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Auch neben der Johannisbrücke wachsen die Stauden meterhoch - Fotos: Jonas Wenzel (Yowe)

FULDA "Ökologische Katastrophe"

"Brand"-gefährlich! Hochgiftiger Riesen-Bärenklau wuchert in der Region

10.07.20 - Gerade im Bereich der Fuldaauen - insbesondere zwischen Fulda-Johannesberg und Kohlhaus - prägt eine Pflanze momentan maßgeblich das Bild der Landschaft: Der Riesen-Bärenklau – auch bekannt unter den Namen Bärenkralle, Herkulesstaude oder Herkuleskraut. Der invasive und in Europa unerwünschte Neophyt stammt ursprünglich aus dem Kaukasus und verbreitete sich im Laufe des 19. Jahrhunderts, sodass er heute in Parks, Gärten, Straßenrändern, Bach- und Flusstälern sowie auf Brachen vertreten ist und dort die heimische Vegetation verdrängt. Mangels natürlicher Feinde kann sich die Pflanze nahezu ungehemmt verbreiten. Unter Weidetieren gilt die Pflanze nicht als Leckerbissen und auch für Hunde ist der Kontakt mit dem Pflanzensaft gefährlich.

Kontakt mir dem Pflanzensaft in Kombination mit Sonnenlicht kann schwerste Verbrennungen ...Foto: privat / Landratsamt Unterallgäu

Der Planzensaft verursacht auf der Haut phototoxische Reaktionen

Bienen sind die großen Gewinner der Ausbreitung des Neophyts

Berühren kann schwere Verbrennungen verursachen


Die Pflanze aus der Familie der Doldenblütler ist hochgiftig und ruft bei Kontakt Rötungen, Entzündungen und sogar Blasenbildung hervor. Nässende und äußerst schmerzhafte Wunden können wochenlang anhalten und mit Pigmentveränderungen einhergehen. Im Gegensatz zur Brennnessel spürt man im ersten Moment keinen Schmerz, der Furocumarin-haltige Pflanzensaft verursacht aber durch Bestrahlung mit Sonnenlicht phototoxische Reaktionen. Als Sofortmaßnahme wird das gründliche Abwaschen der kontaminierten Hautstellen sowie das Auftragen von Sonnenmilch empfohlen.

Ummähen ist die falsche Herangehensweise

Wächst die Pflanze im heimischen Garten, muss beim Entfernen einiges beachtet werden. OSTHESSEN|NEWS hat mit der Expertin Dr. Ina Walenda geredet und nützliche Tipps für die Bekämpfung der Pflanze erhalten. "Der Riesen-Bärenklau lässt sich am effektivsten mechanisch durch Ausgraben und Abschlagen der Dolden bekämpfen. Entscheidend für einen Erfolg ist das rechtzeitige Abschneiden der Dolden bei beginnendem Samenansatz. Schneidet man zu früh, kommt es zur Nachblüte, ist man zu spät, fallen beim Abschneiden bereits die ersten Samen aus und der Bekämpfungserfolg ist dahin. Da der Aufwand überschaubar und die Effektivität hoch ist, sind Pestizide verzichtbar." Unsere Expertin ist Landesgeschäftsführerin der NaturFreunde Deutschlands LV Schleswig-Holstein e. V. und gibt auf der Website http://www.naturfreunde-sh.de/baerenklau-bekaempfen.html weitere Einblicke in den Kampf gegen den Riesen-Bärenklau, klärt auf, wie die Pflanze von ähnlich aussehenden unterschieden werden kann und gibt weitere Tipps im Umgang mit dem Neophyt.

Dr. Ina Walenda bei der mechanischen Bekämpfung der Pflanze Foto: privat

Die Pflanzen entlang der Johannisbrücke wurde durch die Stadt vergangene Woche entfernt ...

Expertin redet von "ökologischer Katastrophe"

Dr. Walenda betont, dass die Bekämpfung weniger aufgrund ihrer Giftigkeit, sondern eher wegen ihrer ökologischen Gefahr für die heimische Pflanzenwelt wichtig sei. "Die momentane Situation ist eine ökologische Katastrophe. Die stickstoffliebende invasive Pflanze profitiert auch vom Einsatz von Düngemitteln und kann entlang von Fließgewässern ihre Samen besonders schnell verbreiten. Unter dem dichten Blätterdach lässt die bis zu vier Meter hohe Staude kaum noch Licht zum Erdboden durch." Die Expertin betont, dass es mit einer einmaligen Aktion nicht getan ist: "Die Samen sind acht bis zehn Jahre keimfähig. Eine nachhaltige Bekämpfung ist nur durch wiederholtes Entfernen möglich. Auch einzeln auftretende Pflanzen sollten sofort samt Wurzel entfernt werden."

Zuständig für die Naturschutzgebiete um Fulda ist das Regierungspräsidium Kassel

Der oberen Naturschutzbehörde in Kassel ist das Problem bekannt. Rund 5.000 Euro bis 10.000 Euro stehen jedes Jahr zur Bekämpfung in den Bereichen Ziegeler Aue und Horaser Wiesen bereit. "Dort wo die Pflanze frühzeitig erkannt und beseitigt wurde, tritt sie auch weiterhin nur sporadisch auf. Insbesondere an Fließgewässern hat sich die Herkulesstaude massiv ausgebreitet.", so die Behörde auf Nachfrage von O|N.


Was meint die Stadt Fulda zur Problematik?


Auch die Stadt Fulda äußert sich durch Pressesprecher Johannes Heller zum starkem Befall im Sommer 2020: "Wegen der extrem hohen Reproduktionsfähigkeit der Pflanze, des mittlerweile hohen "Verseuchungsgrades" des Bodens durch Samen und der über viele Jahre anhaltenden Keimfähigkeit der im Boden ruhenden Samen ist die weitere Verbreitung der Herkulesstaude im Stadtgebiet kaum mehr aufzuhalten bzw. nur schwer einzudämmen. Die Ausbreitung erfolgt vor allem entlang von Gewässern, insbesondere der Fulda. Die Bereiche dort sind zum Teil schwer zugänglich, was die Bekämpfung zusätzlich erschwert."

Neben der zur Aufrechterhaltung der Verkehrssicherheit regelmäßig erforderlichen Bestandskontrolle und der Beseitigung von Einzelpflanzen durch städtische Mitarbeiter, insbesondere im Bereich von Kinderspiel- und Bolzplätzen, an Kitas, an Schulen sowie entlang von Fuß- und Radwegen beauftragt die Stadt Fulda seit einigen Jahren Fachfirmen, an ausgewählten Groß-Beständen (mit mehr als 500 Pflanzen) die Samenstände zu kappen und ordnungsgemäß zu entsorgen, um das Aussamen im Juli zu verhindern und der Bildung tausender neuer Pflanzen vorzubeugen. (Jonas Wenzel – Yowe) +++

Dr. Ina Walenda ist Landesgeschäftsführerin der NaturFreunde Deutschlands LV Schleswig-Holstein ... Foto: privat


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