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Dr. Matthias Kalmbach ist Ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes im Landkreis Fulda. Er engagiert sich für die Woche der Wiederbelebung. - Fotos: Carina Jirsch

FULDA O|N-Interview mit Notarzt Dr. Kalmbach

"Staying alive": Zur Woche der Wiederbelebung - "Es ist wichtig, dass man hilft"

19.09.20 - In Deutschland erleiden jedes Jahr rund 60.000 bis 70.000 Menschen einen Herz-Kreislauf-Stillstand. Häufig finden diese im häuslichen Umfeld oder öffentlichen Raum statt – ein Arzt ist selten direkt vor Ort. Als Betroffener muss man hier auf seine Mitmenschen vertrauen. Einmal im Jahr macht die "Woche der Wiederbelebung" auf die Laienreanimation aufmerksam.

OSTHESSEN|NEWS hat mit dem Fuldaer Notarzt und Ärztlichen Leiter des Rettungsdienstes, Dr. Matthias Kalmbach, über das wichtige Thema gesprochen.

"Jeder kann Leute wiederbeleben. Die meisten plötzlichen Herz-Kreislauf-Stillstände finden im häuslichen Umfeld statt, sodass es jeden treffen kann", so Kalmbach. Laut dem Experten gebe es bei einer Reanimation nicht viel zu beachten. Wichtig sei es in erster Linie, die Intiative zu ergreifen und Hilfe zu leisten. In Deutschland dauert es im Schnitt acht Minuten, bis der Rettungsdienst nach der Alarmierung eintrifft. Innerhalb dieser Zeit sei eine Herz-Druck-Massage besonders wichtig. "Man weiß, dass es innerhalb der ersten zwei bis drei Minuten nach Erlegen des Kreislaufes zu irreparablen Schäden des Gehirns kommen kann. Deshalb ist es so wichtig, diese Zeit zu überbrücken", so der Notarzt. Durch die angewandte Technik wird Blut in den Körper und somit auch ins Gehirn gepumpt. Dieses wird über den vorhandenen Restsauerstoff versorgt.

Kalmbach wirbt für die Laienreanimation im Rahmen der "Woche der Wiederbelebung". ...

Dr. Matthias Kalmbach im Gespräch mit O|N-Reporterin Michelle Kedmenec. ...

Wichtig: Erste-Hilfe-Kurse sollten regelmäßig aufgefrischt werden.

Bei der Laienreanimation rät Dr. Matthias Kalmbach dazu, sich auf die drei Grundsätze Prüfen, Rufen und Drücken zu fokussieren. Zuerst prüfe man, ob der Betroffene noch bei Bewusstsein und die Atmung noch vorhanden ist. Sollte das nicht der Fall sein, soll im nächsten Schritt einmal laut nach Hilfe gerufen werden. So können Personen zur Unterstützung hinzukommen und zum Beispiel einen Notruf absetzen. Die Mitarbeiter der Leitstelle sind zudem speziell darauf geschult, die Reanimation per Telefon anzuleiten. Der letzte Schritt ist das Drücken, die sogenannte Herz-Druck-Massage. Hierbei setzt man auf dem Brustbein an, indem man die Hände verschränkt und im Rhythmus von 100 bis 120 Mal fest zudrückt. Als Anhaltspunkt für die Geschwindigkeit kann beispielsweise der Song "Staying alive" von den Bee Gees genommen werden. Es gibt aber auch viele andere Songs, die zur Geschwindigkeitsorientierung dienen können.

Erste-Hilfe-Kurse regelmäßig auffrischen


Der Experte empfiehlt Erste-Hilfe-Kurse alle fünf bis sieben Jahre aufzufrischen. Außerdem sei es wichtig, sich auch außerhalb der Kurse immer wieder mit dem Thema zu beschäftigen, um in Notfällen bestmöglich aufgestellt zu sein. Genau diesen Zweck soll auch die jährliche "Woche der Wiederbelebung" und der "Internationale Tag der Wiederbelebung" am 16. Oktober erfüllen. "Mit solchen Aktionen schärfen wir das Bewusstsein der Bevölkerung. Bevor wir mit der Aktionswoche gestartet sind, lag die Laienreanimationsquote bei 16 Prozent, heute sind es bereits 40 Prozent. Das ist zwar immer noch relativ wenig, wenn man bedenkt, wie viele Menschen jährlich von Herz-Kreislauf-Stillständen betroffen sind, aber wir befinden uns auf dem besten Weg. Schließlich können wir mit einer höheren Quote das Überleben und vor allem das gute Überleben der Betroffenen verdoppeln", so Dr. Kalmbach zuversichtlich. (Michelle Kedmenec) +++


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