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Weiter geht's mit dem zweiten Teil aus dem Vonderau Museum. - Collage: O|N

FULDA Was verbirgt sich im Vonderau Museum? (1)

Ungewohnter Blick: Wenn das Spiegelbild zu zittern anfängt…

30.08.20 - In den osthessischen Museen verbergen sich unzählige Schätze aus verschiedenen Epochen. Manche sind in den Ausstellungen präsent, andere sind in den Depots verstaut. Doch welche Exponate stechen durch ihre Eigenheit und Hintergrundgeschichte heraus? Die erste Station führt O|N in das Vonderau Museum in die Fuldaer Innenstadt. Was hat es mit einem vibrierenden Spiegel, einer Tapisserie und einem Küchensieb auf sich?

Eine wahre Kuriosität: der vibrierende Spiegel. Fotos (2): Vonderau Museum

Die wissenschaftliche Volontärin, Franziska Becker, präsentiert ihr ausgewähltes ...

Entdeckung im Depot: Ein vibrierender Spiegel

Ein wahrhaft interessantes Objekt hat Franziska Becker, wissenschaftliche Volontärin, entdeckt: Es handelt sich um einen vibrierenden Spiegel, der von der verstorbenen Künstlerin des Fuldaer Jungen Kunstkreises Verena Pfisterer (1941-2013) entworfen wurde. "Es klingt alleine durch seinen Namen schon kurios. Da stellt sich automatisch die Frage: Wie kann ein Spiegel vibrieren? Und vor allem: Wieso lässt man einen Spiegel vibrieren?"

Das Objekt besteht aus einer kleinen Holzkiste, in der ein Spiegel eingelassen ist. Durch die Zugabe von Strom wird der Spiegel in Bewegung gesetzt, sodass das Spiegelbild zu einer zitternden Reflexion zu verschwinden scheint. Die Künstlerin wurde durch eine banale Alltagssituation inspiriert: "In einem Tagebucheintrag aus ihrem Nachlass schreibt sie dazu, dass eine Busfahrt ausschlaggebend war. Der Spiegel, der schräg über dem Fahrer hängt, vibrierte dabei unterschiedlich schnell. Dabei verzog sich das Gesicht immer wieder", so Becker.

Tapisserie von der Schlacht bei Austerlitz: Napoleon siegt

Museumsleiter Dr. Frank Verse vor der Tapisserie von der Schlacht zu Austerlitz. ...

Museumsleiter Dr. Frank Verse stellt die große Tapisserie von der Schlacht bei Austerlitz vor. "Es wirkt auf den ersten Blick wie ein Gemälde, in Wirklichkeit ist es aber eine Tapisserie." Die Tapete befand sich zuvor im Fuldaer Stadtschloss und stellt ein Panorama der Dreikaiserschlacht bei Austerlitz am 02. Dezember 1805 dar. 1813 wurde dieses Werk erstellt. "Es ist in der Tat eine Propagandatapete und zeigt einen der glänzendsten Siege Napoleons. So sollten die Bewohner der besetzten Gebiete, zu denen auch Fulda zählte, immer an die Überlegenheit Frankreichs erinnert werden. Daher steht der Kaiser der Franzosen in der Darstellung auch über allen anderen – unter seinen Augen findet die Schlacht statt." 

Die Tapisserie gliedert sich in drei Hauptszenen: In der Mitte wird unter dem Santon-Hügel der entscheidende Durchbruch der gegen die russischen Reserven geführten Mameluken aufgezeigt. Auf dem Alten Weinberg am rechten Bildrand erreicht Napoleon im Kreis seiner Stabsoffiziere die Siegesmeldung des Generals Rapp. Links, von dem Pratzen genannten Hügel, ist die Flucht des Zaren Alexander I. und des Kaisers Franz II. zu sehen.

Napoleon geht als Sieger aus der Schlacht hervor.

Hinter Napoleon: Die französischen Truppen.

Es habe viele dieser Tapeten gegeben. "Sie zeigen alle den Sieg Napoleons und hingen in verschiedenen französischen Einrichtungen oder bei Verbündeten." Das Besondere an der Tapisserie von der Schlacht bei Austerlitz: "Da sie später von einer Vertäfelung verdeckt wurde, blieb sie erhalten." Die meisten seien nach der endgültigen Niederlage Napoleons zügig entfernt worden.

Alltag nach dem Krieg: Aus der Not heraus erfinderisch werden

Katja Galinski, wissenschaftliche Mitarbeiterin, greift Exponate auf, die aus der Nachkriegszeit ab 1945 stammen. "Der Alltag nach dem Krieg gestaltete sich schwierig. Aufgrund von Materialknappheit mussten die Menschen erfinderisch werden." Militärische Objekte wie Wehrmachtshelme, Gasmasken oder Munitionshülsen wurden für die zivile Nutzung zu Küchengeräten und Haushaltswaren wie Becher, Kannen, Eierbecher oder Kochtöpfe umfunktioniert.

Der Stahlhelm wird zum Küchensieb. Fotos: © Vonderau Museum Fulda

Katja Galinski, wissenschaftliche Mitarbeiterin, greift Objekte aus der Nachkriegszeit ...

Der Nachttopf wurde aus einem Stahlhelm gefertigt. Foto: © Vonderau Museum Fulda

Zu der kulturgeschichtlichen Dauerausstellung gehören beispielsweise ein Nachttopf und ein Küchensieb, die zuvor als Stahlhelme fungierten. "Nach 1945 wurden die Gegenstände in den Fuldaer Emaillierwerken industriell gefertigt und umgearbeitet. Dadurch fiel das ursprüngliche Material kaum mehr auf", erklärt Galinski weiter.

"Viele Menschen haben die sogenannten Notbehelfe nicht mehr aufgehoben. Dabei können die Besitzer oftmals interessante und persönliche Geschichten darüber erzählen." Wer noch Objekte, Dokumente und Bilder aus der Nachkriegszeit besitzt, kann sich im Rahmen des Zeitzeugenprojektes "Fulda erzählt" bei den Museumsmitarbeitern melden. (Maria Franco) +++

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