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Vor dem Mainzer Dom - Foto: privat

PETERSBERG Drei Busse voller Best-Ager

Seniorenfahrt als Selbstversuch der überraschenden Einblicke

28.06.19 - Seniorenfahrten – lange Zeiten das „No go“ schlechthin für mitten im Leben stehende  aktive Menschen und Synonym für langweilige Rentnerunterhaltung in Bussen, Mittag- und Abendessen inklusive. Ist es wirklich so? ON-Autor Thomas Witzel, mittlerweile selbst  im Rentenalter hat die Probe aufs Exempel gemacht – und sich mit Frau und Freunden für ein Ganztagesangebot seiner Heimatgemeinde Petersberg angemeldet: eine Tagefahrt nach Mainz. Ein Selbstversuch mit überraschenden Einblicken und Erkenntnissen.

Sammeln im Schatten

Erwartungsfroh am Gutenbergplatz

Die Fremdenführer kommen

„Trinken, Trinken, Trinken!“, tönt es über den Petersberger Rathausplatz. Ausgerechnet heute soll der heißeste Tag des Jahres sein. Es ist zwanzig nach acht und das Thermometer steigt schon bedrohlich in Richtung 25 Grad. Verständlich, dass  die Organisatoren der Fahrt diese Handlungsanweisung in den Köpfen ihrer Mitfahrer verankern möchten. Mineralwasser und Apfelschorle verschwinden kistenweise im Gepäckraum der drei Busse, die nach einer Sternfahrt aus allen Ortsteilen der Gemeinde nun mit laufenden Motoren am Rathausplatz stehen. Peter Ceming, im Rathaus zuständig für die Seniorenbetreuung, Edeltraud Weider und Christa Bischoff  vom Seniorenausschuss der Gemeinde und Gemeindevertreterin Maria Eppinger, sowie drei Ehrenamtliche überprüfen noch einmal die Listen – an die 150 Senioren haben sich angemeldet – 17 haben wegen der angekündigten Hitze kurzfristig abgesagt.

Im Dom – alle mal zuhören

Aufmerksames Lauschen im Kreuzgang

Punkt  halb neun geht es los. Die Klimaanlage arbeitet geräuschlos. Es geht über die B 27, Richtung A 66. Die ersten Mineralwasserflaschen werden geöffnet. Man schaut sich um, einige der Mitfahrer kennt man schon aus dem Ortsbild. Andere kennen sich schon von früheren Fahrten. Die Kommunikation läuft langsam an. Die Digitalanzeige über dem Busfahrer zeigt um kurz nach neun 27 Grad an. Kurz hinter Steinau, auf dem Rastplatz Weinberg gibt es das sogenannte Bürgermeister-Frühstück, gespendet vom Rathauschef Carsten Froß: Belegte Brötchen und Apfel-Schorle aus Glasflaschen. Erste Gelegenheit, die Mitfahrende mal in Lebensgröße zu sehen. Alle weitgehend gut zu Fuß, Bermudas, Polo-Piquets, leichte Stoffe und Strohhüte dominieren. So stellt man sich die Best-Ager vor. Geschätzter Altersschnitt: aktive 70, unternehmungslustig und erwartungsfroh.

Nur raus aus der Sonne

Ein kühles Radler im Proviantamt

Erschöpft beim Mittagessen

Nach zwei Stunden lässt der Busfahrer der Firma Stumpf seine Seniorenfracht gegenüber der Mainzer Rheingoldhalle aussteigen. Kurzer Fußweg zum Gutenbergplatz und alle eint die Suche nach Schatten. Die gebuchten Stadtführer kommen pünktlich. Also nichts wie rein in den Dom, der an diesem Morgen mit einem Luxusgut punkten kann – mit Schatten und angenehmer Kühle. Das restliche Kulturprogramm reduziert sich wegen der Hitze auf einen Fußmarsch entlang Mainzer Sehenswürdigkeiten bis hin zum Proviantamt, wo große Tische für 150 Leute gedeckt sind. Ein kühles Radler von der Mainzer Actienbrauerei bildet eine willkommene Initial-Erfrischung. Beim nächsten Radler steht auch schon das vorbestellte Essen am Platz. Ich habe mich für ein Wirtschaftsschnitzel entschieden – mit Bratkartoffeln. Schmeckt hervorragend und ist genau die richtige (Senioren-) Portion. Meine direkten Mitreisenden haben sich für Käsespätzle und Puten-Geschnetzeltes entschieden. Auch eine gute Wahl.

Mittagessen 1: Putengeschnetzeltes

Mittagessen 2: Wirtschaftsschnitzel

Köstlich bei Yamy’s

Abendessen 1: Strammer Max

Abendessen 2: Hawaii-Toast

Wieder daheim

Die gut zwei Stunden zur freien  Verfügung erweisen sich als eine Art Kultur-Hopping im Schatten – von Platz zu Kirche, von Kirche zu Platz. Wir bauen noch einen Besuch der weltberühmten Chagall-Glasfenster in der Stefanskirche ein, dann treiben uns Durst und Schattensehnsucht in eine kleine und feine Bar am Markt. Bei Jamy’s, am Rande des Gutenbergplatzes hat man ein Herz für durstige Osthessen. Ich nehme eine selber gemachte Limonade aus Heidelbeeren und mit Basilikum, Eiswürfeln und Strohhalmen aus Glas – umweltfreundlich und beim Saugen ein Genuss. Und auch meine Nachbarn erleben Geschmacksverzückungen. Der „Alte Hochstädter“ Apfelwein mit Eiswürfeln weckt Erinnerungen an frühe Frankfurter Tage.

Zum Ende hin, wird es noch einmal ein bisschen turbulent: Weil bei einem der Busse die Klimaanlage ausgefallen ist, schickte das Reiseunternehmen einen neuen Bus mit intakter Klimaanlage nach Mainz. Dieser und die anderen Busse können dann aber nicht mehr an der verabredeten Stelle parken. Die Teilnehmer müssen einen längeren Fußmarsch auf sich nehmen. Und da erweisen sich die drei mitgereisten Damen vom Roten Kreuz als willkommene Unterstützung. Sie helfen mit Wasser und unterstützen die, denen die Hitze nun doch zusetzt. Mir haben sie auch geholfen: Eine kleine Schnittverletzung am Finger war wieder aufgebrochen und blutete. „Ich mache ihnen ein Pflästerchen drauf“, sagt eine von ihnen und hat mir sogar noch einen Ersatz-Verband mitgegeben.

An die 35 Grad zeigt das Thermometer, als die verschwitzte, aber zufriedene Reisegesellschaft im Hof des Gasthauses Ebert in Neuhof ankommt. Ein gutes Abendessen rundet die Fahrt ab und das Fazit kann sich sehen lassen: 30 Euro pro Person – ein besseres Preis-Leistungsverhältnis gibt es kaum. Die nächste Fahrt geht übrigens nach Steinfurth in der Wetterau – Rosen anschauen. (Thomas Witzel)+++


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