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Die Maya-Ruinen bilden ein wunderschöne Kulisse mitten im Dschungel - Fotos Privat

JOSSGRUND/MEXICO Reise-Tagebuch (6)

Verrückte Gottesdienste in Mexiko - eine Weltreise in Corona-Zeiten

16.05.21 - Während die meisten Menschen in dieser Zeit ihren Urlaub stornieren und nur noch zum Einkaufen vor die Tür gehen, hat der Jossgründer (Main-Kinzig-Kreis) Nico Hagemann etwas gewagt, was er selbst und wohl auch viele andere als verrückt bezeichnen. Er brach gemeinsam mit seiner Freundin Anfang November zu einer mehrmonatigen Weltreise auf. In unregelmäßigen Abständen schildert er auf OSTHESSEN|NEWS seine Erlebnisse und Eindrücke.

Herzlich willkommen zurück!
 
Da bin ich schon wieder. Ich bin Ihnen ja noch den zweiten Teil unseres Mexiko-Abenteuers schuldig und um sie nicht zu lange auf die Folter zu spannen, lasse ich so schnell wie möglich wieder von mir hören.
 
Ab in den Dschungel. Der aufmerksame Leser wird sich erinnern, dass mein letzter Text endete, als wir gerade in Bacalar waren. Als wir uns an den türkisblauen Cenoten satt gesehen hatten, ging es für uns mit dem Nachtbus weiter nach Palenque, von der Lagune in den Dschungel.
 
Palenque ist vor allem für seine Tempelruinen bekannt, die früher eine große Stadt des Mayavolkes waren. Heute sind die Pyramiden teilweise rekonstruiert und bilden inmitten des Dschungels eine wundervolle Kulisse, selbst für uns, die von den Pyramiden in Ägypten noch verwöhnt waren. Von dort aus ging es für uns weiter zu zwei verschiedenen Wasserfällen, dem Cascada de Misol-Ha, der etwa 30 Meter hoch ist und in einen kleinen See mündet, sowie zum Cascada Agua Azul, was übersetzt blaues Wasser bedeutet, der aber durch Regenfälle am Vortag eher die Farbe von Kaba hatte. Gegen sechs Uhr abends fuhr unser Buschen dann weiter zu unserem nächsten Reiseziel, San Cristóbal de Las Casas.
 

Die Felsklippen sind bis zu 1.000 Meter hoch

Straßensperren und Tortillachips

Leider hatte sich ausgerechnet zu der Zeit ein Streit zwischen der lokalen Bevölkerung und der Regierung entzündet, der letztendlich dazu führte, dass die Bewohner die Bundesstraße zwischen Palenque und San Cristóbal blockierten. Das bekamen wir dann auch bei einer Rast um halb 9 von unserem Fahrer mitgeteilt. Und das wir erst gegen Mitternacht in San Cristóbal ankommen würden. Und so fuhr unser Bus über Schotterpisten durch die mexikanischen Hügel. Verhungern mussten wir auf dieser Fahrt zum Glück nicht, denn in Mexiko findet sich in jedem noch so kleinen Örtchen auch spät am Abend noch ein Kiosk, das Tortillachips verkauft. Soviel Klischee muss dann doch sein.
 
Leider gab es so weit abseits der Hauptstraße keinen Handyempfang, wir konnten also nicht mit unserem Hostel kommunizieren, in dem wir vorher zwei Betten für uns gebucht hatten. Als wir um Mitternacht endlich in San Cristóbal ankamen, fanden wir heraus, dass die Rezeption in unserem Hostel nur bis 10 Uhr besetzt ist. Nach einer weiteren Stunde
 
fanden wir zum Glück noch zwei Betten in einem anderen Hostel und konnten dort die Nacht verbringen. Ansonsten hätten wir uns wohl oder übel in eine Bar setzen und bis morgens Alkohol trinken müssen, und das hätte ja auch keiner gewollt.
 

Kolonialstadt in den mexikanischen Hügeln

Unsere kleinen Startschwierigkeiten mit San Cristóbal waren am nächsten Tag schnell vergessen, als wir zuerst in einem der süßen Kaffees ein entspanntes Frühstück zu uns nahmen und anschließend durch die Straßen der Stadt spazierten. Die kleinen Häuschen im Kolonialstil reihen sich mit ihren bunten Häuserfassaden aneinander und bilden eine verträumte Stadt vor der Kulisse der umliegenden Hügel. 

Eine Stunde entfernt von San Cristóbal liegt der Cañon de Siumidad, wo man mit einem Boot zwischen bis zu 1.000 Meter hohen Felswänden auf einem Fluss entlangfährt und links und rechts Krokodile, Adler und viele andere Vogelarten beobachten kann.
 

