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BAD HERSFELD / BERLIN O|N spricht mit Michael Roth

"Ich bleibe Optimist: die SPD wird gebraucht, jetzt und in Zukunft!"

04.07.19 - Europa-Staatsminister Michael Roth will den SPD-Vorsitz - zusammen mit der Ex-NRW-Familienministerin Christina Kampmann. Die beiden sind das erste Kandidaten-Duo, das sich um die undankbare Nachfolge von Andrea Nahles bemüht. OSTHESSEN|NEWS hat den 48-Jährigen, der gebürtig aus Heringen (Werra) kommt und in Bad Hersfeld lebt, gefragt, warum er den Schritt wagt.

O|N: Lieber Michael Roth, die Sozialdemokratie macht die Wohl größte Krise in ihrer deutschen Geschichte durch. Warum wollen Sie also ausgerechnet jetzt die Verantwortung und den Parteivorsitz übernehmen?

Michael Roth: Trotz der schwierigen Lage der Partei bleibe ich ein unerschütterlicher Optimist. Die SPD wird gebraucht – jetzt und in Zukunft. In den vergangenen Tagen und Wochen bin ich von vielen in der Partei ermuntert worden: „Michael, wäre das nicht vielleicht was für Dich?“ Aber ich bin ganz ehrlich. Alleine wäre ich dieses Wagnis wohl kaum eingegangen. Aber als unsere Partei beschlossen hat, bei der Entscheidung über den Parteivorsitz die Mitglieder zu beteiligen und auch erstmals den Weg für eine Doppelspitze frei zu machen, hat mich das begeistert. Und Christina Kampmann und ich wollten mit unserer gemeinsamen Bewerbung eben auch dem Eindruck entgegentreten, dass in der SPD derzeit niemand bereit ist, Verantwortung zu übernehmen. Wir hoffen, dass wir damit nun weitere Mitbewerberinnen und Mitbewerber ermutigen, ebenfalls zu kandidieren.

Was bestärkt Sie im Glauben daran, dass wir in Deutschland eine starke Sozialdemokratie brauchen?

Ich bin überzeugt: Eine Gesellschaft, in der starke Schultern mehr tragen als schwache, in der es nicht darauf ankommt, woher du kommst, sondern was Du erreichen willst - dafür lohnt es sich zu kämpfen. Und das ist SPD pur. Wir Sozis stehen für Gerechtigkeit und Zusammenhalt. Viele Menschen sind angesichts der dramatischen Umbrüche dieser Zeit - Globalisierung, Klimawandel, Flucht und Migration, Digitalisierung – verunsichert. Ihnen wollen wir durch unsere sozialdemokratischen Antworten wieder ein Gefühl von Sicherheit und Orientierung geben.

Objektiv betrachtet liefert die SPD gute politische Ergebnisse und arbeitet ihre Versprechen ab, honoriert wird dies vom Wähler scheinbar aber nicht. Was muss anders werden, um die Wähler wieder für SPD-Themen zu gewinnen?

Unsere SPD lässt derzeit nicht aufhorchen, sie beschäftigt sich zu viel mit sich selbst. Zuletzt sind wir allzu oft als verzagter Haufen dahergekommen. Christina Kampmann und ich sind entschlossen, der SPD wieder neuen Optimismus und Selbstbewusstsein zurückzugeben. Wenn wir nach außen wieder mehr Zuversicht und Freude ausstrahlen, dann spüren die Menschen auch: Die kann man wählen! Der Prozess in den kommenden Wochen ist für die SPD eine tolle Chance, sich von ihrer besten Seite zu zeigen.

Es soll die erste Doppelspitze der SPD werden: Warum? Und wer ist Christina Kampmann für Sie?

Einzelkandidaturen sind weiterhin möglich - aber erstmals könnte es nun auch eine Doppelspitze für die SPD geben. Das finde ich großartig! Christina und ich sind beide echte Teamspieler – wir trauen und vertrauen uns. Unsere politischen Wege haben sich 2013 in Berlin gekreuzt als sie in den Bundestag gewählt wurde. Imponiert hat mir ihr Wechsel in die Landesregierung in NRW, wo sie als Ministerin tiefe Spuren hinterlassen hat. Das wichtigste ist jedoch: Sie ist ebenfalls eine unerschütterliche Optimistin. Und wir haben beide große Lust, dieses Abenteuer gemeinsam zu wagen.
 
Ist der Terminplan mit Dienstreisen quer durch Europa, Roths Kaffeklatsch und den normalen Sitzungen im Bundestag nicht längst voll genug?

Klar, mein Terminkalender ist voll. Aber es macht mir eben auch Freude, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen - ob nun in meiner Heimat, in Berlin oder unterwegs in Europa. Aber natürlich weiß ich auch, dass auf die künftigen Parteivorsitzenden richtig harte Arbeit wartet. Deswegen haben Christina Kampmann und ich auch versprochen, uns voll auf diese Aufgabe zu konzentrieren. Die SPD braucht jetzt die ganze Kraft ihrer Vorsitzenden. Wir bleiben natürlich beide Abgeordnete, aber das Amt des Staatsministers für Europa werde ich mit der Wahl zum Vorsitzenden aufgeben.

Die vielleicht wichtigste Frage für die politische Konkurrenz: Wie schafft es Michael Roth, Wahlen in „seinem Nordhessen“ trotz aller SPD-Krisen wieder und wieder zu gewinnen?

Meine Heimat liegt mir am Herzen. Ich bin gerne vor Ort  und  helfe, wenn es etwas zu bewegen gilt. Es freut mich, dass die Menschen das offenkundig schätzen und mir – auch in schwierigen Zeiten - bei Wahlen immer wieder ihr Vertrauen geschenkt haben. Wir in Nordhessen sind ja inzwischen eine der letzten sozialdemokratischen Bastionen in Deutschland. Und oft fragen mich Kolleginnen und Kollegen nach unserem nordhessischen Geheimrezept. Und auch hier gilt: Wahlkampf ist Teamarbeit! Ich habe nun schon sechsmal erlebt, dass man gemeinsam, mit Leidenschaft und klaren Standpunkten, Großes erreichen kann.

Vielen Dank!
(Julius Böhm) +++


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