beim Bonifatiusfest

Tausende Pilger auf dem Domplatz - Eröffnung der Bonifatiuswallfahrten

03.06.19 - Es war ein ganz besonderes Erlebnis: Am Sonntag feierte der neue Fuldaer Bischof Dr. Michael Gerber auf dem Domplatz mit über 9.000 Wallfahrern von nah und fern sein erstes Bonifatiusfest.  Zuvor war er selbst als Pilger in den frühen Morgenstunden aufgebrochen und mit den Gruppen aus Dietershausen und Künzell zum Grab des heiligen Bonifatius nach Fulda gezogen. Bei strahlendem Sonnenschein begrüßte er die Gläubigen, die Konzelebranten sowie die Seminaristen vor dem Fuldaer Dom, die aus ganz Deutschland angereist waren.

Alle Fotos: Martin Engel

„Es sind so bunte, vielfältige Gruppen wie unsere Kirche“, unterstrich der Oberhirte. Als großes und wichtiges Zeichen bezeichnete er die Anwesenheit der Pilger aus dem niederländischen Dokkum. „Bonifatius ist ein europäischer Heiliger, der uns auch in der heutigen Situation viel zu sagen hat.“ Bischof Gerber hob hervor, dass jeder unserer Schritte zähle und Teil der pilgernden Kirche sei. Den Gottesdienst feierte er mit den Konzelebranten Erzbischof Dr. Jorge Carlos Patrón Wong (Rom), Sekretär der Kleruskongregation, Bischof em. Heinz Josef Algermissen, Weihbischof Prof. Dr. Karlheinz Diez, Generalvikar Prof. Dr. Gerhard Stanke, Regens Hartmut Niehus (Münster) und den Domkapitularen Paul Verheijen (Dokkum) und L. R. van der Wal (Groningen-Leeuwarden). Vor Beginn der Messfeier hatte Domdechant Prof. Dr. Werner Kathrein die Wallfahrer aus den Pastoralverbünden und Pfarreien des Bistums willkommen geheißen und der Spannung auf die erste Predigt des neuen Fuldaer Bischofs Ausdruck verliehen.

Bonifatiuswallfahrt führt an die Wurzel des Glaubens

Bischof Gerber wies in seiner Predigt darauf hin, dass die Bonifatiuswallfahrt an die Wurzel des Glaubens in Region und Land führe. Dies geschehe in einem doppelten Sinne: einerseits historisch, was den Ursprung des Christentums hierzulande vor 1275 Jahren angehe, andererseits persönlich, denn es seien viele Gläubige schon seit Jahren bei der Wallfahrt dabei. „Es ist die Erfahrung eines Glaubens, der die Tiefe der Seele berührt. Für viele von uns ist der eigene Glaube tief verbunden mit dem Erleben dieser Bonifatiuswallfahrt.“ Der Bischof hatte am Morgen mit jemandem gesprochen, der schon zum 71. Mal dabei war, und verwies auch auf die Kleinkinder und erwachsenen Neugetauften, die zum ersten Mal dabei waren. Die ersten Pilger seien schon früh im Morgengrauen aufgebrochen, und Schritt für Schritt habe der Weg vor ihnen gelegen, in dem Bewusstsein, dass es an anderen Orten andere Gruppen gab, die ihren Weg auf der Bonifatiuswallfahrt gingen. „Doch wissen wir, diese Wege gehören zusammen. Unsere Wallfahrt besteht aus vielen Wegen, auch wenn wir selbst die einzelnen Wege nicht kennen.“ Auch bei den Jugendlichen, die am Wochenende zuvor für die 72-Stunden-Aktion soziale Arbeiten geleitstet hatten, sei das Bewusstsein lebendig gewesen, mit vielen andere gemeinsam ein großes Projekt zu realisieren.

