Sonderausstellung "Der Erweiterte Katastrophenschutz ab 1968 eröffnet

06.12.20 - Angesichts der derzeitigen Pandemielage kann das Deutsche Feuerwehr-Museum (DFM) seine neue Sonderausstellung "Der Erweiterte Katastrophenschutz ab 1968" am Samstag, 5. Dezember, 18.00 Uhr leider nur rein virtuell eröffnen. Natürlich hofft das Team rund um Museumsleiter Rolf Schamberger, die Türen des DFM bald wieder regulär für die Besucher*innen öffnen zu dürfen.

Das Thema der Sonderausstellung spiegelt ein fast schon vergessenes, mitunter auch verdrängtes Kapitel der jüngeren Geschichte. 1957 hatte man vor dem bedrohlichen Hintergrund des "Kalten Krieges" zwischen den verfeindeten Militärbündnissen in Ost und West in der BRD den sogenannten Luftschutzhilfsdienst (LSHD) gegründet. 1969, und das sind nur elf Jahre später, ging dieser auf den rein militärischen Verteidigungsfall ausgerichtete LSHD mit seinen khakigrau getarnten Fahrzeugen im so genannten Erweiterten Katastrophenschutz auf.

Nun konnte das umfangreiche Material für den Zivilschutz nicht nur im reinen Verteidigungsfall sondern auch zur Bewältigung allgemeiner Notlagen wie z. B. Erdbeben, Hochwasser oder Störfälle mit der Freisetzung atomarer oder chemischer Stoffe herangezogen werden - ein wichtiger und sinnvoller Schritt in der Weiterentwicklung des Katastrophenschutzes.

Die Fahrzeuge des ABC- und Fernmeldedienstes waren beispielsweise fortan nicht mehr getarnt, sondern ganz im Gegenteil in einem auffällig leuchtenden Orange lackiert, nicht zuletzt um sie auch im Verteidigungsfall als Nicht-Kombattanten zu kennzeichnen. Die darüber hinaus beteiligten Organisationen wie die Feuerwehren, das Technische Hilfswerk und die weißen Rettungsdienste sollten wie im Frieden in ihrer jeweils eigenen Farbgebung zum Einsatz fahren. Die Vielfalt der Helfer in der Not wurde dadurch jetzt auch farblich sichtbar.

Um das Ganze besser verstehen zu können, sollte man die Zeitzeugnisse im historischen Kontext betrachten. Dabei wird für die Älteren auch manche persönliche Erinnerung wach werden, denn 1968 war ein wahrhaft bewegtes Jahr! Die sanften Pastelltöne der Verdrängungskultur der 1950er Jahre wurden durch grellbunte Farben in plakativen Mustern abgelöst. Die Jugend rebellierte in vielen Ländern und engagierte sich in Studenten- und Bürgerrechtsbewegungen. Im Vietnamkrieg zeichnete sich sogar eine militärische Wende hin zu einer bisher kaum vorstellbaren Niederlage der USA ab. Auf der anderen Seite des Eisernen Vorhangs wurden die Demokratiebestrebungen des "Prager Frühlings" von den Truppen des Ostblocks brutal im Keim erstickt.

Erste vorsichtige Signale von der Abkehr einer reinen Konfrontationspolitik deuteten sich auf diplomatischer Bühne an: in Washington unterzeichnten die USA, die Sowjetunion und Großbritannien erstmals einen Atomwaffensperrvertrag! Zeitgleich entwarfen die Beatles mit ihrem Film "Yellow Submarine" die Vision einer friedlicheren Welt, in der Konflikte mit Musik entschärft werden sollten. In den USA wurde eine Science-Fiction-Serie produziert, die unter dem Titel "Raumschiff Enterprise" wenig später auch im zweiten Programm des westdeutschen Fernsehens laufen sollte. Die grundlegende Idee: Alle Konflikte auf der Erde sind im Jahr 2200 überwunden und eine 400 Personen starke multinationale Mannschaft dringt in Galaxien vor, die viele Lichtjahre entfernt sind.

Derweil zwängten sich auf der Erde dagegen drei Astronauten in die beengte Kommandokapsel ihrer Apollo 8-Mission. An Weihnachten 1968 sollten sie als erste Menschen den Mond umrunden. Der Blick von dort auf unseren blauen Planeten führte damals vielen Menschen die Einzigartigkeit der Erde und deren Schutzbedürftigkeit vor Augen.

Der Link zur Virtuellen Eröffnung der neuen Sonderausstellung "Der Erweiterte Katastrophenschutz ab 1968": https://www.youtube.com/watch?v=yi7ql7xy3Nk (pm) +++