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"The Magic Mumble Jumble" gehörte zu den vielen internationalen wie nationalen Künstlern auf dem Hippiefestival - Archivfoto: O|N

BREITENBACH/H. / FULDA Der "Hof" statt Festival

Herzberg-Wochenende mit vielen Künstlern im Museumshof

30.07.20 - Auch das legendäre Herzberg-Festival – übrigens das größte Hippie-Festival in ganz Europa und sogar ein Jahr älter als das legendäre Woodstock – kann aufgrund der Corona-Beschränkungen in diesem Jahr nicht stattfinden. Trauer, Wut, Enttäuschung – aber auch ein Motto, das in diesem Jahr noch mehr an Bedeutung gewinnt, als es ursprünglich sollte: All together, NOW! Alle zusammen, und zwar auch jetzt. Wenn die Hippies nicht auf den Berg dürfen, dann muss der Berg eben zu den Hippies kommen. Am kommenden Wochenende treten im Fuldaer Museumshof verschiedene Künstler auf, die eigentlich für das Festival bei Breitenbach gebucht waren. Wir haben mit einigen von ihnen gesprochen.

An den nackten Füßen pieken die Halme des ausgedorrten Ackers, die Sonne scheint prall vom Himmel, es riecht nach Räucherstäbchen, die Kleidung der meisten Menschen ist bunt, und auf den großen und kleinen Bühnen auf dem weitläufigen Festivalgelände warten musikalische Offenbarungen. So in etwa haben sich wohl mehr als 10.000 Menschen das kommende Wochenende auf dem Herzberg vorgestellt. "Der Berg ruft", heißt es eigentlich um diese Zeit. The Magic Mumble Jumble sollten in diesem Jahr auf der Freakstage spielen. Auf der Mainstage hatten sich unter anderem New Model Army, Faber und Jamaram angekündigt. Und im Lesezelt sollte Frank Schäfer aus seinem Herzberg-Buch lesen.

Aber dann kam - wie so oft in diesem Jahr - alles anders. Aufgrund der Corona-Beschränkungen mussten die Veranstalter das Herzberg-Festival in diesem Jahr absagen. "Es war nicht unsere Entscheidung, dass das Festival nicht stattfinden wird. Es wurde ein Verbot für Großveranstaltungen erlassen", sagt Geschäftsführer Gunther Lorz. Ausfallen lassen, das stand schnell fest, kam für die Organisatoren und Künstler jedoch nicht in Frage: "Wir sind uns mit den Künstlern einig, dass das Festival eben im nächsten Jahr stattfinden wird. Die Besucher, die ihr Ticket schon gekauft haben, haben somit die Gewissheit, auch das Festival zu besuchen, für das sie das Ticket gekauft haben."

Statt Festival gibt es in diesem Jahr ein Alternativprogramm

"The Magic Mumble Jumble" freuen sich bereits auf den Aufritt in der Domstadt. ...

Auch in diesem Jahr: Nicht ohne Herzberg-Feeling

Doch das heißt nicht, dass das Jahr 2020 ein Jahr ohne Herzberg-Feeling bleiben muss. Da der Museumshof dank der Kooperation von KUZ Kreuz und Stadt Fulda seit einigen Wochen sowieso schon der Ort schlechthin für Kultur in Fulda ist, lag die Idee nahe, das Herzberg-Wochenende einfach in kleinerem Rahmen dort stattfinden zu lassen. Zum Glück: "So können wir endlich wieder den Kulturdurst der Menschen stillen", sagt Paul Istance, Sänger und Frontmann der Band "The Magic Mumble Jumble".

Genau wie für die anderen Künstler war es für ihn sehr hart zu erfahren, dass das Herzberg-Festival in diesem Jahr nicht stattfinden wird. "Als ich gehört habe, was alles abgesagt und verschoben wird, hab‘ ich erstmal geheult", sagt er, "es gibt keine Worte für das Gefühl, jetzt endlich wieder auf der Bühne stehen zu können." Ähnlich geht es auch Henrik Freischlader, der am Samstag gemeinsam mit seiner Band auf der Bühne im Museumshof stehen wird. "Wir freuen uns sehr und haben sofort zugesagt. Man vermisst den unmittelbaren Kontakt zu seinem Publikum doch sehr. Hauptsache, das Herzberg-Festival ist nicht ersatzlos gestrichen, da nimmt man den kleineren Rahmen gern in Kauf."

Die Vorfreude ist riesig

Vergleichen lässt sich das Herzberg-Festival mit eben diesem kleineren Rahmen im Fuldaer Museumshof jedoch nicht wirklich, findet Jakob Heymann, der das Wochenende am Freitagabend eröffnen wird. "Das Herzberg-Festival ist ein ganzes Universum. Fulda ein wunderbarer kleiner Planet, sagt er und auch, wenn er beides nicht miteinander vergleichen kann, freut er sich doch sehr auf das Wochenende: "Ich war seit Monaten nicht auf der Bühne. Den anderen Künstlern geht es bestimmt ähnlich. Vielleicht schaffen wir es sogar, nur für einen kurzen Moment zu vergessen, dass um uns herum die Welt brennt."

Für die junge Künstlerin Theresa Bergmann, der Herzberg-Geschäftsführer Lorz die Qualität für eine noch größere Bekanntheit attestiert, war die Absage wohl eine besonders herbe Enttäuschung. 2020 wäre ihr erstes Mal auf dem Herzberg-Festival gewesen. "Ich habe von Freunden gehört, dass das Herzberg-Publikum eins der herzlichsten von Allen sein soll und habe mich daher besonders gefreut, dort zu spielen." Dass das Festival nun trotz allem in einer kleinen Version stattfinden kann, findet sie toll. "Wir Musiker sind sehr dankbar für die Chance, live zu spielen. Es fehlte uns so sehr in letzter Zeit."

Drei bunte Tage in Fulda

Während Paul von The Magic Mumble Jumble vom Stillen des Kulturdurstes spricht, nennt Marius Peters, der gemeinsam mit Klaus, der Geiger auftreten wird, das kommende Wochenende eine Seelennahrung für das Publikum. "Ich glaube, dass sehr viele Menschen aktuell kulturelle Veranstaltungen sehr vermissen." Deswegen und weil beim Herzberg-Wochenende junge und ältere Menschen aus allen Bereichen zusammen eine Gemeinschaft, eine Gruppe sein werden, sei es umso erfreulicher, nun einen bunten Mix aus verschiedenen Acts an einem Wochenende zu präsentieren.

"Auf dem Berg geht es ja nicht nur um Musik. Das andere - die Festivalgänger wissen, was ich meine - ist fast noch wichtiger", findet Frank Schäfer, "Man kann das nicht ersetzen. Aber die drei bunten Tage in Fulda können zumindest ein bisschen die Flamme in Gang halten. Das richtige Feuer brennt dann wieder 2021." Denn dann wird das Herzberg-Festival aus diesem Jahr quasi nachgeholt. Und bis dahin wollen Lorz und die Festivalgänger ihre Verbundenheit mit dem Herzberg in einer anderen Form ausdrücken: unter anderem mit dem kommenden Wochenende im Museumshof. Aber auch mit dem langen Herzberg-Wochenende auf rockradio.de, sozialen Foren und kleinen Herzberg-Partys, die dieses Jahr in eigenen Gärten stattfinden müssen. (Suria Reiche) +++


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