Jugendliche gaben Zeichen der Solidarität

„Ich bin sehr dankbar, dass sich dabei auch die Vielfalt der kirchlichen Jugendarbeit in unserem Bistum gezeigt hat. Ich bin dankbar für die jungen Menschen, die in ganz unterschiedlichen Verbänden, geistlichen Bewegungen und bei den Messdienern organisiert sind. Die Kirche lebt durch Euch, und Eure Vielfalt bereichert uns entscheidend.“ Die Vielfalt könne da ihre prägende Kraft entfalten, wo man einander in seiner Unterschiedlichkeit im Blick habe und die eigenen Wege „unter den gleichen Stern gestellt“ wisse. Die Jugendlichen hätten in einer Zeit, da man sich um das Auseinanderdriften der Gesellschaft und des Kontinents sorgen müsse, ein „bemerkenswertes Zeichen der Solidarität“ gesetzt. Der Bischof verwies auf generationenübergreifende Projekte zwischen Jugendlichen und Demenzkranken, an Projekte, in die jugendliche Geflüchtete aktiv einbezogen waren, ökumenische Projekte sowie Projekte zugunsten der Schöpfung. Damit seien sie sehr nahe gewesen am Wirken des heiligen Bonifatius und seiner Gefährten. Bischof Gerber betonte mit Blick auf das Interesse der Erwachsenen an dem, was die Jugendlichen taten: „Ein ehrliches Interesse aneinander kann ein Klima des Wachstums schaffen. Das war bei Bonifatius so und, das ist auch heute noch so.“

Ein „Mehr“ an Leben durch Jesus Christus

Die Seminaristen aus ganz Deutschland, die in Fulda weilten, hätten ihrerseits Projekte, fuhr Gerber fort. „Es sind Projekte im Dienst an Jesus Christus und an seinem Volk. Es sind Projekte, die letztlich zur Entscheidung herausfordern, zur Lebensentscheidung für ein Lebensprojekt.“ Das sei auch das Zeugnis des heiligen Bonifatius, der sich auf das Lebensprojekt Jesu einließ und den sicheren Boden seiner Heimat verließ. Er habe die Erfahrung gemacht, dass ihm, wenn er Jesu Einladung folge, ein „Mehr“ an Leben geschenkt wurde und er in seiner Persönlichkeit wuchs. Auch wir müssten darauf vertrauen, dass Jesus Christus, der Morgenstern, uns ein „Mehr“ an Leben schenken wolle. Der Weg zum Grab des heiligen Bonifatius sei auch von vielen Liedern geprägt, so der Oberhirte weiter. „Wenn wir sie singen, werden tief in unserer Seele Emotionen wachgerufen, die viele von uns mit diesen Liedern verbinden.“ Diese Emotionen würden so verknüpft mit der gegenwärtigen Situation. Gerber forderte dazu auf, diese Erfahrungen ernst zu nehmen, wenn es darum gehe, nach dem Weg der Kirche in die Zukunft zu suchen.

Beim gemeinsamen Singen der Lieder könne man von einer Art „heiligem Wettstreit“ sprechen, unterstrich der Bischof. Dies deutete er als eine sehr ursprüngliche Erfahrung: „Wir haben unseren Platz in dem Ganzen und wir haben diesen Platz sichtbar und hörbar. Unsere Stimme zählt und unsere Stimmen lassen sich nicht einfach gleichschalten. Unsere Stimmen leisten ihren originellen Beitrag.“ Mit dem inbrünstig gesungenen barocken Lied auf den Lippen seien die Pilger alle hinunter in die Bonifatiusgruft gezogen. „Dort unten wird spürbar, dass es der gleiche Rhythmus des Herzens ist, der uns alle antreibt.“ Weil Bonifatius selbst so berührt gewesen sei von Jesus Christus und seinem Evangelium, könne die Begegnung mit ihm und seinem Grab auch heute Menschen in der Tiefe berühren, zeigte sich Bischof Gerber überzeugt. Im traditionellen Bonifatiuslied, das auch junge Leute gerne sängen, schwinge die Vitalität eines Bonifatius mit, der „auch in hohem Alter noch höchst beweglich war und dessen Zeugnis daher auch uns heute noch innerlich wie äußerlich in Bewegung bringt“. Der heilige Bonifatius sei höchst lebendig. Sein Zeugnis wecke auch heute Leben. „Die Bonifatiusgruft mit dem Grab unseres Heiligen steht für die gemeinsame Wurzel unseres kirchlichen Lebens und sie steht für das gemeinsame Ziel unserer Wege, wie wir das gerade an einem Tag wie heute sehr sinnenhaft erfahren“, schloss der Bischof. (pm/mr) +++


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