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Nach Treffen im Kanzleramt: "Billigfleisch" ist wieder in aller Munde
10.02.20 - Nachdem Angela Merkel und Agrarministerin Julia Klöckner (beide CDU) heute vor einer Woche Vertreter von Aldi, Rewe, Lidl und Edeka zum Rapport ins Kanzleramt eingeladen hatten, ist das sogenannte „Billigfleisch“ wieder in aller Munde. Im Kern ging es bei dem 90-minütigen Gespräch darum, wie man die Stellung der regionalen Metzgereien und Landwirte gegenüber den vier großen Ketten, die in Deutschland mehr als 85 Prozent des Lebensmittelhandels ausmachen, stärken kann. Und während sich drinnen die Discounter gegen den Vorwurf des Preisdumpings verwehrten, protestierte vor dem Kanzleramt Greenpeace für mehr Tierwohl.
Man kennt das: Klar, den feinen Sonntagsbraten kaufe ich beim Metzger meines Vertrauens, aber jetzt – so kurz nach der Arbeit – springe ich doch lieber schnell zum Discounter um die Ecke und hole mir dort das Fleisch fürs Abendessen. Schmeckt ja fast genauso gut und ist doch auch viel preiswerter. Billigfleisch sei eben „ein Ausdruck unserer Zeit“, so Agrarministerin Klöckner.
Die Krux ist, „dass die Deutschen beim Fleischkauf sehr viel Wert auf artgerechte Tierhaltung legen, aber am liebsten billig einkaufen möchten“, erklärt Malin Krieg vom Kreisbauernverband Fulda-Hünfeld auf Nachfrage von OSTHESSEN|NEWS. „Es muss dem Verbraucher jedoch klar sein, dass ein Plus in punkto Tierwohl nur mit einem höheren Preis umgesetzt werden kann.“
„Wie wäre es, wenn wir den Discountern den Verkauf von Fleisch- und Wurstprodukten, von Backwaren, Milch und Käse einfach verbieten und es wieder denen überlassen, die dafür zuständig sind: Metzgern und Bäckern“, schlägt Obermeister Ludwig Leist von der Fleischerei-Innung der Kreishandwerkerschaft gegenüber O|N lakonisch vor. „Denn solange der Kunde das Gefühl hat, Fleisch gibt es anderswo billiger, passiert nichts.“ Nicht die Discounter mit ihren hohen Werbekosten sollten die Menschen überzeugen, sondern die regionalen Metzger mit Ehrlichkeit, Persönlichkeit und Vertrauen: „Wir haben hier alles: Landwirte, Fleischereien auch mit eigener Schlachtung, den Schlachthof Fulda, größere und kleinere Metzgereien. Und als Innung bemühen wir uns schon seit langem um ein Metzgerschwein, das heißt um ein Qualitätsfleisch nach gewissen Anforderungen, etwa bei der Rasse, der Fütterung, dem Auslauf“, so Obermeister Leist.
„Höhere Tierhaltungsstandards kosten selbstverständlich mehr Geld und müssen klar erkennbar sein“, erklärt schließlich Wiebke Franz, Pressesprecherin der hessischen Verbraucherzentrale in Frankfurt auf O|N-Nachfrage. „Deshalb fordern wir ein europaweit verbindliches – und in einem ersten Schritt national freiwilliges – staatliches Tierwohllabel.“