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Das Büro zuhause ist in dieser Zeit Andreas Klassenzimmer. - Fotos: Sebastian Hausmann

SCHWALMTAL Home-Schooling als Alternative

Grundschullehrerin Andrea Hausmann: "Der Unterricht muss weiterlaufen"

04.04.20 - Am Abend des 13. März wurden aus Spekulationen Gewissheit: die Regierung beschloss, dass bundesweit alle Kindergärten und Schulen aufgrund des Corona-Virus ab dem 16. März bis einschließlich zum Ende der Osterferien schließen. Gerade Eltern von jüngeren Kindern mussten sofort reagieren: wer betreut mein Kind, wenn ich an der Arbeit bin? Aber auch Lehrer werden in dieser Zeit vor eine völlig neue Herausforderung gestellt - denn der Unterricht muss weiterlaufen, auch ohne Klassenzimmer und Tafel. Andrea Hausmann ist Grundschullehrerin im Schwalmtaler Ortsteil Brauerschwend im Vogelsberkgreis - im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS spricht sie über ihre Erfahrungen. 

Die Klassenräume stehen während der Corona-Krise leer. Symbolbild: pixabay

"Ich hatte wirklich nicht damit gerechnet, dass die Schulen schließen. Natürlich gab es schon schulfreie Tage aufgrund von Sturm oder Schnee, aber solche Dimensionen hatten wir in Deutschland noch nicht", erzählt die 26-Jährige. An dem Tag, als die Regierung die Schulschließungen bekanntgab, war Andrea noch auf einem Schulausflug in der Stadtbücherei in Alsfeld. "Dort rief mich die Schulleitung an, dass wir danach mit den Kindern wieder in die Schule kommen sollen, um alle Schulsachen abzuholen, da wir nicht wissen, wie es weitergeht." Am Abend herrschte dann Klarheit: die Schulen bleiben ab Montag geschlossen. "Ich war perplex, mir kam es vor, wie in einem Traum, auch jetzt ist es einfach nicht real."

Die Nachricht darüber nahmen die Eltern ganz unterschiedlich auf: einige hatten bereits damit gerechnet und sich darauf eingestellt, "für andere war es schlimm, da sie von jetzt auf gleich ohne Betreuer für ihre Kinder da standen". Denn für viele Elternteile ging die Arbeit normal weiter - und Oma und Opa fallen als Betreuer weg, da sie zur Risikogruppe gehören. Auch wenn die Schule in Brauerschwend eine Betreuung eingerichtet hat, soll diese nur im Notfall in Anspruch genommen werden. "Das Schulamt sieht vor, die Anzahl der Kinder in einem Raum zu minimieren, daran müssen wir uns halten, sonst bringen all die Maßnahmen nichts." Auch die Kinder nahmen die Neuigkeiten unterschiedlich auf: "Viele haben sich darauf eingelassen, für andere Kinder war es schlimm, sie haben geweint, weil sie einfach mit der Situation überfordert waren, nun alleine arbeiten zu müssen."

Denn der Unterricht läuft auch in der Corona-Zeit weiter. Andrea erstellt Woche für Woche neue Arbeitspläne für die Kinder ihrer zweiten Klasse, die sie dann den Eltern per Mail verschickt. "Vorher haben wir Lehrer uns zusammengesetzt und besprochen, wie und welche Inhalte wir den Kindern stellen wollen." In der Zeit bis nach den Osterferien sollen für die Schüler erst einmal keine neuen Unterrichtsinhalte dazukommen. "Gerade in den unteren Klassen ist es wichtig, dass neue Inhalte erklärt werden und die Lehrer die Schüler dabei unterstützen können." Deshalb besteht das tägliche Aufgabenpensum vor allem aus Wiederholungen, welche die Kinder selbständig erarbeiten können. "Auch Wiederholungen sind elementar, damit das Gelernte nicht vergessen wird. Wenn die Schüler jetzt fünf Wochen nichts machen würden, wäre der Fortschritt verloren - gerade beim Einmaleins, beim Schreiben der Wörter oder beim Lesen den Lesefluss zu optimieren", erklärt die Grundschullehrerin.

Fotos: Sebastian Hausmann

Auch wenn Andrea in dieser Krise ein wenig Freizeit dazugewonnen hat, ist sie für Kinder und Eltern erreichbar: "Über meine Mail-Adresse und über meine Arbeits-Handynummer bin ich im stetigen Kontakt." Die Unterrichtsmaterialien lädt sie über eine Cloud hoch und informiert dann die Eltern über die neuen Aufgaben und bittet um Rückmeldung. "Darauf lege ich Wert, denn es ist auch für uns Lehrer neu und wir möchten der Situation gerecht werden und wissen, ob unser Aufgabenpensum angemessen ist." Und das läuft einwandfrei: "Bisher hat das alles super funktioniert." Das hofft sie auch für ihre Schüler, denn auch für sie ist die Umstellung groß, nun in ihrem privaten Umfeld zu arbeiten. "Für sie ist es wichtig, einen festen Arbeitsplatz zuhause zu haben und die Aufgaben nicht im Wohnzimmer vor dem Fernseher zu machen. Da sind derzeit natürlich die Eltern gefragt."

Doch trotz des reibungslosen Ablaufs: Andrea hofft, dass sich nach den Osterferien alles wieder ein wenig normalisiert. "Es ist schon komisch, keine Interaktionen mit den Kindern zu haben. Ich kann den Leistungsstand so sehr schwierig einschätzen." Dabei geht es ihr nicht um irgendwelche Noten, sondern viel mehr darum, ob und wie die Kinder mit den Dingen zurechtkommen. Doch ob uns der Schulalltag in zwei Wochen wieder einholt, ist fraglich - auch für die 26-Jährige: "Solange täglich noch mehr Infizierte dazukommen, wird es schwierig, die Schulen wieder zu öffnen." (Luisa Diegel) +++


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