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Barbara Schlemmer auf der Traktoren-Demo in Kirtorf/Lehrbach - Foto: Madlin Steinbrecher

VOGELSBERG Mit Traktoren und Fahrrädern gegen die A 49

Im Kampf gegen die Zerstörung des Naturschutzgebietes

23.08.19 - Mit einer Fahrrad- und Traktorendemonstration setzte die Schutzgemeinschaft Gleental am Freitagnachmittag ein Zeichen gegen den Autobahnbau der A 49. Die Kundgebung begann um 14 Uhr am Sportplatz Lehrbach und führte anschließend über die Bundesstraße 62 entlang der geplanten Autobahnstrecke bis an den Ortsrand von Niederklein. Anwohner der ländlichen Region wollten damit auf die zerstörerischen Folgen für die Allgemeinheit hinweisen. Für den Bau sollen mehr als 85 Hektar Wald gerodet werden – eine Größe von ungefähr 120 Fußballplätzen.

Mit Traktoren gegen Weiterbau der A49

Christoph Schulze-Gockel -Vorsitzender der Schutzgemeinschaft Gleental ...

Damit wurde innerhalb weniger Wochen bereits zum zweiten Mal gegen die Pläne der Straßenbaugesellschaft DEGES und der hessischen Landesregierung demonstriert. Die Schutzgemeinschaft will nach eigenen Informationen durch den Protest auf die drohende Naturzerstörung im Gleental hinweisen und fordert in diesem Zusammenhang die Aufhebung des Planfeststellungsbeschlusses aus dem Jahr 2012, da dieser schon bei seinem Erlass "gegen geltendes EU-Recht verstoßen" habe. Seit mehr als 40 Jahren setzt sich die Bürger- und Umweltinitiative schon für den Erhalt der Forst- und Wiesenflächen im Gleental, Dannenröder Forst und Herrenwald ein. Der geplante Abschnitt der A 49 soll zwischen Schwalmstadt und Stadtallendorf (VKE 30) bis Gemünden/Felda (VKE 40) führen. In einem offenen Brief an den Hessischen Verkehrsminister Tarek A-Wazir (Grüne) forderten sie bereits einen Bau- und Rodungsstopp. Laut einem Sprecher des Polizeipräsidiums Osthessen haben die Veranstalter rund 30 Traktoren, 40 Radfahrer und insgesamt 100 Teilnehmer angemeldet und seien auf Verkehrsbehinderungen eingestellt.

Gefahr für Mensch und Tier in ganz Hessen

„Das ist eine große Gefahr für die Menschen in Hessen“, so Christoph Schulze-Gockel, Vorsitzender der Schutzgemeinschaft Gleental. Das Gleental sei eine Insel der Artenvielfalt mit dem besten Schutz gegen den Klimawandel und liefere gleichzeitig sauberes Trinkwasser. Die A 49 zerstöre dieses Ökosystem für immer. Im Schutzgebiet liege eine Brunnenkette, die Trinkwasser bis in den Großraum Frankfurt liefere. Man befürchte, dass die Bauarbeiten das Grundwasser stark verschmutzen werden. Die klima-, arten und trinkwassersschützende Funktion des Gleentals müsse erhalten werden, forderte die Gemeinschaft in ihrem Aufruf zur Demonstration. Neben der zu rodenden Fläche sind erhebliche Randschäden durch Austrocknung des Waldbodens und durch Windwurf zu befürchten, die eine Waldfläche von weitaus mehr als 110 Hektar betreffen könnte. Die Wiesen seien ein einzigartiger Lebensraum für Bienen und andere Insekten und die geplanten Rodungen im Herrenwald und Dannenröder Forst würden den Klimawandel weiter verschärfen. Christoph Schenck von der Schutzgemeinschaft verlangt von der Politik ein Umdenken, "das geht ganz schnell, wenn wir an Fukushima zurückdenken." Der Autobahnbau träge nicht zur Lösung der bestehenden Verkehrsprobleme bei, sondern sei ein Teil des Problems. „In Zeiten, in denen junge Leute rund um den Globus für das Klima auf die Straße gehen und klimaschützende Entscheidungen der Politik dringend gefragt sind, ist ein solches Vorhaben schlicht unverantwortlich,“ erklärte Christoph Schulze-Gockel. Die Gefahren für Mensch und Umwelt, die mit der Vernichtung des Waldes einhergehen, seien daher verheerend. Die Klimaschützer machen auf die Bedeutung des Waldes als CO2-Speicher und auf die Wichtigkeit des Klimas aufmerksam, denn es ginge darum, ein Verbrechen an der Natur zu stoppen.

Foto: Schutzgemeinschaft Gleental e.V.

Foto: Schutzgemeinschaft Gleental e.V.

Alternative des Trassenverlaufs der A 49

Die Bürgerinitiative setzt sich für eine Alternative für den Trassenverlauf der A 49 ein, die Ökonomie und Ökologie besser in Einklang bringe. Stadtallendorf soll demnach über die dreispurige Bundesstraße mit Marburg verbunden und an die A 485 nach Gießen angeschlossen werden. Die A 49 sei nicht als Nord-Süd-Magistrale geplant und dürfe keine Alternative zur A 5 / A 7 werden, erklärt die Schutzgemeinschaft, die sich seit 1979 gegen den Autobahnbau engagiert. Im Bereich der Stadt Marburg sollte die dort bereits vorhandene, autobahnähnlich ausgebaute B 3 A in einem Tunnel geführt werden, um für den nötigen Lärmschutz zu sorgen.

Naturschützer protestieren gegen Autobahnausbau

Harald Lesch tritt in Grünberg auf

Im Anschluss an die Demonstration findet der Vortrag „Mythen und Methoden der Klimaleugner" mit dem Wissenschaftsjournalisten Professor Harald Lesch in der Aula der Theo-Koch-Schule in Grünberg statt. Lesch ist Professor für Physik an der Ludwig-Maximilians-Universität und Lehrbeauftragter für Naturphilosophie an der Hochschule in München. Für seine Arbeiten hat Lesch zahlreiche Preise erhalten, zuletzt den Hans-Joachim-Friedrichs-Preis für herausragenden Fernsehjournalismus. Zusammen mit Dr. Udo Ornik von den Vogelsberger Grünen will er die Mythen der Klimaleugner widerlegen. Die Veranstaltung beginnt um 18 Uhr und der Eintritt ist kostenfrei.

Die dramatische Veränderung des Klimas, das millionenfache Artensterben und die anhaltende Trockenheit im Wasserschutzgebiet des Gleentals mache eine Umplanung im Interesse der Allgemeinheit und im Interesse künftiger Generationen notwendig. (Madlin Steinbrecher) +++


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