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Hat er die junge Ärztin ermordet? Am Montagmorgen sagte der Hauptangeklagte (links) vor dem Landgericht in Fulda aus - Archivfoto: O|N/Martin Engel

FULDA "Meine Mutter sagt, ich sei verrückt!"

Ermordete Ärztin - Angeklagter beteuert seine Unschuld: "Wir wurden verfolgt!"

20.04.21 - Zweiter Prozesstag im Verfahren gegen den mutmaßlichen Mörder der Klinikärztin Elena-Silvia K., die am 7. Dezember letzten Jahres im Hof ihrer Wohnung in der Fuldaer Nikolausstraße erstochen wurde. Mit Spannung wurde die angekündigte Aussage des angeklagten 31-Jährigen erwartet, der seine Ex-Partnerin nach deren Nachtdienst im Krankenhaus bis nach Hause gefolgt und sie mit einem scharfkantigen Gegenstand im Halsbereich tödlich verletzt haben soll. Doch bevor er sich zur Tat und deren Hintergründen äußerte, verlangte der mit Fußfesseln Versehene vehement einen anderen Verteidiger und auch eine andere Dolmetscherin. Mit beiden sei er sehr unzufrieden.

Am Montag startete der zweite Verhandlungstag im Landgericht in Fulda Foto: Nina Bastian

In seinen weiteren Ausführungen wünschte der rumänische Staatsbürger eine Frau Baum zu sprechen, die früher bei der Bank beschäftigt gewesen sei. Richter Josef Richter wurde entgegen seiner sonst zuvorkommenden Art äußerst energisch, als er die nicht nachvollziehbaren Beschwerden des Angeklagten über seinen Wahlverteidiger zurückwies und ihm diesen schließlich als Pflichtverteidiger zuteilte, damit die Verhandlung wie geplant fortgesetzt werden konnte. Statt sich wie angekündigt zur Tat zu äußern, beschwerte sich der 31-Jährige über die Umstände seiner Festnahme, für die er offenbar keinen Grund sah. Auf die dringliche Aufforderung des Richters, doch jetzt auf die Tat selbst sprechen zu kommen, beteuerte der Angeklagte, er habe seine Verlobte nicht getötet. 

"Wir haben uns geliebt"

Zwar bestritt er nicht, sie an diesem Tag nach ihrem Nachtdienst am Krankenhaus abgepasst und ihr bis in die Nikolausstraße gefolgt zu sein. Das habe sie selbst mit ihm telefonisch verabredet. Überhaupt war das Paar nach Aussagen des Angeklagten eigentlich ein Herz und eine Seele. "Wir haben uns geliebt, hatten eine sehr schöne Beziehung und haben uns aneinander gefreut", versicherte er. An ihrem Geburtstag im November 2019 habe er ihr einen Verlobungsring geschenkt, über den sie sehr glücklich gewesen sei. Es sei geplant gewesen, dass sie und ihr zweijähriger Sohn am 14. Dezember zu ihm in seine Wohnung ziehen sollten. "Es gab keine Krise, keinen Streit", ließ er die Dolmetscherin übersetzen. Auf die Tatsache angesprochen, dass das spätere Opfer ihn wegen Körperverletzung, Nötigung und Beleidigung angezeigt hatte und er vom Amtsgericht ein Annäherungsverbot ausgesprochen bekommen hatte, das ihm verbot, sich ihr näher als auf 100 Meter zu kommen, bestritt er, sie jemals bedroht oder misshandelt zu haben. Zu dieser Anzeige und Falschaussage sei sie gezwungen worden. 

Bewaffneter bei Führerscheinprüfung?

Jetzt tauchten in seinen Aussagen häufiger ominöse Bedrohungen auf, denen sowohl sie als auch er ausgesetzt waren. Sie sei von irgendwem erpresst und zu Schutzgeldzahlungen gezwungen worden. Auch habe sie erheblich unter Druck gestanden und versucht, das vor ihm geheim zu halten, um ihn nicht in Gefahr zu bringen. Er selbst wurde von einem bewaffneten Mann bei seiner Führerscheinprüfung genötigt, etwas zu unterschreiben. Dieser Mann habe das Paar mehrfach im Auto verfolgt und sei auch auf dem Flughafen aufgetaucht. Er selbst sollte 2017 nach seiner Entlassung aus der JVA Hünfeld, wo er neun Monate wegen Körperverletzung eingesessen habe, in eine "Bande" gezwungen werden.

Es gab weitere kryptische Aussagen, die zu ziemlich ergebnislosen Nachfragen von Richter, Staatsanwältin und Nebenklagevertreter führten. Dass er erst jetzt, viereinhalb Monate nach der Tat sage, er sei unschuldig, erklärte er damit, dass ihm sein damaliger Pflichtverteidiger geraten habe, zu schweigen. "Der hat mich kaputt gemacht!" Schließlich schaltete sich der psychiatrische Gutachter ein. "Haben Sie auch Stimmen gehört?" Das verneinte der Angeklagte. "Haben Sie schon mal befürchtet, jemand vergifte Sie?" Auch das verneinte der 31-Jährige. "Hat schon mal jemand zu Ihnen gesagt, Sie hätten psychische Probleme?" Auch das bestritt der Befragte. Um dann nachzuschieben: "Meine Mutter hat gesagt: Du wirst nicht verfolgt - Du bist verrückt!". 

Der Prozess wird am Freitag fortgesetzt. (Carla Ihle-Becker)+++


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