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Werner Heurich, Abteilungsleiter für Infrastruktur bei der SG Barockstadt Fulda-Lehnerz, schildert seine Erfahrungen in Bezug auf das Ehrenamt. - Fotos: Maria Franco

FULDA Situation des Ehrenamts im Sport, Teil 4

Gefährliche Tendenzen: "Egoismus und Schwarz-Weiß-Denken"

31.12.19 - Wie steht es um die Zukunft des Ehrenamts in unserer Region? OSTHESSEN|NEWS hat sich einige Initiativen herausgesucht und dort die jeweilige Situation erfragt. Teil 4 der O|N-Serie führt uns in die Welt des Sports, zur SG Barockstadt Fulda-Lehnerz.

Werner Heurich, Abteilungsleiter für Infrastruktur bei der SG Barockstadt Fulda-Lehnerz, ist seit über 15 Jahren mit dem Verein eng verbunden. Er ist verantwortlich für die Organisation bei Spielen und Veranstaltungen. Viele nennen ihn auch die "gute Seele im Hintergrund".

Der Verein wird besonders vom Fußball dominiert. Neben der Ausübung des Fußballsports, gibt es noch weitere Untergruppen wie beispielsweise das Mutter-Kind-Turnen, die Tischtennis- sowie Leichtathletikabteilung – jedoch wird den anderen Aktivitäten nicht die gleiche Aufmerksamkeit geschenkt wie dem Leistungsfußball. Die Möglichkeit, sich aktiv ehrenamtlich im Verein auf irgendeine Art und Weise einzubringen, ist immer gegeben – im Prinzip werden jede Woche helfende Hände gesucht. Dazu zählt unter anderem der Essens- und Getränkeverkauf an den Thekenständen bei Spielen oder auch das Kassieren am Eingang.

Im Laufe der Zeit kann der 55-Jährige eine eher abfallende Tendenz der Motivation von Ehrenamtlichen feststellen. Gründe dafür gibt es viele. Zum einen sehe er auch die Bezahlung problematisch: Was wird bezahlt, was nicht? Wo wird die Grenze gesetzt? Zum anderen würde der Fehler in Politik und Wirtschaft liegen. Zwar stehe der Verein in engem Kontakt mit der Stadt Fulda und die Zusammenarbeit laufe grundsätzlich gut, dennoch beschreibt er das ganze System in der täglichen Praxis, eher als "Ehrenamt unfreundlich". "Die Bürokratie und der Dschungel an Vorgaben und Gesetzen legen uns Steine in den Weg. Ich bin sicher, dass es viele Menschen abschreckt ehrenamtliche Führungsaufgaben zu übernehmen. Es besteht die Angst, gegen Vorschriften zu verstoßen. Juristisch bewegt man sich auf unsicherem Terrain." Mit Bürokratie & Co. wurde er bereits in seinen 25 ehrenamtlichen Jahren bei der Feuerwehr Fulda-Lehnerz konfrontiert.

"Es ist daher schwierig, Nachwuchspersonal zu aktivieren. Früher waren die Menschen stolz, sich im Verein zu engagieren, heute wird es nicht mehr so wertgeschätzt." Eine mögliche Ursache sieht Heurich am zunehmenden Wohlstand und auch Egoismus. Teilweise bestehe keine Bereitschaft, etwas zurückzugeben. Das "Wir"-Gefühl sei abgeschafft, einem Fremdwort gleichgesetzt. "Jeder denkt an sich, hat seinen eigenen Plan und möchte nicht unnötig mehr Arbeit auf sich nehmen", bemängelt Heurich. 

"Wir in den Vereinen und Organisationen stehen vor einem Generationenwechsel. Die heute aktiven Vereinsmitglieder werden morgen nicht mehr da sein", heißt es von ihm weiter. "Fachkräftemangel" bestehe demnach auch hier. Es müsse sich zum Ziel gesetzt werden, allgemeinnützige Arbeit wieder als Wert in der Gesellschaft zu positionieren. Dies stelle jedoch eine gewaltige Aufgabe dar.

Auch Arbeitgeber könnten mit der Förderung und Wertschätzung ehrenamtlicher Tätigkeiten ihrer Mitarbeiter wertvolle Hilfestellung geben. "Egoismus und Schwarz-Weiß-Denken sind meiner Meinung nach gefährliche Tendenzen in unserer heutigen Zeit. Wir werden in unseren Vereinen diese Strömung nicht alleine zum Besseren veränderen können, aber wir werden und müssen mit unseren Möglichkeiten einen Beitrag leisten." (Maria Franco) +++


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