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Dem Museum Steinau an der Straße und dem Museum Brüder-Grimm-Haus stehen womöglich finanzielle Kürzungen bevor. - Fotos: Joana Gibbe

STEINAU/STR. 32.800 Euro sollen eingespart werden

"Abwärtsspirale" für die Museen der Brüder-Grimm-Stadt

21.06.20 - Die finanzielle Lage in Steinau an der Straße ist angespannt. Bisher hat die Brüder-Grimm-Stadt noch keinen Haushaltsentwurf beim Main-Kinzig-Kreis eingereicht. Ob ein Haushalt erlassen wird und wie dieser dann aussieht, ist ungewiss. Dass Einsparungen vonnöten sind, steht hingegen so gut wie fest, um die Erhöhung der Grundsteuer zu verhindern oder zumindest zu vermindern. Von diesen könnten auch das Museum Brüder-Grimm-Haus und das Museum Steinau an der Straße betroffen sein – mit ganzen 32.800 Euro, das ist genau die Summe, die für das Personal des Museums Steinau bisher im Haushaltsentwurf steht.

Museumsleiter Burkhard Kling sieht in den vom Haupt- und Finanzausschuss vorgeschlagenen Einsparungen "eine Abwärtsspirale" und bangt um seine beiden Kultureinrichtungen. "Die Situation für die beiden Museen in Steinau ist vor dem Hintergrund der im Raum stehenden erneuten Kürzungen aktuell sehr schwierig und erfüllt uns durchaus mit Sorge", bedauert auch Christina Reinsch, Geschäftsführerin des Hessischen Museumsverbands, die aktuellen Diskussionen, handelt es sich doch "um zwei ansonsten museal gut aufgestellte Häuser" "mit klaren Alleinstellungsmerkmalen".

Museumsleiter Burkhard Kling bangt um seine beiden Häuser.

Einsparungspotenzial oder Investitionsbedarf

Mit dem Brüder-Grimm-Haus als "einzig erhaltener Grimm-Wohnstätte" sind die beiden Museen "weit über provinzielle Museen hinaus" attraktive touristische Anziehungspunkte und "locken Menschen aus aller Welt" nach Steinau an der Straße, betont Kling. Statt Kürzungen vorzunehmen, sei es daher eher an der Zeit, "Projekte zugunsten der Häuser und der Stadt umzusetzen" und die Außenwirkung zu stärken. Mit "einem gezielten Konzept könnten wir ganz anders arbeiten und Geld und Gäste, die Geld nach Steinau bringen, erwirtschaften". Durch nach außen wirkende Veranstaltungen und verschiedene Ausstellungen könnte zum Beispiel auch die "Wechselwirkung von Museum zu Stadt und Stadt zu Museum" angekurbelt werden, "einfach weil eine adäquate Berichterstattung Menschen nach Steinau locken würde", erklärt der Museumsleiter.

Gespart werden soll jetzt aber in erster Linie am Personal. Derzeit beschäftigt der Kunsthistoriker zwölf 450 Euro Kräfte, um die beiden Eingänge und die Kasse der Häuser täglich zu besetzen. Dass beide Kassen besetzt werden, ist für Stadtverordneten Tim Schätzke jedoch unnötig. Er schlägt vor, statt immer beide Kassen zu besetzen, eine Alternative für den Eingang des zweiten Hauses zu finden, um so Personalkosten zu sparen.

Für Burkhard Kling steht aber fest: "Wir haben kein Einsparungspotenzial. Allein die Versicherung erfordert eine Überwachung der beiden Häuser und bei einer immer offenen Tür würde viel an Eintrittsgeld verloren gehen, zudem ist es fast unmöglich, von einer Aufsichts- und Kassenkraft zwei Museen betreuen zu lassen." Die beiden Häuser seien immerhin auch Begegnungsstätten und "außerschulischer Lernort", in denen die Mitarbeiter nicht nur als Kassenpersonal, sondern auch als Aufsichts- und Ansprechpersonen fungieren. "Das persönliche Gespräch ist ein wesentlicher Werbefaktor für die Häuser, aber auch für Steinau selbst. Häufig übernimmt das Personal dabei Funktionen einer Touristinformation, was stimmig und wichtig ist, da es sich auch mit der Erwartungshaltung der Besucher deckt", erklärt auch Reinsch. "Gerade für das Grimm-Haus als touristisches Highlight ist es sehr wichtig, das Museum als Anlaufstelle für Fragen jeglicher Art zu verstehen."

Kulturelles Highlight mit Denkmalwert

"Wer kulturelle Leistungen kürzt oder schrottet versündigt sich am Erbe unserer Väter und Mütter. Das ist unverantwortlich und geht so nicht", betont auch Bürgermeister Malte Jörg Uffeln gegenüber KINZIG.NEWS. Als "Kernstück für den Tourismus" erkennt auch Stadtverordneter Schätzke den "Denkmalwert" der Häuser an und versucht, dem "aktiven Missverstehen" entgegenzuwirken. So sei man nicht daran interessiert, die Häuser zugrunde zu richten, sondern den Bürgerinnen und Bürgern eine Gewerbesteuererhöhung zu ersparen. Im nächsten Haushalt könne dann eventuell auch wieder über Gelder für Werbemaßnahmen diskutiert werden, so Schätzke. Aktuell sei es aber nötig, Einsparungen zu tätigen. Mit der Kürzung der Personalkosten könnten das Brüder-Grimm-Haus und das Museum aber weiter aufrechterhalten werden, so der Stadtverordnete.

Während sich alle Beteiligten zumindest beim Stellenwert der beiden Häuser als "kulturelle Highlights in Steinau an der Straße", so der Bürgermeister, einig sind, scheinen die Fronten in Sachen Finanzen weiter verhärtet. Von einer Schließung ist zwar nicht das Gespräch, für Museumsleiter Kling bedeuten die Einsparungen aber weitere Einschnitte für die beiden Kultureinrichtungen, die seiner Meinung nach eher gefördert hören, um auch für die Brüder-Grimm-Stadt gewinnbringend zu sein.

"Solange noch kein Haushalt beschlossen ist, kann auch kein Geld ausgegeben werden. Das bedeutet auch, dass wir keine Komplementärmittel für Landeszuschüsse haben, die in den letzten Jahren zurückgewiesen werden müssten", erklärt der Kunsthistoriker. Ob bei der Stadtverordnetenversammlung am Dienstag ein Entwurf abgestimmt wird, bleibt abzuwarten. Erst dann weiß auch Burkhard Kling wie es um seine Häuser steht. (Joana Gibbe) +++


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