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GV i.R. Prof. Dr. Gerhard Stanke – KAB Diözesanpräses Pfr. Christian Sack – Eichenzeller Pfr. Christian Schwierz - Fotos: Michael Schmitt/Jürgen Markgraf

EICHENZELL Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB)

Jahresauftakt Impuls 2020 mit Prof. Gerhard Stanke

27.01.20 - Unter dem Motto „Wie weit kann sich / soll sich die Kirche in die Politik einmischen?“ hatte die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) Diözesanverband Fulda zur diesjährigen Jahresauftaktveranstaltung IMPULS eingeladen. Über 100 Teilnehmer fanden sich zunächst zum Gottesdienst in der Heilig-Kreuz-Kirche in Welkers und anschließend im Bürgerhaus ein um das Referat von Generalvikar i. R. Prof. Dr. Gerhard Stanke zu hören.

Diözesanvorsitzende Marga Hundenborn dankt Prof. Dr. Gerhard Stanke

KAB Diözesanpräses Pfr. Christian Sack – KAB Diözesanvorsitzender Marcus Müller ...

Die KAB Diözesanvorsitzende Marga Hundenborn konnte neben den KAB Mitgliedern und dem Referenten zahlreiche Gäste aus dem katholischen Verbandsbereich wie aus der Netzwerkarbeit des Sozialverbandes begrüßen. Ausgehend von gravierenden politischen und gesellschaftlichen Veränderungen und Verwerfungen stehe ein Verband wie die KAB immer wieder vor neuen Herausforderungen. „Wir nehmen diese Herausforderungen als Verband, insbesondere aber auch als einzelne Mitglieder an und stehen dabei oft vor einem Berg von Fragen“ so Hundenborn „und heute erhoffen wir uns eine Wegweisung durch das Referat durch Prof. Dr. Gerhard Stanke“.

Stanke ging auf die Fragestellung ein und bestätigte, dass Anfragen und Gegebenheiten heute immer wieder Positionierungen der Kirche gefordert sind. Die Erwartungen seien dabei sehr unterschiedlich und geprägt durch die Position, die von Anfragenden eingenommen werde. Heute sei es selbstverständlich, dass sich die Kirche bis zu gewissen Punkten positioniere, in der Geschichte war das absolut nicht so.

Generalvikar i.R. Prof. Dr. Gerhard Stanke

Gäste

Beginnend, weit vor dem zweien vatikanischen Konzil, zeigte er auf, dass die Kirche Jahrhunderte Vorteile aus autoritären Strukturen – sowohl im weltlichen wie auch im kirchlichen Bereich – gezogen habe. Meist gemeinsam mit „weltlichen Regenten“ wurden Freiheitsrechte unterdrückt und sogar bekämpft. Insbesondere war „Religionsfreiheit“ für die Kirche undenkbar. Ein gravierender Umdenkungsprozess setzte erst gegen Mitte des 20. Jahrhunderts ein und gipfelte im zweiten vatikanischen Konzil. Hier legte sich die Kirche auf viele Änderungen fest. Erstmals wurde die Religionsfreiheit und damit die Entscheidungsfreiheit eines jeden Einzelnen, festgeschrieben und verweist auf die unverbrüchliche Menschenwürde jedes Einzelnen. Genauso wurde das Verhältnis der katholischen Kirche zum Judentum und nichtchristlichen Religionsgemeinschaften neu beschrieben. Dass es zum Beschluss des Bereichs „Kirche und Welt“ acht unterschiedliche Textvorlagen zur Verabschiedung gab, macht deutlich, wie schwer es war, sich auf Veränderungen einzulassen. Letztendlich anerkannte die Kirche die Autonomie von Wissenschaft, Politik und Wirtschaft.

