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Reisen in Coronazeiten ... - Fotos: Henrik Schmitt

KRETA "Wir würden es wieder tun!"

Nach dem Urlaub: So läuft der Corona-Test am Flughafen Nürnberg ab

01.11.20 - Was bedeutete ein Urlaub im Ausland in Corona-Zeiten? Wie gestaltete sich ein Aufenthalt am Flughafen? Wie stellte sich die Lage vor Ort dar? Ein Erfahrungsbericht aus den Herbstferien gibt Aufschluss darüber:

um in Kreta diesen Anblick genießen zu können

"Wir blicken zurück auf eine einwöchige Reise auf die griechische Insel Kreta in der zweiten Woche der hessischen Herbstferien. Zu Anfang war uns mulmig zumute, ob wir die Reise wirklich in Corona-Zeiten antreten sollen, wo die Regierung doch plädiert, von touristischen Reisen abzusehen. Außerdem stiegen die Infektionszahlen an Covid-19 Erkrankten in Deutschland deutlich. Überzeugt hat uns schließlich, dass Kreta wenige Infizierte hatte und die Region, in der sich unser Hotel befand, nicht als Risikogebiet eingestuft war. Zudem wäre eine Stornierung mit hohen Kosten verbunden gewesen und alle hatten sich seit einem Jahr, und vor allem nach dem geplatzten Sommerurlaub, schon so auf die Reise gefreut.

Für die Reise bedurfte es allerdings einiger Vorbereitung und Planung im Voraus. Wir haben uns genaustens informiert, wie die Lage vor Ort aussah und welche Regeln für Einreisende nach Griechenland galten. Ab dem 1. Juli 2020 fordert die dortige Regierung im Vorfeld die Passenger Locator Form, die 48 Stunden vor Abflug ausgefüllt werden muss, um ins Land einzureisen. Diese enthält detaillierte Informationen über die Reisedauer, Abflughäfen und den Aufenthaltsort. Daraufhin erreichte uns ein QR Code.

Am Flughafen Nürnberg angekommen, wurde dieser QR Code kontrolliert, ohne den die Einreise nicht möglich gewesen wäre. Der Aufenthalt und die Kontrollen waren aber bis auf die Maskenpflicht nicht anders als sonst. Das Boarding geschah in drei Etappen, um größeres Gedränge zu vermeiden. Vor dem Einstieg ins Flugzeug wurde bei jedem Gast die Körpertemperatur an der Stirn gemessen. Was allerdings mit einem Gast mit erhöhter Temperatur geschehen wäre, bleibt fraglich.

Stichprobenartige Tests

Am Flughafen in Heraklion angekommen, erfolgte eine erneute Kontrolle des QR Codes. Einige Mitarbeiter mit Schutzanzügen waren auf Corona-Testungen vorbereitet. Anhand der QR Codes sollten stichprobenartig Tests durchgeführt werden. Aus unserer Gruppe wurde allerdings niemand zum Test aufgefordert.

Keine Abstandsregeln

Keine Abstände bei der Kinder-Disco

und im Freilufttheater

Im Hotel war für uns nicht deutlich ersichtlich, ob eine Maskenpflicht bestand, da keine Hinweisschilder vorhanden waren. Da die anderen Gäste keine Masken trugen und auch kein Mitarbeiter solche verlangte, war klar, dass man im gesamten Hotelbereich nicht verpflichtet war, eine Mund-Nasen-Bedeckung zu tragen. Das Hygienekonzept unseres Hotels bestand darin, dass alle Mitarbeiter Masken und Handschuhe trugen, die Essensausgabe ausschließlich durch Hotelpersonal erfolgte und die Tische nach jedem Gast desinfiziert wurden. Im Strand- und Poolbereich wurden  die Liegen regelmäßig desinfiziert. Trotz des Hygienekonzepts schien das Hotel voll ausgelastet zu sein, was zu großem Gedränge zu den Stoßzeiten bei der Essensausgabe führte. Das Freilufttheater war bei den abendlichen Shows und der berühmt-berüchtigten Kinderdisco gedrängt voll. Es wurden keinerlei Abstandsregeln oder sonstige Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Virus vorgenommen - alles, als gäbe es kein Corona. In uns lösten diese Menschenansammlungen ein deutlich mulmiges Gefühl aus.