Eine sehr seltsame Kirche

Und schließlich liegt direkt vor den Toren San Cristóbals die verrückteste Kirche, die ich je besuchen durfte.
In dem kleinen Dorf Chamula liegt die Iglesia de San Juan. Auf den ersten Blick eine gewöhnliche Kirche, doch schon von außen fällt auf den zweiten Blick auf, dass die Glocken von drei Menschen geläutet werden, die dazu auf das Dach der Kirche klettern. Wenn man die Kirche betritt, erkennt man, dass sie mit einer gewöhnlichen Kirche nicht viel zu tun hat.

Hier erlebte ich den verrücktesten Gottesdienst meines Lebens

Der gesamte Fußboden ist mit Piniennadeln bedeckt, die alle 24 Stunden gewechselt werden. Es stehen keine Bänke in der Kirche, die Menschen knien in kleinen Gruppen vor riesigen Ansammlungen von Kerzen, auch links und rechts stehen so viele Kerzen auf Tischen, dass sich das Holz der Tischplatten biegt. Doch das verrücktes ist die Zeremonie, die der Priester jeden Tag durchführt. Leider darf man in der Kirche keine Bilder machen, deshalb müssen Sie mir an dieser Stelle vertrauen. Es wird bei der Zeremonie ein lebendes Huhn verwendet, das beispielsweise um einen kranken Dorfbewohner herumgeschwenkt wird. Um die Krankheit nun vom Dorfbewohner auf das Huhn zu übertragen, rülpst der Priester einmal herzlich. Zu diesem Zweck wird bei dieser Zeremonie auch häufig Cola in Dosen verwendet. Nachdem nun die Krankheit auf das Huhn übergegangen ist, wird mit diesem dann kurzer Prozess gemacht und der Dorfbewohner ist geheilt. Vielleicht sollte ich das bei meinem nächsten Männerschnupfen auch Mal versuchen...
 

Essen was das Zeug hält

Schweren Herzens verließen wir San Cristóbal und fuhren per Nachtbus weiter nach Oaxaca (sprich Oa-ha-ca). Wer in Oaxaca nachher nicht mehr wiegt als vorher, der hat etwas falsch gemacht, denn die Stadt ist neben Erdbeben vor allem bekannt für ihr kulinarischen Genüsse. Von heißer Schokolade über Oaxaca-Käse bis Grashüpfer in Chili-Marinade - hier gilt es auch mal zu essen, wenn man keinen Hunger hat. Und außerdem haben wir uns mal wieder an den mexikanischen Mezcal herangewagt, der natürlich auch in Oaxaca in zahlreichen Brennereien hergestellt wird. Nur mit der italienischen Pizza kann die aus Oaxaca nicht ganz mithalten.
 
Von Oaxaca aus führte uns der Weg weiter in die Stadt Puebla, die in Deutschland eventuell dem Einen oder der Anderen durch die ansässige Automobilindustrie und vor allem dem großen VW-Werk bekannt ist. Das ist wohl auch der Grund, weshalb schon bei der Ankunft an der Busstation alle Schilder in Spanisch und Deutsch geschrieben waren. Dort verbrachten wir einige ruhige Tage, luden unsere Akkus für die weitere Reise und machten uns auf in die Hauptstadt.
 

Rap-battle in Mexico-Stadt

Mexiko-Stadt ist mit 21 Millionen Menschen (inklusive des Umlandes) eine der größten Städte der Welt. Dafür ist sie jedoch erstaunlich ruhig, grün, sauber und geräumig. Nachdem wir in anderen großen Städten unserer Reise schon viele enge Gassen, Hinterhöfe und vor Menschen überlaufende Straßen gesehen hatten, war Mexiko-Stadt eine angenehme Überraschung.

Im historischen Zentrum der Stadt sind Gebäude aus allen Epochen der etwa 700-jährigen Geschichte Mexiko-Stadts zu bestaunen. Im Kontrast dazu stehen die zahlreichen Wolkenkratzer, die den Stellenwert als das finanzielle Zentrum Mittel-und Südamerikas hervorheben.
 

An unserem vorletzten Tag in Mexiko-Stadt sind wir auf der Suche nach einem Restaurant in einem Sonntags-Markt gelandet, für den eine gesamte Straße komplett mit Zelten bedeckt war, aus denen Klamotten, Dekoration, Speisen und Getränke verkauft wurden. Wir suchten uns einen Platz in einem kleinen Essensstand inmitten des bunten Treibens der Menschenmenge. Und so kam es, dass uns zwei Mexikaner, die von Zelt zu Zelt zogen und über einen Beat Freestyletexte rappten, uns auf Spanisch für unsere Flip-Flops dissten. Das Gelächter der Tische um uns herum war natürlich groß.
 
Da wir also offensichtlich nicht cool genug für Mexiko-Stadt sind, müssen wir uns ein neues Reiseziel suchen. Doch mehr dazu in meinem nächsten Text. (Nico Hagemann) +++


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