Bildschirm statt Bühne: Ehringshäuser Jugendtheater probt Stück über Skype

07.04.20 - Die Corona-Krise legt derzeit auch das kulturelle Leben lahm: die Kinos sind geschlossen, Konzerte sind abgesagt oder werden verschoben und auch der Vorhang bei Theateraufführungen bleibt im Augenblick zu. Für das Jugendtheater der Laienspielgruppe Ehringshausen ein weiterer trauriger Beigeschmack der Krise. Denn eigentlich sollten sie derzeit in den letzten Vorbereitungen für ihre beiden Aufführungen im Juni sein. Statt gemeinsamer Proben müssen sie nun zuhause bleiben.

Doch deshalb stecken sie noch lange nicht den Kopf in den Sand: "Es wäre doch eine gute Idee, ein- bis zweimal in der Woche Gruppenanrufe zu machen und unseren Text durchzugehen", hatte eine Spielerin vor ein paar Tagen vorgeschlagen. Gesagt, getan. Zweimal in der Woche wird nun der Instant-Messaging-Dienst "Skype" zur virtuellen Bühne für die Jugendlichen. "So sitzt der Text und wir können uns bei den späteren Proben auf das Spielen konzentrieren. Es fällt immer leichter, den Text zu lernen, wenn die anderen Personen ihren Text sprechen, damit man die Einsätze besser lernen kann und auch weiß, wann Pausen oder ähnliches gemacht werden", erklären die Jugendlichen im OSTHESSEN|NEWS-Gespräch.

Nachdem im Dezember die diesjährige Komödie "Mörder mögens messerscharf" ausgesucht wurde, haben sich die zehn Hobby-Schauspieler erst einmal zum Lesen der Texte zusammengesetzt, danach ging es mit dem Textbuch auf die Bühne. Nun, etwa zwei Monate vor den geplanten Aufführungen, würde eigentlich jede freie Zeit genutzt werden, um auf der Theaterbühne Bewegungen, Gestik, oder Mimik zu proben, um so einen perfekten Ablauf für die Spieler zu kreieren. Doch die Krise macht diesem einen Strich durch die Rechnung. "Das ist sehr schwierig, denn es hilft uns enorm, den Text zu lernen, wenn man beispielsweise gerade an einer bestimmten Stelle steht oder eine Bewegung dazu macht. Das ist nun eben ein anderes Textlernen." Der Vorteil durch die regelmäßige Skype-Konferenz: die Spieler hören die Stimmen gegenseitig und müssen den Text nicht alleine für sich lernen.

Derzeit unvorstellbar: gemeinsame Theaterproben.

Dennoch vermissen die Jugendlichen ihre regelmäßigen Proben in gemeinsamer Runde: "Es ist schade, denn die Proben machen uns immer viel Spaß, wir verstehen uns untereinander super und es ist immer lustig. Ein Theater braucht eine Bühne und keinen Bildschirm, das ist leider so. Also müssen wir warten und uns anderweitig behilflich sein." Deshalb finden sie, dass sie eine gute Lösung gefunden haben, um die jetzige Zeit sinnvoll zu nutzen. "Es hilft enorm, um den Text zu lernen und es bringt etwas Normalität in den Alltag." Sobald die Kontaktsperre aufgehoben ist, sollen die Proben wieder normal weiterlaufen. Bis dahin sollte der Text sitzen, sodass die Spieler sich dann auf die Abläufe während des Stücks konzentrieren können - eben das nachholen, was zum jetzigen Zeitpunkt unmöglich ist.

Auch wenn es noch gar nicht klar ist, ab wann die Jugendlichen wieder proben können - und ob ihnen dann die Zeit noch ausreicht, stecken sie ihr ganzes Herzblut in die Krimikomödie. Die Gruppe gibt die Hoffnung nicht auf, dass sie ihr einstudiertes Stück am 20. und 21. Juni dem Publikum präsentieren können: "Wir machen weiter und werden nicht aufhören. Mit ein wenig Glück von uns allen wird das schon. Außerdem, wie sagte Luther: „Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen." (Luisa Diegel) +++