Archiv
Eine spannende Inszenierung vom Theater Mittendrin mit Shide Baig - Foto: privat

FULDA Interview mit Shide Baig

Zur Premiere von "Goldener Käfig - Wenn zu Hause in der Ferne ist"

22.01.20 - Im Theater mittendrin in Fulda steht eine spannende Premiere kurz bevor. Es ist ein "Ein-Frau-Stück" von Shide Baig, einer iranischen Schauspielerin, die 2017 nach Deutschland kam. Seitdem lernt sie Deutsch und ist ehrenamtlich am Theater mittendrin aktiv. Dieses Stück ist ihre erste Soloproduktion in Deutschland. Worum geht es: Eine Frau allein.  Ein Gerät, das ihr Rede und Antwort steht. Ihre Sehnsucht nach Ankommen und Dazugehören. Dann passiert etwas Unerwartetes. Ihr bleibt nur der Schritt nach draußen. Ein Monolog über Beziehungen, Wünsche und Zuhause.

Worum geht es in deinem Stück?

Foto: Christof Krackhardt

Es geht um eine Frau, die alleine ist. Sie ist allein mit ihren Gedanken, ihren Hoffnungen, ihrer Angst, ihren Erinnerungen und ihrem Handy. Sie hat nur mit dem Handy eine enge Beziehung. Für dieses Handy empfindet sie sehr viel, weit entfernt von aller Realität. Nur durch die Hilfe ihres Handys kann sie etwas machen. Aber dann passiert etwas und es ist Stille. Das Handy kann ihr nicht helfen und sie muss ganz allein der Realität ins Gesicht sehen.

Warum machst du dieses Stück?

Weil ich das oft sehe, bei meinen Freunden und bei Leuten, die wie ich neu hier in diesem Land sind, dass das Handy sehr wichtig ist. Und das ist etwas, was ich auch erlebt habe.

Das heißt, das Stück ist auch autobiographisch?

Natürlich nicht alles. Ich selbst konnte das relativ schnell überwinden. Aber für eine kurze Zeit habe ich das sehr lebendig erlebt. Was wir hier sehen, ist dramatischer. Für manche Leute, die ich kenne, ich das aber Realität.

Welche Bedeutung hat dieses Stück für dich?

Das ist sehr wichtig für mich. Es ist das erste Mal, dass ich hier Theater mache. Es ist nichts ausgedachtes, sondern etwas, das ich selbst erlebt habe. Ich glaube, die Menschen, die die gleiche Erfahrung wie ich haben, können das gut nachfühlen und verstehen.

Du bist ja von Beruf Schauspielerin. Was ist der Unterschied zwischen Theater auf Persisch im Iran und Theater auf Deutsch, in Deutschland?

Für mich ist es viel schwieriger, weil es auf Deutsch ist. Ich muss mich nicht nur auf den Text, mein Spiel und die Gefühle konzentrieren. Sondern ich muss darauf achten, die Wörter gut auszusprechen. Ich muß die Texte ganz genau lernen, weil ich nicht so viel improvisieren kann, denn es ist nicht in meiner Sprache. Außerdem ist es ein etwa einstündiges Solo, das ist an sich schon sehr schwierig. Ich habe das im Iran auf Persisch gemacht, also ein anderes Stück, das war relativ einfacher.

Wie ist das Stück entstanden?

Verschiedene Abschnitte, kann man sagen, habe ich vorher geschrieben über das, was ich in den vergangenen zwei Jahren erlebt habe. Da wusste ich noch nicht, dass das in Zukunft ein Stück sein wird. Z.B. die Szene, in der ich mit meinem Handy spreche und sage: „Wieso kannst du alles sein? Warum ist alles, was für mich wichtig ist, in dir drin? So nah? So kalt?“ Das ist z.B. etwas, das ich persönlich erlebt habe. Und wo ich mich frage, wieso ist mein Handy so wichtig? Das ist verrückt und traurig. Damals dachte ich, ich muss das irgendwie ändern. Die Menschen, mit denen ich über mein Handy in Beziehung stehe, sind immer noch die wichtigsten für mich, das wird auch bleiben. Aber ich dachte, das allein muss nicht so bleiben. Ich muss auch andere Beziehungen und andere Freunde haben, dass ich in der Realität dieses Gefühl entwickeln kann.

Seit etwa 1,5 Jahren, arbeite ich im Theater mittendrin mit. Barbara hat mir dann diesen Vorschlag gemacht, dass ich ein Solostück hier machen kann und sie haben mir das Theater zur Verfügung gestellt und mich sehr unterstützt bei der Entstehung dieses Stückes. Am Anfang war es schwierig, auf Deutsch zu arbeiten, aber wir haben gemeinsam überlegt und geschrieben und geprobt. Wir haben allgemein über die Handynutzung nachgedacht. Mit Schülern des Marianums konnte ich einen Workshop dazu machen und Interviews führen.

Die Stadt Fulda unterstützt dieses Theaterstück auch mit einer Förderung, das erleichtert natürlich einiges. Sehr viele haben mir geholfen, dieses Stück zu machen.

Für wen hast du das Stück gemacht?

Ich habe das für beide Gruppen gemacht: Deutsche und Ausländer. Für die Deutschen, um uns besser zu verstehen und für die Ausländer, um zu sehen, dass sie nicht allein sind mit ihren Gefühlen und Erlebnissen.

Ich möchte mich gerne bei Barbara und Christoph vom Theater mittendrin bedanken, die mir hier die Möglichkeit geben, dieses Stück zu machen. Vor 1,5 Jahren habe ich Kollegen gesucht und einfach angerufen. Ich bin hier sehr herzlich aufgenommen worden. Sie haben mich immer wieder motiviert und mich unterstützt. Auch die Dienstagsspieler (Erwachsenentheatergruppe) haben mir sehr geholfen und mir ermöglicht, auf Deutsch Theater zu spielen. Wir proben übrigens gemeinsam an einem neuen Stück über Shakespeare, das im Juni Premiere hat. Shakespeare auf Deutsch, das ist auch so ein Thema. Aber jetzt freue ich mich erstmal auf meine erste Premiere hier in Deutschland.

Termine:

Freitag, 24.01. um 20:00 Uhr
Samstag, 25.01. um 20:00 Uhr
Donnerstag, 06.02. um 20:00 Uhr
Sonntag, 08.03. um 18:00 Uhr, im Rahmen der Frauenwoche 2020

Alle Vorstellungen finden im Theater mittendrin statt. Lindenstr. 35, 36037 Fulda, Kartenreservierung unter: 0661/29195737 oder [email protected] - Kartenpreis: 12 und ermäßigt 8 Euro. (pm)+++


Über Osthessen News

Kontakt
Impressum

Apps

Osthessen News IOS
Osthessen News Android
Osthessen Blitzer IOS
Osthessen Blitzer Android

Mediadaten

Werbung
IVW Daten


Service

Blitzer / Verkehrsmeldungen Stellenangebote
Gastro
Mittagstisch
Veranstaltungskalender
Wetter Vorhersage

Social Media

Facebook
Twitter
Instagram

Nachrichten aus

Fulda
Hersfeld Rotenburg
Main Kinzig
Vogelsberg
Rhön