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Friedhelm Fett (rechts) holte diese bedeutende Ausstellung in die Festspielstadt.Zur Vernissage reisten Galerist Robert Spiegel (links) und Urs Odermatt an. - Fotos: Gudrun Schmidl

BAD HERSFELD Ausstellung in der Galerie im Stift

Nach dem großen Knall - Unfallfotos des Ausnahmefotografen Arnold Odermatt

20.07.20 - Arnold Odermatt trat 1948 seinen Dienst bei der Schweizer Polizei an. Fünf Jahrzehnte später stellte er auf der 49. Kunstbiennale in Venedig seine Fotografien aus. Ausstellungen unter anderem in Paris, Zürich und Chicago folgten. Zuletzt waren die Fotografien in der Erfurter Kunsthalle zu sehen, wo Friedhelm Fett, Vorsitzender des Vereins "sehreich", mit Urs Odermatt ins Gespräch kam und die Ausstellung in die Festspielstadt holen konnte. Odermatts Sohn Urs war es auch, der Anfang der neunziger Jahre bei Recherchen zu seinem Film "Wachtmeister Zumbühl" Fotografien seines Vaters entdeckte. Sofort erkannte er den besonderen fotografischen Blick des Vaters.

So eine Kamera benutzte der Polizeifotograf Arnold Odermatt.

Am Samstag wurde die Ausstellung des "sehreich e.V." in Zusammenarbeit mit der Galerie Springer Berlin im Rahmenprogramm von "Ein anderer Sommer" in der städtischen Galerie im Stift eröffnet. Neben weltweit gefeierten Fotografien aus der Werkgruppe "Karambolage" sind auch Bilder aus den Werkgruppen "Im Dienst", "In Zivil" und "Feierabend" zu sehen, so dass der Betrachter einen umfassenden Überblick über das Werk des Ausnahmefotografen bekommt. Insbesondere freut sich Friedhelm Fett, dass sogar unersetzliche Originalabzüge, die bereits auf der Biennale mit dabei waren, auch in Bad Hersfeld gezeigt werden.

Die Plakate können erworben werden gegen eine Spende zugunsten des Vereins "sehreich". ...

Der erste Polizeifotograf der Schweiz hat in seinen 42 Dienstjahren bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1990 möglichst emotionslos ungewöhnliche Situationen festhalten. Er protokollierte im Kanton Nidwalden mit seiner Rolleiflex Unfallorte, zu denen er gerufen wurde. Seine Bilder sollten aufklären, nicht verklären. Unfälle und Katastrophen standen im Fokus, aber auch die vorbildliche Arbeit seiner Kollegen. Odermatts Bilder sind durchweg gerichtstauglich. Arnold Odermatt ging es in seinen schlichen Fotografien nicht um Menschen, sondern um Fakten. Der Polizeifotograf wollte aufklären helfen.

Friedhelm Fett im Gespräch mit Stadträtin Birgit zum Winkel, die die Ausstellung ...

Urs Odermatt

Er tat dies in pietätvoller Weise und Respekt vor den Unfallopfern. Die Verkehrsteilnehmer waren fort, die Opfer abtransportiert. Zurück blieben zerbeulte oder vollkommen zerstörte Autos, LKW, Motorräder, Fahrräder oder Schienenfahrzeuge, die Geschichten von überhöhter Geschwindigkeit und Trunkenheit am Steuer, von Missachtung der Vorfahrtsregeln und Leichtsinn erzählen. Odermatt hatte als junger Polizist eigentlich nur darum gebeten, Unfallprotokollen auch eine Fotografie beifügen zu dürfen, die üblichen Zeichnungen erschienen ihm umständlicher. Während sein Vorgesetzter skeptisch reagierte, äußerte sich das Gericht lobend.  

In einem Interview anlässlich seines 95. Geburtstages beschreibt der Autodidakt seinen Anspruch: "Ein gutes Bild muss sich streng von allem trennen, was nicht zum Sachverhalt gehört und es muss einen Kamerastandpunkt haben, der dem Betrachter hilft, zur Sache zu kommen: Aufrichtig symmetrisch, frontal, mit klaren Bezügen statt Perspektiven, die irgendwo im Nirwana landen"! Seine Bilder wirken, als seien sie schon immer als Kunst und nicht als reine Dokumentation gedacht gewesen.

Intendant Joern Hinkel

Maskenpflicht - in Kürze für alle Interessierten erhältlich mit dem Aufdruck "Ein ...

Zur Ausstellungseröffnung sind auch Urs Odermatt und Galerist Robert Springer angereist. Intendant Joern Hinkel war ebenfalls anwesend, der zur Freude von Friedhelm Fett letztendlich seine Zustimmung zu der Ausstellung gegeben hat. Fett, der sogar ein Vorauswahlrecht der Fotos bekommen hat, betont: "Mit dieser Ausstellung können wir uns schon sehen lassen".  An Urs Odermatt gewandt betont er: "Du hast einen Schatz gehoben". Odermatt erzählt, dass die Fotos aus eigenem Antrieb seines Vaters entstanden sind. Weil er geizig mit dem Material war, gibt es von jedem Motiv, ob beruflich oder privat, nur ein Motiv. Es gibt kein Bild ohne Detail, das beim genauen Betrachten überrascht. Arnold Odermatt hat seinem Sohn sämtliche Bildrechte übertragen. Die hochkarätige Ausstellung ist bis zum 30. August 2020 in der Galerie im Stift (Dachgeschoss) zu sehen. Die Öffnungszeiten sind aktuell Dienstag bis Donnerstag 10 bis 12 und 15 bis 17 Uhr, Freitag 15 bis 20 Uhr, Samstag von 10 bis 12 und 15 bis 21 Uhr, Sonntag von 10 bis 12 und 15 bis 20 Uhr. Montags ist geschlossen. (gs) +++


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