Archiv
Sehr engagiert ist Ingo Schwalm in der Pflege und bei der Betreuung von Demenzkranken und deren Angehörigen. - Foto: Privat

REGION Am Montag ist Welt-Alzheimer-Tag

1,7 Millionen Demenzkranke in Deutschland - Ingo Schwalm macht sich stark

20.09.20 - "Demenz, wir müssen darüber reden". Unter diesem Motto steht am Montag der im Jahr 1994 ins Leben gerufene Welt-Alzheimer-Tag. Weltweit und auch in Deutschland finden dazu vielfältige Aktionen statt, um auf die Situation von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen aufmerksam zu machen.

In Anbetracht der Einschränkungen wegen der Corona-Pandemie ist im Vogelsbergkreis keine Aktion geplant. Deshalb hat Fachkrankenpfleger Ingo Schwalm, der seit über 20 Jahren als fachpflegerische Leitung in einer psychiatrischen Institutsambulanz (PIA) arbeitet, Informationen zusammengestellt, die er in einem Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS vorstellte. "An meiner Arbeitsstelle werden fast alle chronisch-psychiatrischen Erkrankungen behandelt. Die häufigsten sind Depressionen, schizophrene Psychosen sowie viele Demenzen mit Verhaltensauffälligkeiten", so Schwalm. In über 20.000 Haus- und Heimbesuchen habe er bisher über 3.000 Demenz-Testungen durchgeführt. Fachpflegerische Erst-Anamnesen in den verschiedenen Pflegeeinrichtungen und Privathaushalten gehörten zu seinen Haupttätigkeiten, wobei Verdachtsdiagnosen deutlich eingegrenzt werden könnten.

Symbolbild: Pixabay

In verschiedenen Alten- und Pflegeheimen werden von ihm fachpflegerische Visiten durchgeführt. Fortbildungen und Fallbesprechungen für das Pflegepersonal werden regelmäßig angeboten und auch von anderen Berufsgruppen gerne genutzt. Weiterhin war Ingo Schwalm 17 Jahre Dozent für das Fach Psychiatrie in einer Schule für Krankenpflege. "Ein soziales, sehr aktives Engagement beim Bündnis für Familie im Vogelsbergkreis ist für mich selbstverständlich". Besonders hob er die Aktionstage "Samstage gegen das Vergessen" (jetzt "Samstag für gesundes Altern") hervor, die in allen Gemeinden und Städten im Kreis durchgeführt werden. Die Erfahrungen dabei zeigten sehr deutlich, dass es unbedingt für die betroffenen Menschen erforderlich sei, eine qualifizierte Früherkennung einer Demenz anzubieten.

Ingo Schwalm ging dann auf die Frage "Vergesslichkeit oder Demenz?" ein. So passiere es oft, dass man irgendwo hingehe, um etwas zu holen, vergesse jedoch dort, was man eigentlich holen wollte. Kurze Zeit später falle es einem aber wieder ein. Ein demenzkranker Mensch jedoch würde vergessen, dass er dies vergessen hätte. So sei auch das Verlegen von Gegenständen zunächst nicht krankhaft. Ältere Menschen, die an einer Form von Demenz leiden, hätten zunehmend diese Ausfälle des Kurzzeitgedächtnisses und finden zum Beispiel ihr Bügeleisen im Kühlschrank wieder beziehungsweise wüssten im zunehmenden Stadium der Demenz nicht mehr, zu was ein Bügeleisen benötigt wird.

In Deutschland lebten derzeit etwa 1,7 Millionen Menschen mit Demenz. Jedes Jahr kämen rund 40.000 dazu. Das Risiko steige mit dem Alter. So leide im Alter zwischen 65 und 69 Jahre jeder zwanzigste daran, aber zwischen 80 und 90 sei schon fast jeder Dritte betroffen. Die Parkinson-Krankheit sollte hier nicht unerwähnt bleiben, sie sei im fortgeschrittenen Stadium bei 40 Prozent der Betroffenen eine Ursache der Demenz.

Auf die einzelnen Demenzformen ging Schwalm nicht speziell ein, so hätten jedoch letztendlich alle Formen eines gleich: den Verlust von funktionsfähigen Nervenzellen, Vergesslichkeit, Verlust des Wissens, des Erkennens, der Orientierung, der Sprache und des Denkvermögens, des Fühlens und der motorischen Fähigkeiten. Das Laufen und Gehen sowie die Beweglichkeit insgesamt gingen im Laufe der Krankheit verloren und die Aufnahme von fester Nahrung könne durch zunehmende Schluckstörungen deutlich erschwert werden.

Als besonders wichtig hob er die Früherkennung und frühzeitige Demenzbehandlung hervor, denn eine Heilung sei trotz intensiver Forschung bisher noch nicht möglich jedoch durch spezielle Medikamente könne bei etwa jedem neunten Patienten der Krankheitsverlauf verzögert werden. Zudem könne durch eine fachärztliche Versorgung und Behandlung schneller auf psychische Begleiterkrankungen reagiert werden.

"Der Welt-Alzheimertag soll auch dazu dienen, die Demenz etwas verständlicher zu machen", so Ingo Schwalm und betonte abschießend: "Meine allerhöchste Wertschätzung für die sehr wichtige Arbeit mit demenzkranken Menschen haben die Pflegekräfte in den Krankenhäusern - mittlerweile ist jeder fünfte Patient auf einer Allgemeinstation dement - und ganz besonders die Kolleginnen und Kollegen in der ambulanten Pflege und in den Alten- und Pflegeheimen. Sie leisten nicht nur in der Pandemie hervorragende Arbeit, sondern sind zu jeder Tages- und Nachtzeit für unsere hilfsbedürftigen Menschen da." (Dieter Graulich) +++


Über Osthessen News

Kontakt
Impressum

Apps

Osthessen News IOS
Osthessen News Android
Osthessen Blitzer IOS
Osthessen Blitzer Android

Mediadaten

Werbung
IVW Daten


Service

Blitzer / Verkehrsmeldungen Stellenangebote
Gastro
Mittagstisch
Veranstaltungskalender
Wetter Vorhersage

Social Media

Facebook
Twitter
Instagram

Nachrichten aus

Fulda
Hersfeld Rotenburg
Main Kinzig
Vogelsberg
Rhön