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REGION Der Stadtpfarrer bei O|N

Impulse von Stadtpfarrer Stefan Buß: Till Eulenspiegel

16.01.21 - Wohl niemand hat es gern, wenn ihm seine Schwächen, Fehler und Eitelkeiten in einem Spiegel vorgehalten werden, erst recht nicht von einem Narren. Till Eulenspiegel kannte kein Pardon und insbesondere die maroden Zustände der spätmittelalterlichen Gesellschaft prangerte er an. Selbstzufriedene Bürger sowie der bestechliche Adel aber auch die Kirche wurden von ihm demaskiert. Der Mythos um Till Eulenspiegel und seine zahlreichen Streiche halten sich seit mehreren hundert Jahren, wenn auch Nachweise seiner wirklichen Existenz schwer zu erbringen sind.

Aus dem Jahr 1510 stammt die älteste Ausgabe des Eulenspiegelbuches des Zollschreibers und Schriftstellers Hermann Bote. Das Volksbuch erzählt uns von den derben und gewitzten Späßen des Schalksnarren "Dil Ulenspegel" (niederdeutsch). Demnach wurde der Schalk im Jahr 1300 in Kneitlingen bei Braunschweig geboren und ist im Jahr 1350 im Heilig-Geist-Hospital in Mölln gestorben. 96 Geschichten ranken sich um den Bauernsohn, dessen Streiche größtenteils darauf hinauslaufen, alle Befehle und Wünsche seiner jeweiligen Dienstherren wörtlich zu nehmen und ihnen auf närrische Weise Schaden zuzufügen. Häufig rächte er sich für ungerechte Behandlungen auf verblüffend einfache, aber doch wirksame Art und Weise. Herman Bote (1467-1520) lässt seinen Schalk die menschlichen Schwächen, Fehler und Eitelkeiten seiner Zeitgenossen aufs Korn nehmen.

Aber auch Kritik an maroden Zuständen der spätmittelalterlichen Gesellschaft kommen zwischen den Zeilen zum Ausdruck. Till ergreift für niemanden Partei. Jeder muss sich vom ihm den Spiegel der Selbsterkenntnis vorhalten lassen. Er spottet über den selbstzufriedenen Bürger, das ewig duldsame und abergläubische Volk, den arroganten, bestechlichen Adel und den weltlichen Klerus. Er transportiert Wahrheiten über das Lachen, wobei den von seinen Streichen Betroffenen sehr schnell das Lachen vergeht. Kein Wunder, denn oft werden sie auf drastische Weise auf ihre Verfehlungen hingewiesen. Wer die Wahrheit sagt, macht sich nicht viele Freunde auf dem Karussell der menschlichen Eitelkeiten. So war es Till bestimmt ein rastloses Leben zu führen.

Der ruhelose Geist soll bereits in Italien und Polen seinen Schabernack getrieben haben, bevor er nach Mölln kam. Im Pestjahr 1350 endet der Überlieferung nach Tills Weg in Mölln, wo er auf dem Kirchberg begraben liegen soll und wo sogar ein Gedenkstein errichtet wurde. Till ließ Mölln zur Eulenspiegelstadt werden, lebendig wie eh und je, denn sein hintergründiger Humor macht ihn unsterblich. Vielleicht bedarf es unserer Zeit auch immer mal eines Till Eulenspiegel, der den Menschen in unseren Tagen den Spiegel vorhält und ihn zum Nachdenken anregt und zum verändern falschen Verhaltens (Stefan Buß) +++

Stadtpfarrer Stefan Buß Foto: Hendrik Urbin


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