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Regelmäßig streikt die Gewerkschaft Verdi bei Amazon - Archivbilder: O|N / Kevin Kunze / Hans-Hubertus Braune

BAD HERSFELD "Beschäftigte werden zu gläsernen Menschen"

Schwere Vorwürfe der Gewerkschaft: "Scannt" Amazon seiner Mitarbeiter?

28.05.21 - Der Internethändler Amazon soll laut der Gewerkschaft Verdi seine Mitarbeiter "scannen". Verdi erhebt schwere Vorwürfe gegen das US-Unternehmen, welches auch im osthessischen Bad Hersfeld zwei Logistkzentren betreibt und dort mehrere tausend Mitarbeiter beschäftigt. Die Gewerkschaft setzt sich seit Jahren für einen Tarifvertrag ein und organisiert regelmäßig Streikaktionen auch in Bad Hersfeld..

Aktuell kritisiert die Gewerkschaft die angebliche Art und Weise der Kontrolle der Amazon-Mitarbeiter etwa in den riesigen Umschlaghallen durch das Unternehmen. "Die Betriebspolitik bei Amazon ist gekennzeichnet durch eine aggressive Strategie innerbetrieblicher Kontrolle, die immer wieder auch Profiling und Datenschutzverstöße beinhaltet", wird Orhan Akman in der Pressemitteilung zitiert. Der Verdi-Bundesfachgruppenleiter für den Einzel- und Versandhandel sagt weiter: "Amazon-Beschäftigte in Deutschland klagen darüber, dass jeder ihrer Arbeitsschritte durch den Einsatz entsprechender Software getrackt würde."

Künstliche Intelligenz und digitale Prozesse

Konkret wirft Verdi dem Konzern vor, mittels Künstlicher Intelligenz und digitaler Prozesse die Beschäftigten rund um die Uhr zu scannen. Visuelle oder akustische Signale sorgten laut der Gewerkschaft permanent dafür, dass die Unternehmenskontrolle immer wieder ins Bewusstsein gerufen werde: "Rot heißt: Der Beschäftigte ist inaktiv. Auch wenn es um eine minimale Arbeitsunterbrechung geht, werden Beschäftigte angesprochen", schreibt Verdi.

Die Gewerkschaft kritisiert aktuell, dass Amazon seine Mitarbeiter "sannen" würde ...

Jeder kleinste Fehler habe ein sogenanntes Feedback zur Folge. Außerdem seien alle Scanner standardmäßig mit Mikrofonen ausgestattet, berichteten die Beschäftigten. Zwar bestritten die konzerninternen Datenschützer das Abhören durch die installierten Mikrofone, doch Akman fürchtet, die Optimierung des Arbeitsprozesses fiele am Ende extrem zu Lasten der Beschäftigten aus. "Durch den Einsatz von Kameras, Mikrofonen und Scannern werden die Beschäftigten zu gläsernen Menschen. Das macht enormen psychischen Druck und vor allem krank", schreibt die Gewerkschaft weiter.

"Wir brauchen klare Regeln"

Möglich seien "derartige Auswüchse", weil Verdi und Betriebsräte nicht in die Digitalisierungsprozesse am Arbeitsplatz einbezogen würden. "Wir brauchen klare Regeln für die Entwicklung und den Einsatz von Künstlicher Intelligenz und Algorithmen am Arbeitsplatz, damit digitale Prozesse im Betrieb nicht gegen fundamentale Interessen und Rechte der Beschäftigten zum Einsatz kommen. Nur so können wir gute Arbeit und gesunde Arbeitsbedingungen sichern", sagt Akman. Das Europäische Parlament müsse dafür sorgen, dass in allen europäischen Ländern gleiche Standards herrschten, damit die Beschäftigten nicht gegeneinander ausgespielt würden.

"Nur, weil der Konzern zuletzt einen Umsatz von 386 Milliarden US-Dollar und einen Nettogewinn von jährlich über 21 Milliarden US-Dollar hat - und damit mehr Finanzkraft als viele Nationalstaaten -, darf Amazon nicht als Staat im Staate auftreten", wird Akman in der Pressemitteilung der Gewerkschaft Verdi abschließend zitiert. (pm / hhb) +++


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