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Die Kreisaltenpflege in Niederaula - Archivfoto: Hans-Hubertus Braune

NIEDERAULA Mit Finger auf Mitarbeiter gezeigt

Bürgermeister muss zum "anständigen Umgang mit Pflegepersonal" aufrufen

07.04.20 - In einem offenen Brief an die Bevölkerung von Niederaula (Landkreis Hersfeld-Rotenburg) wendet sich Bürgermeister Thomas Rohrbach mit einem Aufruf an die Menschen. Die Kreisaltenpflege in Niederaula ist vom Coronavirus besonders betroffen. Mehrere Mitarbeiter und Bewohner infizierten sich mit dem Coronavirus. Offenbar kam es zu Anschuldigungen und "Fingerzeigen" auf Mitarbeiter. Bürgermeister Rohrbach und Landrat Dr. Michael Koch missbilligen dieses Verhalten.

Rohrbach schreibt in seinem Brief, welcher auch vom Landrat unterzeichnet ist unter anderem:

"Liebe Mitbürgerinnen, liebe Mitbürger,

das Corona-Virus hat längst Niederaula erreicht. Wir müssen leider die ersten Todesfälle hinnehmen. Mit Bewohnern des Kreisaltenheims hat es die schwächsten Glieder in unserer Gesellschaft getroffen. Alte und kranke Menschen haben leider oftmals nicht die Abwehrkräfte, um sich erfolgreich gegen ein solch hartnäckiges Virus wehren zu können. Es war leider nicht möglich diesen Virus aus einer Einrichtung wie dem Kreisaltenheim fernzuhalten. Trotz aller frühzeitig eingesetzten Schutzvorkehrungen hat es Einzug genommen und sich unter den Bewohnern und Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern verbreitet. Ferner gilt es deutlich zu sagen, dass alle bisher verstorbenen Patienten „mit“ Corona, aber nicht „an“ Corona gestorben sind. In allen Todesfällen handelte es sich um eine Begleiterkrankung hochbetagter und bereits vorerkrankter Menschen. Wir trauern um die Verstorbenen und sind mit unseren Gedanken bei den Angehörigen, denen leider keine persönliche Abschiednahme ermöglicht werden konnte.

So traurig dieser Umstand für die Betroffenen und Angehörigen auch ist, so werden dieser Tage unverständlicherweise Schuldige gesucht und viel darüber diskutiert, ob und wie man es hätte verhindern können. Wenn wir der Aussage glauben schenken, dass alle Menschen irgendwann mit dem Virus infiziert sein werden, um immun dagegen zu werden, dann kann man einen Einzug des Virus in ein Seniorenheim, trotz vieler Beschränkungen leider nicht gänzlich verhindern.

Wenn dann aber das Pflegepersonal persönlich an den Pranger gestellt wird, so ist dies völlig unverständlich. Diese Pflegerinnen und Pfleger leisten unverzichtbare Arbeit an denjenigen, die nicht mehr selbst in der Lage sind sich zu pflegen oder zu versorgen, bzw. deren Angehörige dies nicht mehr leisten können. Nicht umsonst werden für derartige Berufsgruppen aktuell Sonderzuschläge bei der Entlohnung diskutiert.

Das Rathaus in Niederaula Archivbild: Luca Heil

Diesen Menschen im Kreisaltenheim, wie auch in den Kliniken, den mobilen Pflegediensten und sonstigen Organisationen ist es zu verdanken, dass u.a. ältere pflegebedürftige Menschen einen zwar eingeschränkten aber den Verhältnissen angepassten Lebensabend verbringen können.

Diese Menschen kämpfen aktuell an vorderster Front und erleben ähnlich wie die Angehörigen der Opfer des Virus, ihre vielleicht schwersten beruflichen Stunden. Daher gebührt ihnen eher Lob und Anerkennung, anstatt sie, wie mir berichtet wurde, wie "Schuldige" zu behandeln.

Bitte behandeln Sie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich um die Schwächsten kümmern, mit dem gebührenden Anstand und tun Sie bitte alles Erdenkliche, damit sich das Virus nur langsam und für das Gesundheitswesen händelbar ausbreitet", schreibt Rohrbach und bittet eindringlich, dass sich alle Menschen an die Vorgaben der Behörden und der Politik halten, um gemeinsam die Situation zu meistern. (pm) +++


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