Das alternative Kino35 öffnet am Freitag wieder seine Türen in der Ohmstraße

23.09.20 - Mehrmals im Jahr wird in einem Versicherungsbüro in der Löherstraße, welches auch als Vereinsraum dient, eine Leinwand heruntergefahren und auf ihr schauen sechs bis acht Leute einen Kino-Trailer nach dem anderen. Was seltsam klingt, hat für zahlreiche Cineasten aus Fulda einen wichtigen Nutzen: Hier werden nämlich gerade die Filme ausgesucht, die schon bald im Kino35 laufen werden. Ab diesem Freitag öffnet das nach einer langen Umbauphase wieder seine Türen in der Ohmstraße.

Vor etwa zweieinhalb Jahren ist der Verein "Kultur- und Kino-Initiative Fulda" – besser bekannt als Kino35 – von der Langebrückenstraße in das Gebäude, in dem auch die ehemalige Moschee in der Ohmstraße beheimatet war, gezogen. "Wir haben schon viele Jahre lang damit gerechnet, dass wir aus unseren alten Räumlichkeiten herausmussten", erinnert sich Thorsten Mager, Vorstandsmitglied im Kino35-Verein und bekennender Cineast.

Das Kino befindet sich in der Ohmstraße.

Von links: Die Vereinsmitglieder Günter Pfeffer, Katrin Kunstreich, Thorsten Mager ...

Im neuen Domizil in der Ohmstraße haben die Mitglieder im vergangenen halben Jahr keine Mühen gescheut, um die Räume, in denen zuletzt ein türkischer Obst- und Gemüsemarkt beheimatet war, für ihre Zwecke umzubauen und aufzuhübschen. "Das war eine ganze Menge Arbeit", so Mager, "wir hatten zum Glück ein paar wohlwollende Förderer, etwa WIEGAND – Wohnen & Sparen, fff, Förstina, EFM, Jochen Hohmann – Bauatelier 24, die uns zum Beispiel die Akustikplatten oder den Teppich für den Boden, diverse andere Erneuerungen oder technisches Equipment gesponsert haben." Die Räumlichkeiten seien bei Einzug nicht als Kino nutzbar. Durch die Förderung der Stadt Fulda konnten Heizung, notwendige Umbauten und Beteiligung an laufenden Fixkosten ermöglicht werden.

Thorsten Mager

Den Rest haben die Mitglieder selbst gestemmt: "Ein halbes Jahr lang haben wir hier jeden Tag gerödelt. Günter Pfeffer hat zum Beispiel die gesamte Einrichtung, also auch die Theke gebaut." Diese steht nun im Foyer des Kino35, in dem zudem Ausweichplätze stehen und eine Leinwand ist, die genutzt werden kann, wenn im Hauptsaal zu viel los ist. Eigentlich gibt es im Kino35 120 Sitzplätze. Aufgrund der Corona-Beschränkungen sind es derzeit jedoch nur etwa 50, auf denen Kino-Liebhaber sitzen und Filme schauen können, die in großen Kinos nicht laufen.

"Wir zeigen an jedem Freitag schöne Arthaus-Filme, auch mal Komödien oder Dokumentationen. Nur Action-Blockbuster, bei denen Autos durch die Luft fliegen oder so, gibt es bei uns nicht zu sehen", sagt Mager und weist dafür auf eine andere Besonderheit hin: Jeden zweiten Sonntag im Monat wird im Kino35 nämlich ein Kinderkino veranstaltet, bei dem vor allem auf den sozialen Aspekt wertgelegt wird: "Wenn eine ganze Familie einen Sonntagnachmittag in einem großen Kino verbringen will, ist sie mit Popcorn und Getränken schon mal locker 80 Euro los. Bei unserem Kinderkino zahlt hingegen jeder – egal ob Kind oder erwachsene Begleitperson - lediglich drei Euro für den Film, Popcorn, ein Getränk und einen Obstsalat." Getragen werde das vom AWO-Kreisverband Fulda.

"Wir freuen uns alle total auf Freitag", sagen die anwesenden Vereinsmitglieder. Denn da laufe nach einer halbjährigen Kino-Pause endlich der erste Film in den umgebauten Räumen des Kino35. Auf "Miles Davis: Birth of the Cool" ist die Wahl der Kino-Macher gefallen. Bis es soweit ist und um halb neun endlich die Klappe fällt, muss in den Räumen in der Ohmstraße 18 noch einiges getan werden. "Wenn der Teppich ausgelegt ist und die Vorhänge hängen, haben wir es aber endlich geschafft und unsere Arbeit im letzten Jahr zahlt sich aus." (sur) +++