Archiv
Die Theatergruppe der Jakob-Grimm-Schule würdigten in verschiedenen Szenen die Vergangenheit - Fotos: Gudrun Schmidl

ROTENBURG/F. Hochschule hinter Stacheldraht

OFLAG-Museum in der Jakob-Grimm-Schule als Mahn- und Gedenkstätte eröffnet

07.12.19 - In Kisten verpackt lagerte die von dem Rotenburger Historiker Dr. Heinrich Nuhn konzipierte Ausstellung „Hochschule hinter Stacheldraht“. Die Jakob-Grimm-Schule (JGS) Rotenburg an der Fulda 1939 bis 1945“, die von November 2014 bis Februar 2015 im Rotenburger Kreisheimatmuseum gezeigt wurde, im Keller der JGS. Ein „unerträglicher Gedanke“ für Schulleiterin Sabine Amlung, dass die „unvorstellbare Geschichte der Schule als greifbarer Beweis“ nicht zugänglich war, betonte sie am Donnerstag im Rahmen der offiziellen Eröffnung des OFLAG-Museums als Dauerausstellung an ihrer Schule. Sie bedankte sich bei Dr. Heinrich Nuhn als langjährigen Pädagogen, der seiner ehemaligen Schule damit ein Geschenk von unermesslichem Wert hinterlässt.

Schulleiterin Sabine Amlung

Jakub Wawrzyniak, polnischer Generalkonsul

Historiker Dr. Heinrich Nuhn

Der Eröffnungstermin des OFLAG-Museums in der Jakob-Grimm-Schule, das dritte OFLAG-Museum überhaupt, war bewusst gewählt. Unmittelbar nach dem deutschen Überfall auf Polen im September 1939 wurden über 400 polnische Offiziere und 56 polnische Militärpriester ab dem 1. Dezember 1939 in der Jakob-Grimm-Schule inhaftiert. Die 56 Geistlichen wurden dann bereits am 18. April 1940 ins Konzentrationslager (KZ) Buchenwald geschafft und von dort am 7. Juli 1942 in das KZ Dachau deportiert. Jeder Dritte der 56 Priester, die bis April 1940 in Rotenburg gewesen waren, erlitt in Dachau einen gewaltsamen Tod, viele wurden Opfer medizinischer Versuche. Von Juni 1940 bis Anfang August 1942 wurde die JGS unter der Bezeichnung OFLAG IX A/Z Kriegsgefangenenlager für die gleiche Zahl von Offizieren aus Großbritannien und dem Commonwealth, von März bis Juni 1943 auch für circa 150 Offiziere aus den USA.

Angehörige der ehemaligen gefangenen Offiziere

Karsten Vollmar in Vertretung des Staatlichen Schulamtes, Kreisbeigeordneter ...

Dem polnischen Generalkonsul Jakub Wawrzyniak fiel es schwer, angesichts des Gedenkens an den Überfall auf Polen die richtigen Worte zu finden, die nur annähernd den Schmerz und das Leid seiner Landsleute beschreiben könnten. Dennoch haben ihn bereits seine Großeltern auf den Weg der Aussöhnung gebracht, die für ihn eine Herzensangelegenheit ist. Er folgte dem Wunsch von Dr. Heinrich Nuhn und überreichte eine polnische Fahne. In Anwesenheit von weit angereisten Angehörigen ehemaliger Gefangener sprach auch Landrat Dr. Michael Koch als Schirmherr ein Grußwort und mahnte: „Wehret den Anfängen“.  

Bei einem Umtrunk kamen die zahlreichen Gäste ins Gespräch

Rotenburgs Bürgermeister Christian Grunwald (rechts) mit seinem Bruder, Pädagoge ...

Der Eingang zur der Dauerausstellung

Sabine Amlung hat sich persönlich sehr dafür eingesetzt, in den ehemaligen Lehrerwohnungen das Archiv einzurichten und damit Platz für die Dauerausstellung zu schaffen, die nun deutlich erweitert als Teil des jüdischen Museums in einem Untergeschossraum der JGS aufgebaut wurde. Der Titel „Hochschule hinter Stacheldraht“ rührt daher, dass den Offizieren laut Genfer Konvention das Recht auf Bildung, Kunst und Unterhaltungstätigkeiten zustand sowie das Praktizieren von religiösem Leben und auf Korrespondenz. Noch stärker war das Lagerleben von akademischen Studien bestimmt. Unter den Reserveoffizieren gab es eine Reihe von Wissenschaftlern, die Lehrveranstaltungen anboten und prüfungsberechtigt waren. Dies wurde in eindrücklichen Szenen von der Theatergruppe der JKS dargestellt. Mit grandiosem Klavierspiel bereicherte der Schüler Manuel Khazarian die Eröffnungsfeier.

Mit hilfreicher finanzieller Unterstützung durch Sponsoren, der Bürgerstiftung und vor allem des Förderkreises jüdisches Museum, der insgesamt 14.000 Euro beigesteuert hat, wurde die Dauerausstellung realisiert. Tatkräftig unterstützt und gestaltet von der Lehrerschaft, Schülerinnen und Schülern des Geschichtskurses von Dr. Dietrich Karpa und vielen weiteren helfenden Händen.  Die zukünftige Ausstellung soll auch im Unterricht genutzt werden und als Mahn- und Gedenkstätte zahlreiche Besucher, besonders auch Schulklassen aus der Region, ansprechen. 40 bebilderte Tafeln, Originaldokumente und spannende Relikte über Fluchtversuche erzählen eindrücklich Geschichte. Führungen können über Telefon 06623-915330/5555/2482 angemeldet werden. (pm/gs) +++

Der Handwagen, mit dem ein Fluchtversuch unternommen wurde


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