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Die neue O|N-Serie führt uns in die osthessischen Museen. Welche kuriosen, lustigen und interessanten Exponate treten ans Licht? - Collage: O|N

FULDA Was verbirgt sich im Vonderau Museum? (1)

Toilettenpapier im Sammlungsbestand? 2020 keine Überraschung

17.08.20 - In den osthessischen Museen verbergen sich unzählige Schätze aus verschiedenen Epochen. Manche sind in den Ausstellungen präsent, andere sind in den Depots verstaut. Doch welche Exponate stechen durch ihre Eigenheit und Hintergrundgeschichte heraus? Die erste Station führt O|N ins Vonderau Museum in die Fuldaer Innenstadt. Was hat es mit einem Gebiss und Oberschenkelknochen, Geldstrümpfen und Toilettenpapierrollen auf sich? 

Das Team vom Vonderau Museum hat sich auf die Suche begeben. V.l.n.r. Museumsleiter ...Fotos: Maria Franco

Skelettreste können Aufschluss über die Vergangenheit geben. Archäologin Milena Wingenfeld ist Expertin auf diesem Gebiet. Auch am Schulzenberg in Fulda konnten durch Ausgrabungen interessante Entdeckungen gemacht werden. Diese wurden von Joseph Vonderau durchgeführt. Die Grabungsfunde stammen aus dem sogenannten Neolithikum, der Jungsteinzeit.

Backenzahn: Karies-Erkrankung endet mit dem Tod

Das Gebiss gibt Aufschluss über die Todesursache dieses Menschen.

Milena Wingenfeld hat sich in der archäologischen Abteilung umgesehen. ...

Der Backenzahn war von Karies befallen.

Das ausgestellte Objekt zeigt einen Unter- und Oberkiefer. Zunächst nichts ungewöhnliches - doch bei genauer Untersuchung des Backenzahns kann die Todesursache des Erwachsenen erschlossen werden. "Diese Person hatte Karies. Unbehandelt kann das schnell zu einer Blutvergiftung führen. Hier war die Entzündung schon stark ausgeprägt. Die Person ist somit in jungen Jahren verstorben." Damals sei die Lebenserwartung nicht hoch gewesen. "Kleine Infektionskrankheiten führten bereits zum Tod", so Wingenfeld.

Oberschenkelknochen aus dem Endneolithikum. Foto: Z. Jez.

Versorgung von Mitmenschen auch im Endneolithikum

Ein Gegenbeispiel dazu stellt der Oberschenkelknochen eines 55 bis 65 Jahre alten Mannes dar. Dieser wurde in Künzell "Am Noppen" ausgegraben. "Er ist gebrochen und schief wieder zusammengewachsen. Der Mann hat die Verletzung überlebt, war dann aber stark gehbehindert." Wahrscheinlich wurde die Person von anderen Menschen versorgt. "Das zeigt, dass es damals bereits eine soziale Hängematte gab."

Museologin Judith Mader präsentiert zwei Objekte aus dem Depot, die erst kürzlich eingegangen sind. "In der Ausstellung ist nur ein Bruchteil des Sammlungsbestandes vorzufinden. Dabei gibt es noch weitaus mehr zu entdecken."

Zwei Geldstrümpfe aus dem 19. Jahrhundert 

Zwei Geldstrümpfe, 19. Jahrhundert, Baumwolle/Metall, 40,7 x 5,8 cm und 23,5 x 7,6 ...Foto: Vonderau Museum Fulda/Foto: Daniel Bley

Museologin Judith Mader präsentiert sogenannte Geldstrümpfe.

Foto: Maria Franco

Die beiden Geldstrümpfe stammen aus einer Haushaltsauflösung in Fulda - eine Schenkung an das Museum. "Es ist eine Form von Geldbeuteln, wahrscheinlich aus dem 19. Jahrhundert." Vor allem Häkel- und Strickarbeiten waren um diese Zeit beliebt. Darin konnte das Münzgeld in eine Öffnung gelegt werden. Ringe am Rand auf jeder Seite sicherten das Ganze ab. Der Geldstrumpf wurde anschließend am Gürtel befestigt. "Die Seiten waren auch unterschiedlich gestaltet. Ein Objekt hat ein Monogramm, wie sie auf Tischdecken vorzufinden sind." Wem diese Geldstrümpfe gehörten, ist nicht bekannt. Jedoch waren solche schönen Stücke in der Region verbreitet. Bis 1920 waren sie im Gebrauch - als das Papiergeld kam, waren die Brieftaschen dann mehr im Trend. 

Kostbares Gut: Toilettenpapier in Corona-Zeiten 

Zu Corona-Zeiten: Werbegeschenk der Fuldaer Werbeagentur "fritschundfreunde" ...Foto: Vonderau Museum Fulda/Foto: Daniel Bley

Toilettenpapier im Sammlungsbestand? 2020 überrascht es wohl nicht. Das Museum fungiert als Sacharchiv: "Wir haben den Auftrag zu bewahren und das festzuhalten, was sich verändert hat. Es ist eine Dokumentation für spätere Generationen", so Mader. Schließlich müsse auch die Gegenwart bewahrt werden. Deshalb habe das Team einen Aufruf gestartet. "Wir müssen rechtzeitig sichern. Es sind wirklich auch lustige Objekte dabei." 

Das Exemplar ist ein Werbegeschenk der Fuldaer Werbeagentur "fritschundfreunde" aus der Anfangsphase der Pandemie im März 2020: Zu sehen sind zwei Rollen Toilettenpapier in Pappbanderole mit der Aufschrift "Special care. Don't panic ff-carepaket". Eine beiliegende Karte erläutert das Ganze: "Gute Ideen sind so rar wie Toilettenpapier. Alles Gute für Ihr Geschäft vom "Special-Care-Team". Der Corona-Sammelaufruf ist weiterhin aktuell. Weitere Informationen gibt es unter https://www.fulda.de/kultur-freizeit/vonderau-museum/das-museum/ (Maria Franco) +++

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