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Der Angeklagte Stephan Ernst - Foto: picture alliance/dpa-Pool/Boris Roessler

FRANKFURT AM MAIN Urteil erst im nächsten Jahr

Mörder Stephan Ernst: "Walter Lübcke hatte keine Chance, sich zu wehren"

04.12.20 - Mit Spannung wurde der 35. Prozesstag vor dem Frankfurter Oberlandesgericht erwartet. Der Angeklagte Stephan Ernst hatte angekündigt, offene Fragen der Familie Lübcke zu beantworten. Unter Tränen berichtet er im Prozess um den ermordeten Walter Lübcke, wie die letzten Minuten im Leben des Regierungspräsidenten abliefen. Laut Stephan Ernst hatte Walter Lübcke keinerlei Chance, sich zu wehren.

"Er war die ganze Zeit in sitzender Position. So konnte er sich nicht wehren", sagt Ernst. Auch ein Weglaufen sei unmöglich gewesen. "So wie wir ihn antrafen, hatte er keine Möglichkeit. Es sollte ja schnell gehen." Ernst schildert, dass Lübcke sowohl dem Angeklagten Markus H. und Ernst ins Gesicht gesehen habe. Somit sei laut Ernst Markus H., der mittlerweile nicht mehr in Untersuchungshaft sitzt, bei der Tat dabei gewesen.

In seinen Ausführungen berichtet der Angeklagte vom Zusammentreffen mit Walter Lübcke. Auf der Terrasse soll Ernst Walter Lübcke mit einer Waffe bedroht haben. Bis zu dem Punkt, wo er schrie und sich aufrichten wollte, soll es von ihm keine Konfrontation gegeben haben. "Ich trat dann an ihn ran und sagte, du sollst dich doch nicht bewegen. Ich hielt ihm meine Waffe ans Gesicht und ging wieder zurück."

Foto: Archiv

Fotos: Jan Huebner/Pool/O|N

Jahre vorher das Haus ausspioniert

In den weiteren Fragen, die der Anwalt der Familie Lübcke, Holger Matt stellte, ging es auch um die Vorbereitung der Tat und die Jahre davor, in denen H. und Ernst das Haus in Istha ausspioniert haben. Der erste Besuch soll bereits im Jahr 2016 gewesen sein. Immer wieder suchten Ernst und H. nach einem Weg, an das Haus heranzukommen, versuchten herauszufinden, welches Auto Lübcke fährt oder spionierten die Gegend aus.

2018 hätten die beiden sogar Walter Lübcke und einen "Nachbarn", wie es Ernst beschreibt gesehen. Lübckes Sohn Christoph glaubt, dass er selbst es sogar gewesen sein könnte, der den Mörder seines Vaters ein Jahr vor der Tat vor dem Haus gesehen hat. Ob es tatsächlich Christoph Lübcke war, konnte Ernst aber nicht genau sagen.

Urteil erst im nächsten Jahr

Vor der Beantwortung der Fragen, die Witwe Irmgard Braun-Lübcke vor wenigen Tagen im Prozess gestellt hat, erklärte Ernst seinen Entschluss, an dem Aussteigerprogramm "Ikarus" teilnehmen zu wollen. "Ich möchte sagen, dass diese furchtbare Tat und das unermessliche Leid nicht wieder gutzumachen sind", sagt Ernst. Dies solle aber nicht so verstanden werden, dass dies der Grund sei, warum er dort teilnehmen wolle. "Ich wünsche mir, dass ich durch Ikarus weg von den rechtsextremen Ansichten komme und so einen Rückhalt bekomme", so der Angeklagte. In den rechtsextremen Kreisen habe er Halt und Anerkennung gefunden.

Das Urteil wird wohl nicht mehr wie angekündigt in diesem Jahr fallen. Nach den Ausführungen von Stephan Ernst habe der Senat noch viele offene Fragen. Richter Sagebiel warf Ernst vor, "situativ angepasste" Aussagen gemacht zu haben. Zum Abschluss der Fragen wollte Witwe Lübcke wissen: "Ist es wahr, dass mein Mann in der letzten Sekunde seines Lebens in das Gesicht von H. gesehen hat?" "Ja", sagt Stephan Ernst. (Moritz Pappert) ++++


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