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Grabungsleiter Dr. Thilo Warneke und Investor Christopher Burg, der die Grabungen auf seinem Baugrund ermöglicht hatte - Fotos: Carina Jirsch

FULDA Unter den "Top ten" deutscher Funde

Wo Joseph Vonderau im Irrtum war ... sensationelle Grabungsstücke

25.08.20 - Quasi in allerletzter Minute, bevor die Baggerschaufeln der Großbaustelle in der Langenbrückenstraße tabula rasa  schaffen konnten, haben Fuldaer Archäologen ungeahnte Sensationsfunde ans Tageslicht befördert. Dr. Andreas Thiedmann vom Landesamt für Denkmalpflege klassifizierte die Bedeutung der Fundstücke als "Top-ten"unter deutschen Grabungsfunden und "Hochkaräter". Denn deren Herkunft korrigiert die bisherigen Vermutungen von Prof. Joseph Vonderau, der an dieser Stelle vor rund hundert Jahren Pfahlbauten angenommen hatte.

Museumsleiter Dr. Frank Verse, Kreisarchäologin Milena Wingenfeld, Grabungsleiter ...

Leiter der Grabungsfirma Prof. Claus Dobiat

In der feuchten Erde am Rande der Fulda-Aue liegt gewissermaßen das "Eldorado" der Fuldaer Archäologie. Auf dem Areal an der Langebrückenstraße hatte der Namensgeber des Museums, Prof. Joseph Vonderau, Ende des 19. Jahrhunderts wichtige Funde zur Fuldaer Siedlungsgeschichte entdeckt. Durch das  Neubauprojekt, bei dem jetzt dort 86 Wohnungen entstehen sollen, ergab sich die einmalige Gelegenheit, wesentliche Teile des Geländes noch einmal archäologisch zu untersuchen.

Aus solchen Schaufeln - vermutlich aus Eichenholz - war das Mühlrad gebaut ...

Bereits Ende Juni hatte es eine vorläufige Bilanz der archäologischen Ausgrabungen in der Langenbrückenstraße gegeben. Die Arbeiten standen damals kurz vor dem Abschluss und hatten einige interessante Ergebnisse erbracht, allerdings weniger Funde als zuvor erhofft. Was damals aber noch niemand ahnen konnte: In den wenigen Metern Erdreich, die zu diesem Zeitpunkt noch unberührt waren, machten die Archäologen in den folgenden Tagen spektakuläre Funde, die sich quantitativ wie auch qualitativ mit den berühmten Grabungsfunden Prof. Vonderaus messen lassen können, und zum Teil darüber hinaus auch die faszinierende Perspektive bieten, die Funde von damals neu einordnen und interpretieren zu können. Stadt- und Kreisarchäologin Milena Wingenfeld, ihr Vorgänger, der jetzige Leiter des Vonderau-Museums, Dr. Frank Verse und der Grabungsleiter an der Langenbrückenstraße, Dr. Thilo Warneke identifizierten die Stücke, die Vonderau für Grabschaufeln gehalten hatte, als Teile einer frühmittelalterlichen Mühle mit horizontalem Schaufelrad. Von solchen Mühlen aus dem 8. und 9. Jahrhundert sind bisher nur acht Fundstellen in Irland und Dänemark bekannt, führten die Archäologen aus. Denkbar sei deshalb, dass sie auf das Know-how englischer oder irischer Handwerker aus dem Tross von Bonifatius zurückgehen. 

Ein Kamm aus Knochen

Eien gefärbte Glasscherbe

Diese Mühle könne sich aber nicht am jetztigen Grabungsort befunden haben, sondern sei offenbar während einer großen Flutkatastrophe von ihrem Ursprungsstandort weggespült worden. Am selben Fundort wurden auch große Mengen an Tierknochen sichergestellt, für die es noch keine abschließende Erklärung gibt. Weitere C14- und dendrochronologische Untersuchungen zur genauen Datierung sollen Klarheit bringen. (ci)+++


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