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FULDA/NÜSTTAL 50-Jähriger wegen Mordversuch angeklagt

Prozess gegen Brandstifter - Familie von Nachbarn aus dem Feuer gerettet

14.08.20 - Dramatische Szenen haben sich am 20. Oktober vor zwei Jahren im Nüsttaler Ortsteil Morles abgespielt: Die vorbildliche Zivilcourage einiger Menschen hat eine Katastrophe gerade noch verhindert. Ein damals 48-jähriger Mann hatte in seiner Wohnung Feuer gelegt und dann das Haus verlassen. Anwohner bemerkten die Rauchentwicklung und alarmierten die Feuerwehr. Eine darüber wohnende Mutter und ihre beiden Kinder im Alter von drei und fünf Jahren konnten das Haus wegen starker Qualmentwicklung nicht mehr verlassen und nur von aufmerksamen Nachbarn gerettet werden. Seit dem heutigen Donnerstag muss sich der mittlerweile 50-Jährige wegen Brandstiftung und versuchtem Mordes vor dem Landgericht Fulda verantworten. In der Anklage war von Heimtücke die Rede, einem Mordmerkmal, aber auch davon, dass sich der alkoholisierte Mann zum Tatzeitpunkt im Zustand erheblicher Schuldverminderung befand.

Der Brand am 20. Oktober 2018 hätte tödliche Folgen für die Mutter und ihre beiden ...Fotos: O|N-Archiv Nina Bastian

An der Brandstiftung, die der Angeklagte nicht bestreitet, war seiner Ansicht nach offenbar eigentlich ein Wasserschaden schuld. Weil zwei Wochen zuvor die Decke in seinem Bad eingestürzt war ("Wir hätten tot sein können!") und die Versicherung den Schaden nicht übernehmen wollte, hatte er sich subjektiv in einer aussichtslosen Lage befunden. Er arbeitete als Bäckergeselle in der Nähe seiner Wohnung, weil er wegen einer Sehbehinderung keinen Führerschein machen kann, bekam aber für seine Teilzeitstelle nur knapp 900 Euro netto. Bei dem Haus handelt es sich um sein Elternhaus, in dem er aufgewachsen ist, das sein alkoholabhängiger Vater aber beliehen hatte. Als es verkauft wurde, blieb ihm nur die Eigentumswohnung im Parterre. Über ihm wohnte der neue Hausbesitzer und dessen Familie. Dieser war anscheinend nicht bereit, den Wasserschaden zu beheben, der laut Versicherungsgutachter bereits die Balken zersetzt hatte. Weil der Angeklagte ständig befürchtete, weitere Deckenteile könnten einstürzen, habe er nicht mehr schlafen können und in seiner wachsenden Verzweiflung immer mehr getrunken. Am Abend des Tattages habe er schließlich beschlossen, das Haus anzuzünden und seinem Leben ein Ende zu machen. Dass sich im Obergeschoss Mutter und Kinder aufhielten, die allein durch die Rauchgase leicht zu Tode hätten kommen können, habe er nicht realisiert, sagte der 50-Jährige heute vor Gericht. "Ich habe ihnen ja verboten, sich dort aufzuhalten, weil die Decke hätte herunterkommen können", erklärte er dazu.

Naim Koci und sein Bruder waren die Lebensretter der kleinen Familie

Gutachter Prof. Helge Laubinger

"Mir tut alles so leid. Ich kann nicht fassen, was mir widerfahren ist - es kann nicht wahr sein!", war sein abschließendes Fazit zum Tatgeschehen. Fast zwei Stunden lang hatte er zuvor dem Gericht sein Leben, die Umstände vor, während und nach dem Brand geschildert. Seinen umfangreichen Vortrag hatte er mit der Aufzählung seiner vielen ehrenamtlichen Vereinstätigkeiten begonnen.

Für den Prozess sind noch sechs weitere Verhandlungstage terminiert und mehrere Zeugen geladen. Das Urteil wird voraussichtlich am 27. August verkündet. (Carla Ihle-Becker)+++


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