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Nico Hagemann trat trotz Pandemie eine mehrmonatige Weltreise an. - Fotos: Privat

JOSSGRUND Reise-Tagebuch (1)

Eine Weltreise in Corona-Zeiten: Leeres Venedig und der Tod einer Legende

27.12.20 - Während die meisten Menschen in dieser Zeit ihren Urlaub stornieren und nur noch zum Einkaufen vor die Tür gehen, hat der Jossgründer (Main-Kinzig-Kreis) Nico Hagemann etwas gewagt, was er selbst und wohl auch viele andere als verrückt bezeichnen. Er brach gemeinsam mit seiner Freundin Anfang November zu einer mehrmonatigen Weltreise auf. In unregelmäßigen Abständen schildert er auf OSTHESSEN|NEWS seine Erlebnisse und Eindrücke.
 
Hallo liebe Leser,
 
wer jetzt denkt: "Wer in der aktuellen Situation eine Reise antritt, die weiter als der nächste Supermarkt geht, ist mindestens verrückt", dem kann ich nur Recht geben. Deswegen finde ich, wer schon so verrückt ist, der sollte wenigstens aufschreiben, was er auf diesem Abenteuer erlebt. 
 
Natürlich hätte auch ich mir andere Umstände für diese Reise gewünscht. Aber leider war der Zeitpunkt von langer Hand geplant und der perfekte und wahrscheinlich sogar letzte in meinem Leben, an dem eine Weltreise möglich wäre. Leider kam an dieser Stelle eine Pandemie dazwischen. Was sollte ich tun? Sollte ich die Reise absagen? "Wenn ich es jetzt nicht mache, dann mache ich es nie, und zur Not kann ich ja immer nach Hause und nach zwei Wochen Quarantäne in mein `normales Leben` zurückkehren", dachte ich mir. Also entschloss ich mich, die Bedenken beiseite zu lassen, und das Beste daraus zu machen.
 

Die sonst so von Touristen überlaufenen Städte in Italien sind wie ausgestorben ...

Aber wohin zuerst? Da es schwierig war, aus Europa herauszukommen, man aber innerhalb Europas zum Zeitpunkt der Reiseplanung noch relativ frei reisen konnte, kauften meine Reisebegleiterin (und natürlich zuallererst Freundin) und ich ein Interrail-Ticket (ja, die gibt es noch!). Damit wollten wir die ersten 3 Monate durch Europa reisen und danach wollten wird die Corona-Lage neu bewerten, und sehen, wie die Reisebeschränkungen sich entwickeln. Unser Plan sah vor, einige Wochen in Italien zu verbringen und dann mit der Fähre weiter nach Griechenland zu fahren. Unser erstes Ziel sollte Venedig sein.
 

So verabschiedeten wir uns von unseren Familien und Freunden und starteten am 2.11. in unser Weltreiseabenteuer. Ich glaube, es kann nur schwer jemand unspektakulärer zu einer Weltreise starten als wir, nämlich am Bahnhof Fulda. Dort stiegen wir morgens in den ICE und nach zwei Umstiegen in München und Villach waren wir um 8 Uhr abends in Venedig. Dort lernten wir auch unsere erste Lektion: Sieh zu, dass deine Unterkunft in der Nähe des Bahnhofs ist. Nach der 12-stündigen Zugfahrt, durchgehend mit Mund-Nasen-Bedeckung, waren wir bei unserer Ankunft alles, aber nicht frisch. Der 30-minütige Marsch zu unserem AirBnB machte die Sache auch nicht gerade besser. Und noch weniger unsere schweren Rucksäcke oder die Tatsache, dass in Italien überall außerhalb der eigenen Wohnung Maske getragen werden muss.
 

Das sonst von Menschen überlaufene Venedig ist wie leergefegt

Aber Venedig entschädigte uns für die Tortur dieses Abends. Da durch Corona kaum Touristen unterwegs waren, konnten wir in aller Ruhe durch die schmalen Gässchen schlendern und das romantische Flair genießen. In Venedig haben wir auch das erste Mal den sogenannten Margerita-Kurs für uns entdeckt. Der macht es in Italien möglich, die Preisklasse verschiedener Restaurants mit einem schnellen Blick auf die Karte einzuordnen. Der Margerita-Kurs in Venedig lag bei sieben bis neun Euro. 
 
Nach einigen Tagen Venedig setzten wir unsere Reise in Verona fort. Was für eine wunderschöne Stadt! Und nach einer 10-minütigen Zugfahrt konnten wir den Spätherbst am Gardasee genießen. So schlecht war unsere Reise trotz Corona bis dato doch gar nicht.
 

Auf einer Dachterrasse lässt sich auch ein Lockdown aushalten

Weiterreise nach Griechenland fällt Corona zum Opfer

Wir entschlossen uns also, zeitnah weiter nach Griechenland zu reisen. Zu diesem Zweck setzten wir unsere Reise in Ancona fort, von dort fahren täglich Fähren zum griechischen Festland. Leider kommt an diesem Punkt doch wieder Corona ins Spiel. Genau zwei Tage vor der geplanten Überfahrt wurde in Griechenland ein Lockdown verhängt, der eine Reise dorthin unmöglich machte.
 
Und in Italien wurde die Corona-Ampel eingeführt, die die italienischen Gebiete in grüne, gelbe, orangene und rote Regionen einteilt. Wir stellten uns also darauf ein, noch ein bisschen länger in Italien zu bleiben. Der Wärme hinterher zog es uns von Ancona in den Süden nach Neapel und hier erwischte uns Corona das erste Mal so richtig.
 

Eine Stadt huldigt Diego Maradonna

 Drei Tage nach unserer Ankunft in Neapel, genauer am 14.11. wurde die Region Kampanien, in der Neapel liegt, mit sofortiger Wirkung als "Zono rosso", also rote Zone eingestuft. Das hieß für uns: kompletter Lockdown, nur noch zum Einkaufen raus.
 
Was kann ich also aus dieser Zeit berichten? Nun ich kann sagen, dass ein Lockdown nur halb so schlimm ist, wenn man eine sonnige Dachterasse hat und Pizza bestellen kann, so oft man will. Und zum anderen fiel der Tod von Diego Maradona genau in unsere Neapel-Zeit. Es ist wirklich erstaunlich, wie ein Mann einer ganzen Stadt so viel bedeuten kann. Beinahe hätte ich mich in Neapel sehr unbeliebt gemacht, als ich um ein Haar auf ein Maradonna-Trikot trat, dass auf dem Boden vor mehreren Grabeskerzen und Kränzen ausgebreitet war.
 
Während des Lockdowns wurde uns langsam klar, dass der Plan, drei Monate durch Europa zu
reisen, durch die zweite Corona-Welle durchkreuzt wurde. Und so schmiedeten wir Pläne, wie wir unser Glück trotzdem in der Ferne suchen können. Doch dazu beim nächsten Mal mehr. (Nico Hagemann) +++


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