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Die Fassaden sind ziemlich heruntergekommen, doch in der Nr. 44 verbirgt sich vermutlich das älteste Haus Fuldas - Fotos: Marius Auth

FULDA Besorgter Leser malt schwarz

Soll das älteste Haus Fuldas in der Löherstraße etwa abgerissen werden?

29.04.21 - Droht die Abrissbirne ausgerechnet dem ältesten Haus Fuldas? "Ich  möchte Sie davon in Kenntnis setzen, dass in Fulda ein großes Abriss- und Neubauprojekt unmittelbar bevorsteht, von dem die Öffentlichkeit noch nicht unterrichtet worden ist. Vor kurzem sind Abrissgenehmigungen für zwei kulturgeschichtlich wertvolle Häuser in der Löherstraße, also mitten in der Altstadt, erteilt worden. Es geht um die Häuser mit den Nummern 44 und 46. Das Haus mit der Nummer 46 stammt aus dem 18. Jahrhundert, das Haus mit der Nummer 44 eventuell sogar aus dem 16. Jahrhundert." Das schreibt uns anonym ein offenbar sehr besorgter Bürger, der mit  "ein alter Johannesberger" unterschrieben hat. "Durch den Abriss verliert die Löherstraße ihr Gesicht", befürchtet er.

Allzu viel Vertrauen in die Denkmalpflege hat dieser Mitbürger anscheinend nicht. Adrian Hehl von der Unteren Denkmalbehörde Fulda gibt auf unsere Nachfrage zum Glück sofort Entwarnung: "Das stimmt natürlich nicht: im Zuge der Restaurierung der denkmalgeschützten Häuser in der Löherstraße 44 und 46 werden nur die rückwärtigen Anbauten in der Gerbergasse 5 und 7 zurückgebaut, das heißt, die Häuser in der Löherstraße bleiben stehen. Das Stadtbild in der Löherstraße wird nicht verändert. Aus denkmalrechtlicher Sicht wurde, nach eingehender Prüfung unter Einbezug der Empfehlung des Denkmalbeirats, eine Genehmigung für den Abriss erteilt." Diese "zusammengeschusterten" Hintergebäude stammen aus dem 19. und teilweise 20. Jahrhundert und weisen laut Gutachter erhebliche Schäden durch Pilz- und Holzschädlingsbefall auf. 
 

Fotos: Stadtarchiv Fulda

Eigentümerin und Bauherrin der beiden Häuser 44 und 46 sowie auch des Nachbargebäudes Nr. 48 in der Löherstraße ist Nicole Lomb, deren Mann gegenüber in der Hausnummer 29 mit Kollegen eine Zahnarztpraxis betreibt. Den Abrissantrag für die rückwärtigen Gebäude hat sie bereits vor acht Monaten gestellt und sich dabei natürlich eng mit der Denkmalpflege abgestimmt.  Um das Alter der Gebäude feststellen zu können, wurde eine bauhistorische Untersuchung in Auftrag gegeben. 

Anhand von Bohrkernen, die  aus den Balken der Baukonstruktion entnommen werden, kann deren Alter exakt bestimmt werden. Die Sachverständigen des Ingenieurbüros Inres Altbau- und Denkmalservice datieren den Befund von drei der untersuchten Balken aus dem Gebäude Nr. 44 auf das Jahr 1335. Eine auffällige Häufung in diesem Gebäude stammt aus dem Zeitraum 1527/28. Hierbei kann es sich auch um Reparaturen handeln. "Damit wäre das Haus 50 Jahre älter als das aus dem 14. Jahrhundert stammende Fachwerkhaus in der Kronhofstraße 79", sagt Rainer Korte vom Büro Inres.

Sein Kollege Michael Bädje ergänzt: "Die übliche Methode zur Bestimmung von Holzalter ist das Ziehen von Bohrkernen. Dies wurde sowohl in den Häusern der Löherstraße 44 und 46 als auch in den Anbauten der Gerbergasse angewandt und hat erstaunliche Ergebnisse erbracht. Sollte sich in weiteren Untersuchungen das Jahr 1335 bestätigen wäre das eine kleine Sensation für die Entwicklung der Löherstraße. Für die exakte Datierung müssen daher auch die Art der Konstruktion und der Holzverbindungen herangezogen werden."

Archäologische Untersuchung im Gerberkanal

Die bevorstehende Restaurierung der Gebäude wird das Gesamtbild des unteren Straßenabschnitts sicherlich heben, denn die zum Teil seit Jahren leerstehenden Häuser sind arg mitgenommen. Bevor der von Nicole Lomb beauftragte Architekt Stephan Koch mit der Projektplanung beginnt, untersucht die Kreis- und Stadtarchäologin Milena Wingenfeld erst noch den durch den Rückbau freigelegten 400 Jahre alten Gerberkanal. In der gemauerten Sandsteinrinne haben die Gerber, die der Gasse ihren Namen gaben, früher ihre flüssigen Abfälle entsorgt.

Wie die benachbarten denkmalgeschützten Gebäude nach Sanierung und Umbau schließlich genutzt werden sollen, ist noch offen. Ein Abriss steht auf jeden Fall definitiv nicht zur Debatte. (Carla Ihle-Becker)+++


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