Bei unserem Tagesausflug nach Heraklion hingegen spielten Abstandsregeln und die Maskenpflicht eine große Rolle. Alle Passanten trugen sowohl in Geschäften als auch auf der Straße ihre Maske. Insgesamt war die Stadt aber wie ausgestorben, Geschäftsinhaber standen vor ihren Läden und warteten auf Kundschaft. Alle hiesigen Ladeninhaber waren sehr freundlich und zuvorkommend und man merkte, dass vor allem Restaurantbesitzer um jeden Gast kämpften. Ob dieser Zustand nur an der Corona-Pandemie oder vielleicht auch an der Vielzahl der All-inclusive Hotels lag, die den Einheimischen den Erhalt ihrer kleinen Betriebe erschwert, bleibt offen.

Wenig Betrieb in Heraklion

Um unsere Mitmenschen nicht zu gefährden, meldeten wir uns nach dem Rückflug freiwillig für einen kostenfreien Covid-19 Test für Einreisende aus Nicht-Risikogebieten an. Als erste haben wir das Testcenter betreten und mit Abstand als letzte der gesamten getesteten Personen verlassen. Allein die erschwerte Anmeldung erstreckte sich über ganze 45 Minuten.

So lief der Corona-Test am Flughafen ab

Sonntagnacht gegen kurz nach 2 Uhr haben wir das Testzelt neben dem Flughafengebäude betreten. Jeder Freiwillige brauchte einen QR Code, auf dem die jeweiligen persönlichen Daten enthalten waren. Bei der vorherigen Registrierung konnte man auch Familienmitglieder eintragen. Die Dame am Eingang vermittelte uns allerdings, dass jeder Einzelne einen Code bräuchte, was auf der Internetseite nicht vermerkt war. Nur eine Person im Vollschutzanzug war im weitläufigen Testcenter eingeteilt. Dieser war dafür zuständig, einerseits die Daten aller Testpersonen aufzunehmen und andererseits bei jedem den Abstrich zu nehmen: das Chaos war programmiert! Später kamen dem Mann vier Flughafenmitarbeiter zu Hilfe, die mit dem Registrierungsprozess der Firma nicht vertraut waren.

Während der Herr im Schutzanzug unsere Daten umständlich aufnahm, wurde er von dem Flughafenmitarbeiter abgelöst. Somit zog sich der Anmeldeprozess noch mehr in die Länge. Jedem Einreisenden wurde ein reagenzglasähnliches Behältnis mit einem einmaligen Barcode überreicht. Unter diesem Code wurden die zuvor erhobenen Daten gespeichert. Als der Mitarbeiter mit Schrecken feststellte, dass der Barcode bereits vergeben war, überklebte er diesen teilweise mehrfach auf dem Reagenzglas-Rohling. Dieser ungeordnete Vorgang sorgte bei uns für Entsetzen und selbst bei den Mitarbeitern für starke Irritation. Wir hatten große Sorge, ob in diesem Chaos wirklich jeder sein persönliches Testergebnis bekommen wird. Nach einer geschlagenen Dreiviertelstunde wurden bei unserer Reisegruppe schließlich als letzte die Abstriche von dem Mitarbeiter im Schutzanzug genommen. Mit einem mulmigen Gefühl traten wir schließlich die Heimfahrt an. Die Ergebnisse erreichten uns zeitlich versetzt per E-Mail. Ein Teil erhielt ihr negatives Testergebnis noch am kommenden Dienstagabend, der Rest am Donnerstagmorgen. Um die PDF-Datei mit dem Ergebnis öffnen zu können, war ein SMS-Code nötig. Hatte man zur Kontaktaufnahme eine Festnetznummer angegeben, konnte man das verschlüsselte Ergebnis nicht einsehen, da das Festnetztelefon in der Regel keinen SMS-Code empfangen kann.

Obwohl unsere Erfahrung im Testcenter ziemlich negativ war, ist das Annehmen dieses Angebots unserer Ansicht nach trotzdem wichtig und richtig. Leider wurde dieses Angebot nur von 15 Personen aller Passagiere angenommen.

Hat sich der Urlaub unter diesen Umständen gelohnt? Würden wir es wieder machen? Unser Fazit lautet: Ja! Insgesamt war es ein entspannter Urlaub. Trotz der teils wuseligen Essensausgabe ging es immer noch gesitteter zu als sonst. Außerdem war es sehr angenehm, dass sich die Gäste am all you can eat Buffet nicht maßlos Essen aufladen konnten, welches großteils im Müll gelandet wäre. Darüber hinaus wurde man dort nicht täglich mit der sich stetig verschlimmernden Infizierten-Lage in Deutschland konfrontiert und konnte eine Woche "Quarantäne" vom Corona-Geschehen genießen." (hs/sg) +++


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