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Mit einer Tour durch die Innenstadt von Alsfeld machten die Fahrradfahrer auf sich aufmerksam. - Fotos: Andrea Hausmann

ALSFELD Für mehr Sicherheit auf den Straßen

Mit Zollstock, Klebeband und Poolnudeln: Radfahraktion mit Abstand

04.06.20 - Abstand zu halten ist aktuell zu einem wichtigen Teil unseres Alltags geworden. In Geschäften, Restaurants und öffentlichen Plätzen heißt es: mindestens 1,50 Meter Entfernung zur nächsten Person. Doch nicht nur zu Fuß haben diese Regelungen eine große Bedeutung. Auch auf dem Fahrrad ist nun Abstand halten angesagt. Während es für Fußgänger in der jetzigen Zeit darum geht, sich selbst und andere vor Infektionen zu schützen, geht es für Fahrradfahrer um den Schutz im Straßenverkehr.

Seit dem 1. Mai 2020 gilt der gesetzlich festgelegte Mindestabstand von 1,50 Metern, den Autofahrer nun beim Überholen eines Fahrradfahrers einhalten müssen. Um Autofahrer auf diese Regelung aufmerksam zu machen, haben drei engagierte Radler aus Alsfeld und Umgebung die Aktion "Abstand halten" in Alsfeld initiiert. Mirjam Kneußel vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC), Philipp Balles vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) und Gerhard Kaminski vom Verkehrsclub Deutschland (VCD) luden am Mittwochabend
zu einer Rundfahrt durch die Kernstadt ein. Mit Zollstock und Klebeband inspizierten sie die Fahrräder der engagierten Teilnehmer. Um den Mindestabstand zu veranschaulichen, wurden alle Fahrräder mit Poolnudeln ausgestattet. Wer zu Hause schon eine solche Poolnudel besaß, konnte sie auch schon vorab am Fahrrad anbringen. Über 20 Radfahrer versammelten sich am Treffpunkt Stadthallenparkplatz, um das Anliegen zu unterstützen. Als die Tour startete, war für alle Verkehrsteilnehmer Botschaft ganz deutlich erkennbar: haltet den Sicherheitsabstand ein.

Abstand halten: sogar mit Poolnudeln.

Aktion "Abstand halten" in vielen Städten

Fahrradfahren ist gut für die Fitness, für das Wohlbefinden und vor allem für die Umwelt. Man produziert keine Abgase und man befindet sich direkt in der frischen Luft. Keine Frage also, dass das Radfahren als Verkehrsmittel unterstützt werden muss. Doch durch das teilweise leichtsinnige Überholen ganz nah am Fahrrad, fühlen sich schon seit einiger Zeit viele Radfahrer in vielen Städten gefährdet. Deshalb wurde die Aktion "Abstand halten" bereits in verschiedenen Städten mit vielen engagierten Unterstützern durchgeführt.

Und auch Alsfeld bleibt vor solchen Gefahren nicht verschont. Schon vor fünf Jahren wurde ein ausführliches Konzept von den drei Vereinen vorgelegt, um den Schutz und die Möglichkeiten für Radler zu verbessern. Denn oft haben Fahrradfahrer gar keine Wahl und müssen an viel befahrenen Straßen entlang radeln, da es keine Radwegalternativen gibt. "Der Fahrradweg in der Ernst-Arnold-Straße und die Öffnung einiger Einbahnstraßen – mehr ist in Alsfeld noch nicht passiert", berichtet Kaminski. Doch auch wenn diese kleinen Verbesserungen immerhin ein Schritt in die richtige Richtung sind, sind diese Lösungen immer noch nicht ideal. Die Radfahrstreifen in den geöffneten Einbahnstraßen sind nun wieder deutlich markiert, jedoch ist trotzdem weiterhin mit Gegenverkehr zu rechnen. Außerdem ist es gerade für Schüler aus den anliegenden Ortsteilen oder Wohngebieten wichtig, eine sichere und gute Fahrradverbindung zu ihrer Schule zu haben. "Es muss etwas passieren", betont Kaminski. Daher haben sich die Verkehrsclubs für die demonstrative Aktion entschieden, um auf die Probleme aufmerksam zu machen. Der Wunsch für die Zukunft ist eine Fahrradstraße in der Jahnstraße, auf der zwar PKWs fahren dürfen, jedoch Fahrräder Vorrang haben.

Tour durch die Kernstadt

Die Tour wurde so geplant, dass vielbefahrene Straßen durchlaufen werden, um möglichst viele Autofahrer zu erreichen. Die Gruppe wurde in zwei Teile aufgeteilt und fuhr zwei verschiedene Wege, an denen die Hotspots der Stadt befahren wurden. Zielstraßen waren dabei beispielsweise die Bürgermeister-Haas-Straße oder die Alicestraße. Sehr spannend war für die drei Initiatoren aber die Schwabenröder Straße, denn durch bestimmte Baustellen in der Stadt wird der Verkehr durch ebendiese Straße geleitet. Umso mehr Autos konnten dort angetroffen werden.

"Ich war sehr überrascht, wie viel eigentlich 1,50 Meter sind", erzählt eine Teilnehmerin verwundert. Und mit diesem Gedanken ist sie nicht die einzige. Denn auch wenn man eine grobe Größenvorstellung von 1,50 Metern hat, erscheint es doch viel mehr, wenn diese Länge plötzlich als Poolnudel am Fahrrad hängt. Und auch wenn die Autofahrer bei der gestrigen Tour zum größten Teil sehr rücksichtsvoll waren, konnte sich bei manchen Teilnehmern noch lange kein Gefühl der Sicherheit einstellen. "Gerade mit Kindern muss man beim Fahren in der Stadt ständig Angst haben, denn selbst auf den Gehwegen lauern Hindernisse und Gefahren", berichtet eine Mutter, die mit ihren Kindern an der Radfahraktion teilgenommen hatte. (Andrea Hausmann) +++


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