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Dieter Bartsch, Geschäftsführer der Main-Kinzig-Kliniken - Foto: privat

SCHLÜCHTERN So ist die Lage in den Kliniken (5)

Main-Kinzig-Kliniken: "Setzen alles daran, die kommende Zeit gut zu meistern"

02.12.20 - Die Corona-Infektionen steigen täglich weiter an. Viele Kliniken sind am Limit, haben kaum noch freie Intensivbetten. Die Situation in den Krankenhäusern ist dramatisch: Keiner weiß, wie sich die Corona-Lage in Zukunft entwickelt. Wir haben in den Kliniken in Osthessen nachgefragt. So ist die Lage aus Sicht von Dieter Bartsch, dem Geschäftsführer der Main-Kinzig-Kliniken in Schlüchtern und Gelnhausen.

Die Zahl der Corona-Neuinfektionen erreicht stetig neue Tageshöchststände in Hessen: Droht den Krankenhäusern der Corona-Kollaps?

"Vor uns liegen anstrengende Monate – dessen sind wir uns bewusst und haben dies auch erwartet. Zusätzlich zu den Herausforderungen normaler Wintermonate, in denen die Infektionszahlen naturgemäß steigen, haben wir die Auswirkungen der Pandemie zu bewältigen. Darüber hinaus gibt es viele weitere Patienten, die nicht von Corona betroffen sind und die sich uns anvertrauen – auch für sie wollen wir eine sichere und qualitativ hochwertige Versorgung sicherstellen. Dass all dies gut gelingt, dafür sorgen in Gelnhausen und Schlüchtern hervorragende Mitarbeiter. Uns alle eint der Anspruch, die an uns gestellten Erwartungen gut zu erfüllen. Wir setzen alles daran, die kommende Zeit im Team und mit gegenseitiger Unterstützung gut zu meistern."


Immer mehr Kliniken melden Personalengpässe, weil Mitarbeiter krankheitsbedingt ausfallen oder sich gar selbst mit Corona infiziert haben: Muss notfalls - wie beispielsweise in Bayern oder Bremen - auch infiziertes Personal zum Einsatz kommen?

"Unseren Mitarbeitern gilt gerade in der Pandemie großes Augenmerk – denn eine große Herausforderung besteht darin, in Zeiten, in denen die Patientenzahlen so rasant steigen, personell einsatzfähig zu bleiben. Dies gilt nicht nur für die Intensivstation, sondern auch für die Normalstationen. Denn auch hier müssen stark zunehmend positiv getestete Patienten sowie zahlreiche Verdachtsfälle versorgt werden. Durch mittel- und kurzfristige Umstrukturierungen, aber auch notwendige Sofortmaßnahmen tun wir alles in unserer Macht stehende, um die Situation auf den Stationen zu stemmen. Hier gilt es die Balance zu wahren, um auch unserer Verantwortung für die Gesundheit unserer Mitarbeiter gerecht zu werden. Wie ernst wir diese Verantwortung nehmen, zeigt beispielsweise eine Entscheidung, die wir kürzlich in unserem Krankenhaus in Schlüchtern getroffen haben: Hier haben wir zum Schutz unserer Patienten und Mitarbeiter ärztliche und pflegerische Kollegen vorsorglich vom Dienst freigestellt, obwohl sie ein negatives Testergebnis und keine cornaspezifischen Symptome hatten. Ausschlaggebend war nur, dass diese Personen in einem Bereich gearbeitet haben, in dem vermehrt positive Testergebnisse auftraten."

Die zweite Corona-Welle trifft Hessen hart: Befürchten Sie, möglicherweise die sogenannte Triage anwenden und damit über Leben und Tod entscheiden zu müssen?

"Wir haben eine Belegungsstrategie für unsere beiden Standorte erarbeitet. Diese sieht vor, dass COVID-19-Patienten schwerpunktmäßig in Gelnhausen versorgt werden und auch die intensivmedizinische Betreuung vornehmlich in Gelnhausen stattfindet. An beiden Standorten wurden gut funktionierende Strukturen geschaffen, um infizierte wie nicht-infizierte Patienten bestmöglich zu versorgen. Diese optimieren wir gemäß der sich hochdynamisch entwickelnden Lage tagtäglich. Zudem nutzen wir die Möglichkeiten, die sich uns durch die baulichen Erweiterungen in Gelnhausen und Schlüchtern bieten. Das Hauptaugenmerk liegt also darauf, auf vorausschauende und verantwortungsvolle Weise sehr flexibel und bedarfsangepasst zu agieren. Hierbei arbeiten wir nach einem Stufenkonzept, das bei höherem Bedarf eine angepasste Patientenversorgung ermöglicht. Bis heute mussten wir nicht alle zur Verfügung stehenden Möglichkeiten nutzen, sind aber in der Lage, diese jederzeit zu aktivieren."

Die Kliniken stehen auch vor großen finanziellen Herausforderungen: Welche Botschaften und Erwartungen haben Sie an die Politik?

"Aktuell gilt es die Herausforderungen, denen unser Gesundheitswesen und die Bürger gegenüberstehen, gemeinsam zu bewältigen. Wir schließen uns der Forderung der Deutschen Krankenhaus Gesellschaft an: Zielsetzung muss sein, langfristig tragfähige Entscheidungen und ein vertrauensvolles Miteinander aller Beteiligten herzustellen – und das nicht nur in Fragen der Corona-Pandemie. Zahlreiche Kliniken sind von Erlösausfällen und Liquiditätsproblemen betroffen. Vom Gesetzgeber wurden Regelungen getroffen, die in die richtige Richtung gehen. Entscheidend wird aber sein, dass diese Finanzierungshilfen auch wirksam in den Häusern ankommen.

Doch insgesamt ist wichtig: Die angespannte Lage in den deutschen Kliniken macht deutlich, dass in unserer Gesellschaft jetzt unbedingt alles daran gesetzt werden muss, die Anzahl infizierter Patienten zu reduzieren. Jeder Einzelne kann seinen Teil dazu beitragen, die Durchhaltefähigkeit der Krankenhäuser zu sichern." (nb) +++

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