Geschichte vor der Haustür „Rund um den Alheimer“

09.12.19 - Der Geschichtsverein Altkreis Rotenburg präsentiert den 41. Band mit neuen Erkenntnissen zur Geschichte der Region. Eine Collage ziert das Titelbild: der dreirädrige „Pinguin“ und das ehemalige Logo der Rotenburger Metallwerke. Nur in Fachkreisen war bekannt, dass der Unternehmensgründer der RMW, Rudolf Stierlen, Lizenznehmer eines in Herne konstruierten Kleinwagens war. Damals wäre er fast unter die Automobilhersteller gegangen. Doch nur wenige Prototypen des Dreiradwagens wurden gebaut. Das und vieles mehr erörtern die beiden Rotenburger Stadtarchivare Albert Deist und Klaus-Peter Paulus in ihrem zweiten Teil über das Rotenburger Traditionsunternehmen.

Blick vom Schulhof

Schulkomplex

Alte Kirche in Lüdersdorf

Meilerplatten und Pechöfen im Wildecker Tal

Heiko Ries beschäftigt sich in seinem Aufsatz mit Meilerplatten und Pechöfen in der Umgebung des Wildecker Tales. Die neuzeitliche Kupferschieferindustrie war Großabnehmer von Holzkohle, die zur Verhüttung als Energieträger notwendig war. Reste der einstigen Holzkohlemeiler haben sich bis heute als signifikante, kreisrunde Verebnungen in unseren Wäldern erhalten. Manchmal handelt es sich bei den Podien im Wald sogar um ehemalige Pechöfen, zu erkennen an einer unterirdischen Abflussrinne. Pech wurde früher als Klebe- und Schmiermittel verwendet.

Vor 60 Jahren wurde die neue Lüdersdorfer Kirche mit ihrem charakteristischen freistehenden Turm oberhalb des Dorfes eingeweiht. Auch die Vorgängerkirche aus dem Jahr 1828 ist noch heute mitten im Dorf vorhanden. Was es mit dieser Besonderheit der zwei Kirchen auf sich hat, hat Martin Ludwig recherchiert.

Über die relativ unbekannten barocken Malereien an den Emporenbrüstungen der 1239 erstmals belegten evangelischen Kirche von Gilfershausen berichtet der Kunsthistoriker Dr. Götz J. Pfeiffer. Um 1721 wurde das Langhaus der Kirche erhöht, Emporen eingebaut und Malereien angebracht. Später wurden sie überstrichen und erst 1948/49 wieder freigelegt. Drei thematische Folgen werden bei den Malereien unterschieden.

Fuldahochwasser spült Abort

Über eine imposante Akte aus dem Staatsarchiv Marburg kam die Familienkundlerin Christa Hein einer besonderen Episode der Rotenburger Geschichte auf die Spur. 1882 musste das Hein'sche Haus in der Brückengasse dem Bau der eisernen Brücke weichen. Herr Hein wollte den Wert seines Hauses mit der Begründung erhöhen, dass sein Abort die Vorzüge besitzt, bei Hochwasser der Fulda ausgespült zu werden und somit keine Reinigungskosten anfallen. Dem Streit über den Marktwert des abgerissenen Gebäudes verdanken wir eine detaillierte Baubeschreibung samt Zeichnungen.

1960 wurde das Internat in Rotenburg, nahe der Jakob-Grimm-Schule, fertiggestellt. Die Internatsgeschichte geht auf die deutsche Teilung zurück, berichtet Reinhold Salzmann. Viele Bürger verließen damals die DDR in Richtung Westen, darunter auch Jugendliche, die ihre Schulausbildung nicht beendet beziehungsweise keine Zugangsberechtigung zu westdeutschen Hochschulen hatten. Den Schülerinnen und Schülern fehlte eine Bleibe, hier musste geholfen werden.

Reinhard von Bodelschwingh spannt mit seinem Aufsatz über die Kirchenpatronate den Bogen vom Mittelalter bis in die Gegenwart. Im Besonderen geht er auf erloschene und noch bestehende Patronate in Richelsdorf, Nentershausen, Schwarzenhasel, Solz und Wichmannshausen ein.

Rund um den Alheimer, Beiträge zur Geschichte und Landeskunde des ehemaligen Kreises Rotenburg. Band 41/2020, 84 Seiten, zahlreiche Abbildungen, im Buchhandel und beim Geschichtsverein Altkreis Rotenburg für 9,50 Euro erhältlich. Kontakt: Andreas Rehs, Tel. 06623/41548, E-Mail: [email protected] (pm) +++