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Der Vorstand im grünen Saal des Bonifatiushauses. - Fotos: Bonifatius Haus

FULDA Thema Klimakrise

Politische Bildung: AKSB-Jahrestagung digital und von Fulda aus

01.12.20 - Politische Bildung ist unerlässlich – das zeigt sich etwa daran, was sie beim Umgang mit der Klimakrise bewirken kann. Und sie muss Wege finden, um ihre Zielgruppen zu erreichen. Die AKSB (Arbeitsgemeinschaft katholisch-sozialer Bildungswerke) befasste sich drei Tage lang mit diesen Punkten. Weitgehend digital, doch der Vorstand war von Fulda aus anwesend.

Am 23. und 24. November beschäftigten sich rund 80 auf der digitalen AKSB-Jahrestagung mit "Patientin Erde! Aufgaben der politischen Jugend- und Erwachsenenbildung angesichts der Klimakrise". Nur der Vorstand der AKSB nahm, unter Einhaltung der AHA-AL-Regeln, gemeinsam vom Bonifatiushaus in Fulda an der Tagung teil. Das Bonfatiushaus wurde gewählt, da sein Direktor, Gunter Geiger, den Vorsitz der AKSB innehat.

Dass politische Jugendbildung eine große Rolle beim Thema Klimakrise einnehmen kann und sollte, ist nicht von der Hand zu weisen. Welche Möglichkeiten dabei bestehen, wurde mit verschiedenen Gesprächspartnern und -partnerinnen auf der Veranstaltung diskutiert: Dr. Michael Kopatz vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie hielt einen Impuls-Vortrag zu: "Moralisierung hilft in der Klimakrise nicht. Auf dem Weg zur Ökoroutine durch politische Bildung." Vanessa Weber, Geschäftsführerin von Werkzeug Weber, ging in ihrem Impuls-Beitrag "Zwischen Gewinnmaximierung und ökologischer Herausforderung" auf verantwortliches Unternehmertum und politisches Handeln ein. Eine Podiumsdiskussion mit Alexander Thewalt (Bau- und Umweltdezernent, Ludwigshafen), Alena Hochstadt von Fridays for Future und Matthias Kiefer (Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der Umweltbeauftragten der deutschen Erzdiözesen) befasste sich mit "Klimaschutz als Auftrag für Kirche, Politik und Gesellschaft: jetzt handeln!". Und in einzelnen Foren konnten die Teilnehmer sich anschließend in kleinen Gruppen mit verschiedenen Aspekten befassen, darunter etwa "Nachhaltige Entwicklung im jugendpolitischen Prozess" mit der UN-Jugenddelegierten für Nachhaltige Entwicklung Sophia Bachmann.

"Die politische Jugend- und Erwachsenenbildung muss die Forderungen von Jugendlichen ernst nehmen und die Themen Nachhaltigkeit, Ressourcenschonung, Umweltschutz und Bewahrung auf die Agenda der Bildungsprogramme setzen. Viele Bildungseinrichtungen leisten hier bereits ihren Beitrag, führen zum Beispiel eine nachhaltige Hauswirtschaft oder bieten entsprechende Bildungsveranstaltungen an. Auf der Jahrestagung haben wir viele Aufgaben, aber auch neue Ansätze kennengelernt, die wir in unsere Bildungsarbeit übernehmen können", sagt Gunter Geiger, Vorsitzender der AKSB.

Den Abschluss der Jahrestagung bildete ein Vortrag von Prof. Dr. Dr. Johannes Wallacher, Professor für Sozialwissenschaften und Wirtschaftsethik und Präsident der Hochschule für Philosophie in München, der über die "Klimakrise und Globale Nachhaltigkeitsziele als Herausforderung und Chance für politische Bildung", verbunden mit fünf Jahren Enzyklika "Laudato Si" sprach. "Wir müssen wieder spüren, dass wir einander brauchen, dass wir eine Verantwortung für die anderen und für die Welt haben und dass es sich lohnt, gut und ehrlich zu sein." schreibt Papst Franziskus in seiner Enzyklika.

