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Dr. Silvia Steinebach kümmert sich alltäglich um alte Patienten:innen - wie alle ihre Kolleg:innen - Fotos: privat

REGION Impf-Priorisierung in der Kritik!

Haus- und Landärzte schlagen Alarm: täglich ungeimpft in Seniorenheimen

29.01.21 - Die Hausärzte fühlen sich einmal mehr ins Abseits gedrängt und schlagen Alarm. Sie haben mehrfach täglich Patientenkontakt, und zwar hauptsächlich mit der besonders gefährdeten Gruppe der Senior:innen, sind aber selbst nicht geimpft und offenbar auch nicht in absehbarer Zeit dafür vorgesehen. Deshalb haben sich jetzt betroffenen Mediziner zusammengetan und drängen darauf, bei der Priorisierung nicht länger ins Aus gestellt zu werden. Die fatale  Knappheit des Impfstoffs führt offenbar zu völlig inakzeptablen Verteilungskämpfen, bei denen sich viele Mediziner "an vorderster Front" von der Politik alleingelassen fühlen.

Das hausärztliche Team von Dr. Silvia Steinebach, das in einem MVZ in Hosenfeld-Hainzell und Fulda-Sickels praktiziert, fühlt sich im täglichen Umgang mit ihren Patienten wie beim Ritt auf der Rasierklinge: einerseits kann und will sie "ihre" Senioren in der Krise nicht sich selbst überlassen, andererseits ist sie sich über die potenzielle Gefahr einer Ansteckung mehr als bewusst. Ihren hausärztlichen Kollegen in Fulda und Umgebung geht es genauso. "Unsere Sorge gilt den Bewohnern von Alten- und Pflegeheimen sowie Hausbesuchspatienten. Sie werden von uns regelmäßig besucht – wir sind aktuell als Hausärzte aber nicht geimpft und könnten im schlimmsten Fall diese vulnerable Patientengruppe mit COVID-19 infizieren. Seit einem Jahr arbeiten alle primär versorgenden Ärzte in voller Schutzkleidung an vorderster Front. Wir sehen uns in Bezug auf die Impfpriorisierung einem sehr hohen Infektionsrisiko ausgesetzt, da wir tagtäglich Bewohner im Altenheim versorgen, Tumorpatienten unter Chemotherapie begleiten und zudem auch Sterbebegleitung anbieten. Dieses bestehende Risiko wurde bundespolitisch von Herrn Spahn aber einfach 'abgebügelt' und Hausärzte wurden von Politikern in Gruppe 2 'eingruppiert' – das ist für uns inakzeptabel!", sind sich die Betroffenen einig.

Wegen der anhaltend hohen Inzidenz in der Region versorgen die Hausärzte aktuell viele COVID-Patienten, bieten Infektsprechstunden an und machen Corona-Abstriche - alles neben dem üblichen Hausarzt-Alltagsgeschäft. Aktuell werden 90 Prozent aller COVID-Patienten ambulant betreut, nur ein sehr kleiner Teil der Patienten muss im Krankenhaus behandelt werden. Als Versorger der symptomatischen oder im schlimmsten Fall infizierten COVID-Patienten sind sie einem sehr hohen Infektionsrisiko ausgesetzt. Dadurch droht der Komplettausfall von Hausarzt und Team: nach Kontakt zu COVID-positiven Patienten müssten sie in Quarantäne. Dann wäre die medizinische Versorgung der Bevölkerung gefährdet – mitten in einer Pandemie.

Angebot einer 80-Jährigen: "Frau Doktor, ich hätte Ihnen meine Impfdosis geschenkt!"
 
Als besonders krass empfinden die Mediziner vor Ort das Mitgefühl ihrer Patienten."Da erlebe ich wirklich Wertschätzung, von Politikern leider nicht!", sagt Landärztin Dr. Steinebach und berichtet von einer 80-jährigen Patientin: "Frau Doktor, wenn ich gewusst hätte, dass Sie noch nicht geimpft wurden, dann hätte ich Ihnen meine Impfung geschenkt! Wie kann es sein, dass Sie als Ärztin bei der Impfung noch nicht beachtet wurden?" 

Fotos: privat

Offensichtlich hakt es hier ganz besonders. In Bayern würden bereits Hausärzte zur Impfung eingeladen, ebenso sprechen die Gesundheitsämter der Landkreise Gießen und Wetteraukreis Hausärzte aktiv an und laden sie zur Impfung ein. "Warum ist dies im Hotspot Fulda nicht möglich?", fragen die Hausärzte in Fulda.

Sie wünschen sich dringend, dass sie der Landkreis so schnell wie möglich zu Impfterminen einlädt. "Sobald wieder Impfstoff verfügbar ist, würden wir uns nach einer umgehend erfolgten Einladung durch das Gesundheitsamt zu einem zeitnahen Impftermin mit unseren Teams zur Verfügung stellen", erklären für die Ärzte Silvia Steinebach (Fulda/Hainzell), Laura Hehn (Hainzell), Alexander Woyth (Fulda), Dorothee Wild (Fulda), Constanze Bösenberg-Große (Horas), Florian Kircher (Gersfeld), Oliver Jakob (Rothemann), Stephanie Darmstadt (Grebenhain) und Isabelle Behrendt (Fulda). (Carla Ihle-Becker)+++


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