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Heute nix im Briefkasten - ver.di ruft Warnstreik bei der Post aus
10.09.20 - Im osthessischen Postleitzahlenbereich 36, aber auch vielen anderen Regionen schauen die Leute an diesem Vormittag vergeblich in ihre Briefkästen. Und auch der Paketversand funktioniert nicht wie gewohnt. Der Grund: die Gewerkschaft ver.di hat die Beschäftigten der Deutschen Post zum Warnstreik aufgerufen. Hintergrund sind die laufenden Tarifverhandlungen für die rund 140.000 Tarifbeschäftigten der Deutschen Post AG bundesweit. Die Beschäftigten sollten ab 7.30 Uhr ihre Arbeit niederlegen. Außer Osthessen sind vor allem Hamburg, Nordrhein-Westfalen und Bayern von den Streiks betroffen. Mit den Ausständen soll der Druck auf die Arbeitgeberseite erhöht werden, mit deren Angebot die Gewerkschaft höchst unzufrieden ist.
Nachdem die Arbeitgeber beim bereits zweiten Verhandlungstermin kein Angebot vorgelegt habe, rief ver.di nun zu Warnstreiks auf. An vielen Standorten im Bundesgebiet fanden bereits gestern Streikmaßnahmen statt. Den Start machten die Postangestellten in NRW und Bayern. "Wir haben in der zweiten Runde der Tarifverhandlungen den Eindruck gewonnen, dass die Deutsche Post AG ihre Beschäftigten mit einer Entgelterhöhung von nur 1,5 Prozent für 12 Monate abspeisen will. Das ist eine Provokation und das werden sich unsere Mitglieder, die Tag für Tag zum Unternehmenserfolg beitragen, nicht einfach so bieten lassen! Wir fordern: 5,5 Prozent für 12 Monate und zwar jetzt!", so die Verhandlungsführerin und stellvertretende Verdi-Vorsitzende Andrea Kocsis. Außerdem sollen die Ausbildungsvergütungen für jedes Ausbildungsjahr monatlich um 90 Euro erhöht werden.
Zum Grund für den Streikaufruf erklärte sie, die Post gehöre eindeutig zu den Gewinnern der Corona-Krise. Dafür hätten die Beschäftigten hart gearbeitet und zum Unternehmenserfolg beigetragen. Das Arbeitgeberangebot sei völlig inakzeptabel, und das, obwohl die Deutsche Post AG nach eigenen Angaben trotz Corona-Krise ihren Gewinn im Bereich Post und Paket um knapp 50 Prozent steigern konnte - dank der Postbeschäftigten. "Wer in einer Krise derart profitiert, muss zur Ankurbelung der Wirtschaft beitragen. Dazu gehören ganz klar ordentliche Lohnerhöhungen und kein Sparkurs bei den Beschäftigten", so Kocsis. Die geforderte Lohnerhöhung trage außerdem zur Binnennachfrage bei. Die Beschäftigten von DHL und Post müssten für ihre zuverlässige Arbeitsleistung nicht nur in Coronazeiten mit einer ordentlichen nachhaltigen Lohnerhöhung wertgeschätzt werden. Die nächste Verhandlungsrunde in der Tarifauseinandersetzung ist für den 21. und 22. September geplant. (ci)+++