Mit Bezug darauf blickt Dr. Karl Weber, Geschäftsführer der AKSB, auf die Aufgaben der politischen Bildung: "Ökologie und Ökonomie dürfen uns nicht auseinanderdividieren. Politische Bildungsarbeit muss über gesellschaftliche Interessenkonflikte informieren, sie muss Menschen im Umgang mit divergierenden Interessen bilden."

Direkt im Anschluss fand die Mitgliederversammlung der AKSB statt. Das digitale Format brachte am 24. und 25. November 2020 über 60 Vertreter/-innen zusammen, die in ihren Beiträgen zugleich auf die Grenzen des Mediums hinwiesen: Wichtige Debatten über die Rolle der politischen Bildung in den gesellschaftlichen Konflikten, wie zum Beispiel in der Corona-Krise, könnten in Videokonferenzen nur bedingt stattfinden. Der Vorsitzende der AKSB, Gunter Geiger, betonte auf der Mitgliederversammlung: "Politische Bildung braucht Orte des Austausches zur Bildung von mündigen Bürgerinnen und Bürgern." Die zunehmenden digitalen Formate könnten die persönliche Begegnung nicht ersetzen. Der gerade veröffentlichte 16. Kinder und Jugendbericht gebe dazu wichtige Hinweise auch für die AKSB.

Dazu gehört auch die verstärkte Profilierung der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen unter 14 Jahren, der sich die AKSB mit einem Beschluss auf Antrag mehrerer Mitglieder nun geöffnet hat. Ulrike Maqua vom Franziskanischen Bildungswerk in Großkrotzenburg erläuterte im Namen der Antragsteller den Hintergrund: die Ausbildung und Begleitung von Schülervertretungen als Lernorte der Demokratie beginne oft bereits mit Schülerinnen und Schülern aus der 5. Jahrgangstufe. Auf diesen Erfahrungen könne die politische Bildung mit Kindern und Jugendlichen aufbauen. Benedikt Widmaier, Zweiter Vorsitzender der AKSB, warb für einen engen Begriff der politischen Bildung und eine gründliche fachliche Bewertung der Arbeit mit Kindern: "Nicht jedes Ferienlager macht politische Bildung, dazu müssen Qualitätskriterien für politische Bildung mit Kindern entwickelt werden".  

Eine der Stärken der Arbeitsgemeinschaft katholisch-sozialer Bildungswerke besteht im Austausch und der Vernetzung der Mitglieder. Am 25. November 2020 ist dieses Netzwerk ein Stück größer geworden: Die Mitgliederversammlung beschloss die Aufnahme des KönzgenHauses aus Haltern am See und der Katholischen Erwachsenenbildung, Diözesanbildungswerk Limburg. Beide Einrichtungen arbeiten seit August 2018 in der AKSB mit.  

Die angekündigte Schließung des Hauses am Maiberg im Bistum Mainz, die Schließung der Bildungsstätte St. Martin in Germershausen und die Verlegung der Katholischen Akademie St. Jakobushaus von Goslar nach Hannover durch das Bistum Hildesheim gingen nicht spurlos an den Mitgliedern der AKSB vorbei. Reinhard Griep, Leiter der Jugendakademie Walberberg, brachte es auf den Punkt: "Gerade jetzt, in der Zeit der zunehmenden gesellschaftlichen Polarisierung, brauchen wir mehr politische Bildung". Man sehe die Gefahr, dass die katholische Kirche sich zunehmend aus den gesellschaftlichen Debatten zurückziehe. Im Namen der Mitgliedschaft griff Gunter Geiger dies auf: "Binnenkirchliche Verständigung über die Rolle der politischen Bildung und die Verständigung über die Aufgaben der politischen Bildung insgesamt müssen Hand in Hand gehen. Digitalisierung ist dafür ein Instrument, aber nicht die Lösung". (pm) +++


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