KAB Bundsespräses Pfr. Stefan Eirich

Damit verbunden sollte jedoch nicht der Rückzug aus allgemeingesellschaftlichen Themen sein. Kirche öffnete sich um der Gesellschaft „etwas zu geben“ aber zeigte auch die Bereitschaft, zu empfangen; Meinungsvielfalt wurde anerkannt ohne die Grundzüge aufzugeben. Für Kirche blieb und bleibt weiterhin das Evangelium als Richtschnur, in Erkenntnis, dass nicht alle Fragen durch die Auslegung des Evangeliums beantwortet werden können. „Offene Fragen, müssen Menschen nach ihrem Gewissen entscheiden“ so der ehemalige Fuldaer Generalvikar und fügte rückblickend als Beispiel die Abwägung zwischen Wehr- und Zivildienst an. Entscheidungsfindungen müssten in einer Atmosphäre der Gewissenhaftigkeit und Gleichberechtigung getroffen werden. Auch bei entgegenstehenden Meinungen dürfe es nicht zu persönlichen Angriffen kommen. So verurteilte Stanke die massiven Angriffe gegen den Vorsitzenden der deutschen Bischofskonferenz Kardinal Reinhard Marx ob seiner Entscheidung, die Seenotrettung im Mittelmeer mit 50.000 Euro zu unterstützen. Drohungen gegen jedwede Personen dürfe es nicht geben.

In einer abschließenden Fragerunde machte der Referent Mut zum Einmischen „Gerade wenn sich die Kirche bei manchen Fragen zurückhält, haben die Verbände die Möglichkeit konkreter zu werden“ forderte er die KAB und jeden Einzelnen auf, sich auch weiterhin bei strittigen Themen einzubringen. Paul Schönherr, Vorsitzender der KAB Welkers, begrüßte für den gastgebenden Verein zur Jahresauftaktveranstaltung und drückte seine Freude darüber aus, dass diese im 120. Gründungsjahr der KAB Welkers ausgerichtet werden konnte. In einem Grußwort ging der seit Jahresbeginn amtierende Bundespräses der KAB Deutschlands, Stefan Eirich auf das Vermächtnis von Nikolaus Groß ein. Am 23. Januar jährte sich der Tag der Ermordung des damaligen Chefredakteurs der KAB eigenen Westdeutschen Arbeiterzeitung durch die Nationalsozialisten in Plötzensee zum 75. Mal. Groß, Ehemann und Vater von sieben Kindern hatte, teilweise entgegen der Haltung der Kirche aus christlichem Gewissen vor dem menschenverachtenden Nationalsozialismus gewarnt. Aus innerer Überzeugung unterstützte er den Widerstand und musste dies mit seinem Leben bezahlen.

„Im Gedenken an Nikolaus Groß gilt es heute für uns, sensibel für alles zu sein, was mit Absolutheitsanspruch erneut den Menschen die Würde nimmt“ ermutigte er die KAB Mitglieder sich eindeutig zu positionieren und für die Würde der Person in Politik und Wirtschaft einzustehen. Die heilige Messe zum Jahresauftakt hatten zuvor KAB Diözesanpräses Pfarrer Christian Sack gemeinsam mit dem ehemaligen Generalvikar und dem Eichenzeller Pfarrer Christian Schwierz zelebriert. Sack ging in seiner Predigt auf die Bekehrung von Paulus ein. „Paulus machte eine innere Wandlung durch“ so Sack. Dies zeige, dass es nicht sinnvoll ist, Menschen zu überreden oder durch Äußerlichkeiten zu einer Meinung zu drängen. „Erst wenn der Kopf und das Herz gemeinsam eingeschaltet sind kann man sich positionieren“ so der Diözesanpräses. Ohne das Denken würde der Mensch sonst viel zu schnell zum Werkzeug von Ideologien, die durchaus Terrror und Tod bedeuten können. Die KAB Diözesanvorsitzende Marga Hundenborn dankte zum Schluss des IMPULS
2020 allen Beteiligten und überreichte Generalvikar i.R. Prof. Dr. Gerhard Stanke ein Präsent. (Michael Schmitt) +++


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