Noch-Bürgermeister Kolb „entwichtigt“ und versprüht Zweckoptimismus

15.05.20 - Noch einmal wird der scheidende Eichenzeller Bürgermeister Dieter Kolb (parteilos) Ende Mai an einer Gemeindevertretersitzung teilnehmen. Da diese dann aber ganz im Zeichen der Staffelübergabe an seinen Amtsnachfolger Johannes Rothmund (CDU) stehen wird, war die Sitzung am Donnerstagabend Kolbs allerletzte geschäftsmäßige. „Dass ich gehen werde, weiß ich ja schon lange, aber so kurz davor fühlt sich das nochmal ganz anders an“, bekannte er auf Nachfrage von OSTHESSEN|NEWS. „Ich schätze schon, dass ich erst einmal in ein kleines Loch fallen werde und gehe jetzt sozusagen in die dritte Phase der Entwichtigung.“

Wie gewohnt souverän: Gemeinderatsvorsitzender Edwin Balzter

Noch-Bürgermeister Dieter Kolb

Der designierte Bürgermeister Johannes Rothmund war auch im Bürgerzentrum des Eichenzeller Ortsteils Rothemann, plauderte vor der Sitzung mit SPD-Fraktionschef Lutz Köhler, der ihm bei der Stichwahl im Februar knapp unterlag, zog sich dann als Zuschauer in die hinterste Reihe zurück und verfolgte den Tagesordnungspunkt 1: die einstimmige Bestätigung seiner Wahl zum Rathauschef. Reine Formalität.

Auch in Rothemann saß das Plenum im 1,5-Meter-Sicherheitsabstand und musste den Saal mit Mundschutz betreten. Und so war Corona – Oh Wunder – auch das zentrale Thema der Sitzung, wobei Bürgermeister Kolb Zweckoptimismus verbreitete: „Die Pandemie wird gravierende Auswirkungen auch für Eichenzell haben, wie groß, das wäre ein Blick in die Glaskugel.“ Er geht davon aus, dass die Gemeinde in den nächsten Monaten liquide und „die Situation nicht ganz so schlimm sein wird wie in der Finanzkrise 2009.“ Man müsse die Entwicklung abwarten und dann gegebenenfalls einen Nachtragshaushalt aufstellen. Ein Dringlichkeitsantrag der BLE-Fraktion, dies sofort zu tun, wurde mehrheitlich abgelehnt.

Einig waren sich alle, dass die Gebühren für Kitas von Mitte April bis zum 1. Juli, wenn wieder ein eingeschränkter Regelbetrieb stattfinden soll, ausgesetzt werden. Kolb: „Das macht 10.000 Euro Verluste für die Gemeinde im Monat. Aber sollen die Eltern darauf sitzen bleiben? Immerhin ist Eichenzell eine familienfreundliche Gemeinde.“

Der designierte Bürgermeister Johannes Rothmund

Apropos: Homeoffice, Video-Konferenzen und digitales Lernen bestimmen momentan den Alltag. Da ist ein gutes internetfähiges Glasfasernetz Gold wert. Und so bewirbt sich die Gemeinde Eichenzell nun um den Titel „Smart Cities made in Germany“. Bei dem Projekt, das vom Bundesinnesministerium geführt wird, geht es um einen weiteren Schub bei der Digitalisiereng hin zu zukunftsweisenden Projekten, die den Bürgern zu Gute kommen. Die Voraussetzungen dafür hat Eichenzell allemal.

Noch einige Baumaßnahmen wurden auf den Weg gebracht – die größte davon eine Quartals-Garage im Eichenzeller Kernort mit Elektro-Ladestation, Internetdienst, Auto- und Fahrradvermietung und Paketshop. Und nach schlanken 70 Minuten lobte der Vorsitzende des Gemeinderats, Edwin Balzter, das Gremium: „Danke für den guten Ablauf in dieser schwierigen Zeit!“ (mw) +++