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Diese Damen haben natürlich auch Wünsche - Fotos: SuriaReiche

FULDA Von Gesundheit, Frieden und Zufriedenheit

Was wünschen sich Menschen, die mehr als ihr halbes Leben hinter sich haben?

20.12.19 - Eine Puppe mit langen Zöpfen. Das stand früher einmal ganz oben auf ihrer Wunschliste. Heute haben sie und die anderen Bewohner des Mediana Wohnstifts und des Betreuten Wohnens ganz andere Wünsche. Welche Dinge landen auf dem weihnachtlichen Wunschzettel, wenn man mehr als die Hälfte seines Lebens hinter sich hat? Für die sechs Damen, die sich am Mittwochvormittag im Wintergarten des Wohnstifts in der Friedenstraße versammelt haben, steht fest: Etwas Materielles ist es nicht. „Wir haben doch schon alles.“

Die Räume in dem roten Gebäude nahe der Fuldaer Innenstadt sind schon lange weihnachtlich geschmückt. Die meisten der Bewohner freuen sich auf das Fest, bekommen Besuch von ihren Familien oder kehren selbst bei ihnen ein. Geschenke haben bei diesen Besuchen aber nicht mehr so einen hohen Stellenwert, wie es früher vielleicht einmal gewesen ist. Im Gegenteil: „Wir haben alles, was wir brauchen.“, heißt es am Mittwoch in der kleinen Runde. Die sechs Damen, die sich versammelt haben, sind alle in ihren 80ern. Auf ihren Wunschzetteln, die es nur in ihren Köpfen gibt, stehen heute keine Gegenstände mehr. Wenn sie ihren sehnlichsten Wunsch benennen müssten, dann wäre das Gesundheit, da sind sie sich alle einig. „Gesundheit, eine intakte Umwelt und Frieden auf Erden. Für unsere Nachkommen.“ Sie selbst haben schon andere Zeiten erlebt. Fragt man sie nach ihren Erinnerungen an frühere Weihnachtsfeste, dann ist das erste, das man hört: „Im Bunker. Mit Bombenangriffen.“ Es fällt ihnen schwer, über diese Erinnerung zu sprechen. Und es macht auch den Zuhörer betroffen. „Wir sind um unser Leben gelaufen. Wir wünschen uns, dass so etwas nie wieder geschieht.“

Wie nichtig und bedeutungslos sind da neue Handys und Videospiele, die man auf vielen Wunschzetteln der nächsten Generationen findet? „So etwas, was wir erlebt haben, vergisst man nicht. Wir sind so froh, dass unsere Kinder das nicht ausstehen müssen.“ Noch froher wären sie, wenn es nirgendwo auf der Welt mehr Kriege gäbe. „Es wäre toll, wenn die Staatsmänner aus der Vergangenheit lernen würden.“

Aber die Frauen haben auch schöne Erinnerungen an die Weihnachtsfeste, die sie als Kinder gefeiert haben. „Es hat meistens geschneit. Weiße Weihnachten haben einen besonderen Zauber. Ich kann mich noch an einen Tag erinnern, an dem ich Kuchen verteilt habe und über hohe Schneeberge stapfen musste.“ Überhaupt sei die Zeit rund um Weihnachten damals anders gewesen. Besinnlicher vielleicht. „Heute hat das alles ja eigentlich nur noch wenig mit dem wahren Begriff der Weihnacht zu tun.“

Alles sei viel stressiger, geschäftsmäßiger. „Es tut mir leid für meine Enkel, dass sie das heute nicht mehr so erleben können wie ich als Kind“, sagt eine der Damen und muss dann kurz über das Gesagte nachdenken. Denn auch, wenn der Krieg das Leben damals bestimmt hat, gibt es auch diese schönen Erinnerungen. Daran, dass alles geschmackvoll geschmückt war. „Nicht so kitschig, wie es heute oft ist. Manchmal kann man ja nicht mal schlafen, weil der Nachbar so eine grelle Weihnachtsbeleuchtung an der Hauswand hängen hat.“ Und man habe sich auch über Kleinigkeiten gefreut. Zum Beispiel, wenn es zu Weihnachten ein neues Kleid für die Puppe gab. Oder eben, wenn der Puppen-Doktor lange Zöpfe an den Kopf eben dieser Puppe zauberte. (Suria Reiche) +++


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