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Dr. Friedrich Jungblut, Chefarzt der Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie am Krankenhaus Eichhof in Lauterbach. - Foto: privat

LAUTERBACH Demenz miteinander leben

Wenn der Lebensweg durch eine Krankheit ins Vergessen führt

29.08.19 - LAUTERBACH. Demenz ist ein Schreckgespenst unserer Zeit. Was sich hinter der Krankheit verbirgt, welche Vorkehrungen man treffen sollte und wo Betroffene und ihre Angehörigen Hilfe bekommen, all das und mehr war Thema des Vortrags "Demenz – miteinander leben" von Dr. Friedrich Jungblut, Chefarzt der Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie am Krankenhaus Eichhof in Lauterbach.

Wo sind meine Schlüssel? Hab ich das Licht ausgemacht? Diese und andere Alltagssituationen erlebt jeder Mensch. Kein Grund zur Sorge, doch je älter man wird, umso mehr beschleicht einen die Angst, nicht nur eben mal was verlegt, sondern möglicherweise die erste Stufe zur Demenz beschritten zu haben.

Was mittlerweile wie eine Volkskrankheit anmutet und ein Synonym für das Älterwerden darstellt, ist eine lebensverändernde Erkrankung, die für Betroffene wie auch deren Angehörige zu einer schweren physischen und psychischen Belastung werden kann. "Mit dem Krankheitsbild einhergehen häufig Stimmungsschwankungen, Orientierungslosigkeit, Wahrnehmungsstörungen und der soziale Rückzug, den demenziell Erkrankte unweigerlich einschlagen, da sie nicht mehr Herr der Lage über ihr eigenes Leben sind", leitete der Chefarzt seinen Vortrag ein.

Mehr als siebzig Zuhörer waren in die Cafeteria des Lauterbacher Krankenhauses gekommen, um sich über das Krankheitsbild, den Verlauf, die Folgen und Therapiemöglichkeiten zu informieren. Ausführlich beschrieb Dr. Jungblut die Symptome der Demenz mit Veränderungen bei Gedächtnis, Auffassungsgabe, Sprache und Denkvermögen. Welche Auswirkungen die Krankheit auf gewohnte Alltagstätigkeiten hat, wie sich soziale Verhaltensweisen ändern, und wie Stimmungsänderungen und Antriebsstörungen das Miteinander in einer Familie erschweren können, darüber gab der Referent seinem Auditorium umfassend Auskunft.

"Besonders belastend – auch für pflegende Angehörige – sind psychische Begleiterscheinungen, wie Angst, Depression und Unruhe, die fast immer mit dem Krankheitsbild einhergehen. Hier benötigt man dringend professionelle Hilfe", wusste der Chefarzt aus seiner langjährigen Erfahrung zu berichten. Dr. Jungblut informierte das Auditorium, das interaktiv schon während des Vortrags viele Fragen stellte, in welchen Altersgruppen Demenz am häufigsten vorkommt und wie der Verlauf der Erkrankung sich darstellt. Die verschiedenen Stadien waren ebenso Thema, wie manche Ursachen, die bei rechtzeitiger Behandlung behebbar sind, so der Mediziner. Beispiele dafür seien unter anderem Depressionen, Schädelblutungen, Infektionen des Gehirns oder gar Mangelzustände im hormonellen Bereich oder bei der Vitaminversorgung.

Auch der Gebrauch von Beruhigungs- oder Schlafmitteln könne eine Demenz verstärken, sagte der Chefarzt. Er gab einen Überblick über die diversen diagnostischen Möglichkeiten mit ärztlichen und psychologischen Untersuchungen, Labortests oder mittels Computertomografie und MRT. Aber auch persönlicher Lebensstil, Vorbeugung und medikamentöse Therapien kamen zur Sprache. Intensiv ging er auf die Themen Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung ein, die rechtzeitig und vor dem Abtauchen in das Vergessen schriftlich formuliert werden müssen, da sie die rechtliche Grundlage für die Umsetzung des eigenen Willens bedeuten.

"Miteinander leben im Falle von Demenz bedeutet vor allem, nicht alles alleine tun zu müssen. Holen Sie sich Hilfe bei der Pflege, auch in finanzieller Hinsicht. Erstellen Sie einen Notfallplan für schwierige Situationen und vor allem: Sorgen Sie für die Psyche mit Angeboten, wie Gedächtnissprechstunde oder Gesprächskreisen und Treffen für Angehörige", riet Dr. Jungblut, der auch nach dem Vortrag noch lange für Gespräche bereitstand. (pm)+++


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