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Harald Jörges wie man ihn kennt: Flieger mit Leib und Seele - Fotos: Henrik Schmitt

WASSERKUPPE (RHÖN) "Schon als Kind davon geträumt!"

Harald Jörges gibt etwas auf - und bleibt passionierter Fluglehrer

04.04.21 - Wenn andere mit 65 Jahren erleichtert der Arbeit den Rücken kehren und sich auf ihren wohlverdienten Ruhestand ohne alle Verpflichtungen freuen, geben andere nur ein Stückchen Verantwortung ab  - und machen einfach weiter. Für Harald Jörges, Leiter der Fliegerschule auf Hessens höchsten Berg wäre ein endgültiger Abschied von seinem Job unvorstellbar, denn der passionierte Flieger ist schon seit seiner Kindheit vom Segelflug fasziniert.

"Ich stamme ja aus Gersfeld-Obernhausen hier um die Ecke. Mein Vater war Landwirt und wir hatten hier ein Grundstück in Sichtweite des Landeplatzes. Von da aus hab ich schon als kleiner Junge begeistert den Fliegern beim Starten und Landen zugeschaut. Wir konnten die einzelnen Maschinen schon am Motorengeräusch unterscheiden." Doch bis er endlich selbst einmal die Steuerknüppel in der Hand hatte, war es noch ein weiter dorniger Weg. 

Seinen Job als versierter Fluglehrer gibt er nicht auf

"An Flugunterricht war gar nicht zu denken, das war viel zu teuer. Wenn ich und meine sechs Geschwister aus der Schule kamen, mussten wir dem Vater auf dem Feld helfen", erzählt Jörges. Als Jugendlicher lernte er Auto-Mechaniker bei Opel-Fahr in Fulda - "da wurde der Grundstock für meinen technischen Sachverstand gelegt." Seine unstillbare Sehnsucht nach der Schwerlosigkeit konnte er beim Drachenfliegen ausleben. Dann bekam er 1988 eine Stelle als Flugzeugmechaniker bei der Flugschule angeboten - das war sein Fuß in der Tür. Schließlich wartete er die Flieger und startete als Schlepppilot. Längst war man auf den Ehrgeiz des Flugbegeisterten aufmerksam geworden ("der hat Potenzial!") und verpflichtete ihn 1991 nach entsprechender Weiterbildung als Motorfluglehrer. "Ich bin immer von Herzen dankbar und stolz, dass ich hier arbeiten durfte - es ist mein Hobby und mein Traumjob", sagt der 65-Jährige, der auch noch als leidenschaftlicher Skifahrer und Mountainbiker unterwegs ist.

In der Region werde die Besonderheit der Wasserkuppe, die seit hundert Jahren als "Berg der Flieger" bekannt ist, überhaupt nicht mehr richtig wahrgenommen. "Dabei hat sie im Ausland eine unglaublich guten Namen - in anderen Ländern würden sie was drum geben, so eine Attraktion zu haben!", sagt Jörges, der in der Vergangenheit bis heute viel dafür getan, die Perle der Rhön in den Medien ins rechte Licht zu rücken.

Zu viele Touristen, zu wenig Respekt vor Sicherheitsbestimmungen


Doch die Medienpräsens hat auch Nachteile: Am Wochenende sind bei schönem Wetter schnell alle tausend Parkplätze hier oben belegt, dazu kommen hunderte Motorradfahrer, Mountainbiker und auch Reiter - wirklich viel Betrieb. "Viele Touristen haben häufig wenig Respekt vor den notwendigen Sicherheitsbestimmungen auf einem Flugplatz", stellt Jörges fest. "Das kann nicht so weitergehen, der Tourismus ist doch längst an seine Grenzen gekommen. "Für reibungslose Abläufe müsste ein funktionierendes Leitsystem installiert werden, meint der Ausbildungsleiter. Wenn der 65-Jährige entspannen will, geht er auf den Heidelstein - und genießt die Ruhe.

An das schreckliche Flugunglück, bei dem im Oktober 2018 drei Menschen ihr Leben verloren, will er gar nicht denken. "Nicht die Technik, sondern der Mensch ist immer das Problem", konstatiert er, der selbst rund 40.000-mal ohne jede Panne wieder auf den Boden kam. Bei jeder Landung, die er beobachtet, geht er unwillkürlich in die Anspannung. Der höchstgelegene Flugplatz Deutschland hat so seine Tücken. Nach dem Unfall ist die Landebahn noch einmal verändert worden und alle Piloten müssen jetzt erst eine Einweisung absolviert haben, ehe sie hier Landeerlaubnis bekommen.

Nachfolger Lukas Schmidt-Nentwig

Auch wenn er ab Ende März nicht mehr als Leiter der Flugschule fungiert, steht er seinem 30-jährigen Nachfolger Lukas Schmidt-Nentwig ("aus dem eigenen Haus") auch künftig weiter mit Rat und Tat zur Seite. "Das Loslassen muss ich erst noch lernen", gibt er zu - dafür sei er einfach zu lange ein äußerst engagierter Chef gewesen. Seine Frau managt Sekretariat und Buchhaltung der Flugschule, Sohn und Tochter fliegen auch und sie führt außerdem das Café-Restaurant "Weltensegler". Langweilig wird es Harald Jörges auch künftig ganz gewiss nicht. (Carla Ihle-Becker) +++


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