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Traumhauft schönes Panorama: die Scaligerburg in Malcesine. - Fotos: Matthias Witzel, Elke Just

LAGO DI GARDA Corona und das Paradoxon

Fast wie leer gefegt: Der Gardasee im Dornröschenschlaf – ein Reisebericht

22.07.20 - Kein einziger Japaner in Sicht, kein Engländer. Nur ein paar Handvoll Holländer sowie Deutsche und wenige Dutzend Italiener. So leer wie in diesem Sommer hat man den Markusplatz in Venedig noch nie erlebt. Und so darf der Besucher diese großartige Kulisse nahezu ungestört genießen und streift auf dem Rückweg zum Auto durch ein Labyrinth von einsamen Gässchen, die man sonst nicht erkundet hätte und wo Ladenbesitzer Murano-Glas, italienischen Schick und Karnevalsmasken anbieten – wohlwissend, dass Corona das Jahresgeschäft schon jetzt längst verhagelt hat.

Der Markusplatz in Venedig: Wo sich sonst tausende Touristen durchschieben, herrscht ...

O|N-Redakteur Matthias Witzel im Linienschiff auf dem Canal Grande

Der Abstecher nach Venedig in der vergangenen Woche war der kulturelle Höhepunkt unseres zwölftägigen Gardasee-Urlaubs. Millionen Deutsche lieben den Lago, diesen herrlichen See zwischen Venedig und Mailand, der vom Tourismus lebt und eigentlich unterstützt werden müsste. Aber da er von vielen gemieden wird, die aus Angst vor der Pandemie lieber zu Hause bleiben oder ihren Urlaub in Deutschland verbringen, schläft er derzeit einen Dornröschenschlaf und präsentiert sich noch reizvoller und ursprünglicher als sonst.

Warten im Rezeptionsbereich

Blick in die Apartment-Anlage in Castelnuove del Garda

Unser Domizil ist ein großer Komplex in Castelnuovo del Garda nahe Peschiera am südöstlichsten Zipfel des Sees. Dort gibt es ein Haupt- und ein Golfhotel sowie eine großzügige Apartment-Anlage, wo wir eine Zwei-Zimmer-Wohnung gebucht haben. Schon bei der Ankunft wird klar, dass der Betrieb auf der Anlage in diesem Jahr anders geregelt ist. Rezeption und Minimarkt sind geschlossen. Der Check in läuft diesmal über den Empfang im Hotel, wo Neuankömmlinge mit Schutzmasken und Sicherheitsabstand geduldig Schlange stehen.

Nach fast neun Stunden Fahrt geht's erst einmal zum riesigen Pool, der normalerweise randvoll mit Leuten ist, nun aber so gut wie leer. Kleine Schildchen in blau und rot an den Liegen erklären: Hier wurde bereits desinfiziert, hier noch nicht. Doof für Schwimmer, die alles andere als ein Mützengesicht haben: Es herrscht Badekappenpflicht. Wie die vor dem Corona-Virus schützen soll, erschließt sich einem zwar nicht, trotzdem halten sich fast alle dran.

Wenig los am Pool

Das Schildchen erklärt: Diese Liege wurde bereits desinfiziert.

Badekappenpflicht!

Die Poolbar

Bewusst machen wir in den folgenden Tagen keine Experimente, sondern wandeln lieber auf bekannten Pfaden. Vorsicht ist schließlich die Mutter der Porzellankiste. Wir besuchen den nahegelegenen Acquapark Cavour, schlendern durch die Altstädte von Bardolino und Peschiera, wo man sich unbedenklich in eines der zahllosen Straßencafés setzen kann, und suchen uns schattige Plätzchen am See. Überall ist deutlich weniger los als in den Jahren zuvor. Lediglich am Wochenende, wenn auch die Italiener den Lago besuchen, wird's ein bisschen voller. Und natürlich auf dem Wochenmnarkt in Lazise, wo die Menschen sich dann doch sehr beengt zwischen den Ständen hindurchschieben.

Am Seeufer

Acquapark Cavour

Garda

Vielleicht gerade weil der Sommerurlaub lange Zeit auf der Kippe stand, ist die Stimmung nun allerorten ruhig und unaufgeregt. Außerdem ist der Gardasee nicht Mallorca und kein typisches Ziel für Party-Touristen, sondern eher was für Familien, Mountainbiker, Surfer und Wanderer. Es gelten die gleichen Hygiene-Maßnahmen wie in Deutschland. Wer ein Geschäft betritt, zieht die Maske auf, und überall stehen Desinfektionsmittel. Als wir am Freizeitpark "Gardaland" vorbei fahren, sehen wir, dass dort bei den Besuchern die Temperatur gemessen wird.

Sirmione

Peschiera

Bardolino

Die Rocca di Garda

Lazise

Sonnenuntergang am Gardasee

Es ist ein Paradoxon: Trotz Corona war der Gardasee-Besuch unterm Strich vielleicht sogar noch ein wenig schöner als früher – gerade weil so wenig los war. Und dennoch wünscht sich der Lago-Fan, dass der Tourismus dort ganz schnell wieder an Fahrt aufnimmt. Oder wie Alessandro Colombo, der Geschäftsführer der Gardasee Zeitung, kurz nach dem Lockdown im März schrieb: "Also kommen Sie einfach so bald wie möglich zurück, vielleicht verschieben Sie Ihren Aufenthalt, aber ändern Sie nicht Ihr Ziel, denn es ist nur eine Frage der Zeit und der Gardasee wird wieder der sichere und schöne Ort sein, den wir alle lieben." (Matthias Witzel) +++


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