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Die Symptome von PIMS sind unspezifisch - Symbolbild: Pixabay

FULDA Hohes Fieber oder Magen- Beschwerden

PIMS: Gefährliches Syndrom bei Kindern nach COVID-19-Infektion

19.05.21 - Von Corona-Spätfolgen hört und liest man häufig. Dass auch Kinder davon betroffen sein können, wissen hingegen nur wenige Menschen. OSTHESSEN|NEWS hat mit Professor Dr. Repp, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Fuldaer Klinikum, gesprochen.

PIMS, das "Pediatric Inflammatory Multisystem Syndrome", ist eine seltene schwere Komplikation von COVID-19 bei Kindern. Etwa zwei bis vier Wochen nach einer COVID-19-Infektion bekommen daran erkrankte Kinder plötzlich hohes Fieber, sind schwer krank. "Weitere typische Beschwerden beim PIMS sind Atemnot, Schmerzen in der Brust, Verwirrtheit, Schläfrigkeit, verschiedenartige Hautausschläge und starke Bauchschmerzen. Öfters kommt es auch zu Erbrechen und Durchfall, Nackenschmerzen, einer deutlichen Schwellung von Händen und Füßen und einer ausgeprägten Bindehautentzündung an den Augen. In der Regel treten allerdings nur einige dieser Symptome auf", weiß Professor Repp.

"Massive Entzündungen von lebenswichtigen Organen"

Professor Dr. Reinald Repp, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am ...Archivbild: O|N

"Im Körper kommt es beim PIMS zu einer massiven Entzündungsreaktion mit Beteiligung lebenswichtiger Organe, wie Herz, Lunge, Gehirn, Nieren oder dem Darm. So ausgeprägte Entzündungsreaktionen kennt man von schweren Bakterieninfektionen, wie der Sepsis, die allgemein auch als Blutvergiftung bezeichnet wird." PIMS werde aber nicht durch Bakterien verursacht und spräche deshalb auch auf Antibiotika nicht an. "Damit ähnelt PIMS einer anderen seltene Krankheit, die bei Kleinkindern und jungen Schulkindern auftreten kann, dem Kawasaki-Syndrom". Auch beim Kawasaki-Syndrom, dessen Ursache noch immer nicht genau bekannt ist, kommt es zu einer schweren Entzündungsreaktion im Körper, die nicht auf Antibiotika anspricht. Beim dieser Erkrankung sind vor allem die Blutgefäße von der Entzündung betroffen. Wird nicht rechtzeitig mit der Behandlung begonnen, drohen dauerhafte Schäden, vor allem an den Arterien des Herzmuskels, den Herzkranzgefäßen.

Schnelles Handeln ist wichtig

"Interessanterweise hilft die beim Kawasaki-Syndrom eingesetzte Behandlung mit hochdosierter intravenöser Gabe von Immunglobulinen und cortisonähnlichen Medikamenten auch beim PIMS, aber nur dann gut, wenn frühzeitig damit begonnen wird." Deshalb sei es wichtig, dass PIMS früh erkannt werde. "Wenn die notwendigen intensivmedizinischen Maßnahmen rechtzeitig eingeleitet werden, können fast alle Kinder gerettet werden. Deshalb sollten Kinder umgehend ärztlich vorgestellt werden, wenn mehr als zwei Tage hohes Fieber besteht und auf PIMS verdächtige Symptome auftreten." Bestehe PIMS-Verdacht, müssten weitere Untersuchungen durchgeführt werden, wie die Bestimmung des Antikörperstatus gegen COVID-19, verschiedener Entzündungsparameter, einschließlich Werten, die eine Herzmuskelentzündung anzeigen können, Leber und Nierenparametern, Werten der Blutgerinnung, sowie Ultraschall oder Röntgenuntersuchungen. Antigen-Schnelltest und PCR seien in dieser Phase fast immer negativ. "Das Virus ist schon besiegt, aber das Immunsystem kommt nicht zur Ruhe und reagiert immer stärker."

Besteht der Verdacht auf PIMS, sollte schnell gehandelt werden Symbolbild: Pixabay

Auf den Zusammenhang mit einer vorausgegangenen COVID-Infektion käme man oft gar nicht gleich, da die Erkrankung bei Kindern meist milde oder ganz ohne Symptome verläuft. Der Leiter der Kinder- und Jugendmedizin am Klinikum erklärt: "Als noch nicht so viel getestet wurde, wie es seit einigen Wochen möglich ist, wurde COVID bei zwei von drei infizierten Kindern gar nicht erkannt. Dementsprechend ist PIMS in zwei Drittel der Fälle ohne Vorboten aufgetreten, die an COVID-19 denken ließen".

1 von 2.500 Kindern erkranken an PIMS

In den USA wird PIMS auch als "Multisystem Inflammatory Syndrom in Children (MIS-C)" bezeichnet. Nach den aktuellsten Daten der Gesundheitsbehörde CDC wurde COVID-19 in Amerika bisher bei 3,28 Millionen Kindern nachgewiesen. An PIMS/MIS-C sind 3.742 Kinder erkrankt. Im Mittel waren die Kinder etwa 8 Jahre alt. "PIMS wurde aber auch schon in den ersten vier Lebenswochen oder bei jungen Erwachsenen beschrieben". 35 Kinder seien bisher daran gestorben. "Wenn man berücksichtigt, dass bei Kindern wahrscheinlich nur ein Drittel der COVID-19-Fälle erkannt wird, so kann man anhand der amerikanischen Daten davon ausgehen, dass etwa ein Kind von 2.500 nach einer COVID-19-Infektion an PIMS/MIS-C erkrankt." In Deutschland wurden bei der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie bis zum 9. Mai 305 Kinder mit PIMS/MIS-C gemeldet, von denen glücklicherweise keines gestorben ist. "In Fulda gab es noch keinen Fall, aber wir müssen aufmerksam bleiben." (mr) +++

 


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