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Fuldas Bundestagsabgeordneter Michael Brand (CDU, l.h.) gemeinsam mit dem ermordeten Kassler Regierungspräsidenten Dr. Walter Lübcke (CDU) - Archivbilder: O|N / Hendrik Urbin / Hans-Hubertus Braune

FULDA MdB Brand (CDU) zwei Jahre nach Lübcke-Mord

"Walter soll durch sein Leben definiert werden, nicht durch den feigen Mord"

03.06.21 - Vor zwei Jahren ermordete der Rechtsextremist Stephan Ernst den CDU-Politiker und beliebten Kassler Regierungspräsidenten Dr. Walter Lübcke mit einem Kopfschuss aus nächster Nähe. Tatort war die Veranda seines Wohnhauses in Istha, einem Stadtteil von Wolfhagen im Landkreis Kassel. Der grausame Mord schockierte ganz Deutschland. Besonders betroffen: Lübckes Familie und Freunde des damals 65-Jährigen. Lübcke hat sich immer für ein freies Land und einen demokratischen Rechtsstaat eingesetzt, er war ein Mann des klaren Worts, der für Überzeugungen einstand.

Der heimische Bundestagsabgeordnete Michael Brand (47, CDU) aus Fulda war und ist bis heute tief betroffen von dem Mord an Walter Lübcke. Brand war ein enger Freund des politischen Weggefährten aus dem Raum Kassel, der als RP auch für Osthessen zuständig war. Anlässlich des zweiten Todestages von Walter Lübcke sprach OSTHESSEN|NEWS exklusiv mit Michael Brand. 

O|N: Herr Brand, Sie kannten Walter Lübcke persönlich, waren mit ihm befreundet. Was geht einem an so einem Tag durch den Kopf?
 

So kennen ihn viele Menschen: Der Regierungspräsident Dr. Walter Lübcke erklärt ...

MdB Michael Brand: "Zwei Jahre sind ins Land gegangen seit dem feigen Mord an Walter. Dieser so positive und fröhliche Mensch fehlt immer. Und gleichzeitig bleibt er als treuer Begleiter. Daran hat der Tod nichts geändert. Meine Gedanken und Gebete sind heute natürlich mit seiner Frau, seinen Kindern und allen, die den schweren Verlust spüren. Der plötzliche Verlust dieses überaus populären, politisch überzeugenden und menschlich beeindruckenden Mannes, der aus christlicher Überzeugung für die Werte unseres Landes und unsere Demokratie eingetreten ist, wiegt bis heute schwer. Für mich bleibt am zweiten Todestag wie auch in den kommenden Jahren wichtig, dass Walter Lübcke vor allem durch das in Erinnerung bleibt, was er an großartigen Ergebnissen in seinem Leben, privat wie politisch, hat erreichen und hinterlassen können. Er soll durch sein Leben definiert werden, nicht durch den feigen Mord."

O|N: Sie haben die Familie beim Prozess vor dem Oberlandgericht Frankfurt regelmäßig begleitet. Wurde dort alle offenen Fragen geklärt?

Michael Brand bei der Trauerfeier für Dr. Walter Lübcke in Kassel

MdB Michael Brand: "Nein, es gibt weiter offene Fragen. Ein Täter wurde mit der Höchststrafe verurteilt. Aber die Frage der Mittäterschaft, von Unterstützern, Netzwerken ist nicht geklärt. Im Prozess konnte man erleben wie Zeugen gelogen haben nach dem bekannten Muster von Rechtsextremisten, die sich vor Gericht als harmlose Aussteiger präsentieren. Das letzte Wort ist nicht gesprochen. Alle Parteien haben Revision eingelegt. Und im Hessischen Landtag versucht ein Untersuchungsausschuss Licht ins Dunkel zu bringen. Menschlich tief beeindruckt hat das Auftreten von Familie Lübcke, wie sie das durchgestanden haben und mit ihrem Schicksal so tapfer umgehen. Mit welcher Haltung die Witwe und beide Söhne in Frankfurt aufgetreten ist, um ein Zeichen für ihren Mann und Vater zu setzen, um sozusagen sichtbar für seine Werte von Respekt und Mitmenschlichkeit hinzustehen, das werde ich nie vergessen."

O|N: Dieser Mord hat die Republik vor zwei Jahren schon erschüttert. Seit dem Mord an dem Kasseler Regierungspräsidenten, aber auch in Anschlägen von Halle und Hanau, ist Rechtsextremismus deutlich mehr ins Zentrum gerückt. Wie beurteilen Sie die Entwicklung, auch als Mitglied im Innenausschuss des Deutschen Bundestages?

In seinem Wohnhaus in Istha bei Wolfhagen wurde Dr. Walter Lübcke ermordert ...

MdB Michael Brand: "Dieser erste rechtsextremistische Mord an einem Repräsentanten unsere Demokratie hat viele aufgerüttelt. Der Mord an Walter Lücke kam ja nicht aus dem Nichts. Er war das Ergebnis einer gezielten, schlimmen Hetzkampagne über Jahre. Der Rechtsstaat und Demokratie haben bitter begreifen müssen, dass es ein Fehler war, die großen Gefahren des Rechtsextremismus zwar zu sehen, sie aber in ihrem Ausmaß zu unterschätzen. Unser Staat ist heute am meisten durch den Rechtsextremismus in seinem Bestand gefährdet, dass weisen alle einschlägigen Untersuchungen aus. Aber unser Staat, unsere Demokratie und unsere Gesellschaft sind wehrhaft, das hat auch Walter Lübcke immer wieder betont."

O|N: Es hat Kundgebungen gegen Extremismus in Kassel und anderen Städten gegeben, es gab würdige Gedenkfeiern im Landtag, eine Debatte dazu im Bundestag, auch mit einer Rede von ihnen, und vieles mehr. Wie sehen Sie das Gedenken an Walter Lübcke heute?

Michael Brand trägt sich in ein Kondolenzbuch ein

MdB Michael Brand: "Der Tod von Walter Lübcke hat tiefe Spuren hinterlassen, er bleibt eine Zäsur. Der Mord hat die Menschen schockiert, aber dieses einschneidende Ereignis hat sehr viele auch sozusagen privat, nämlich im Inneren tief berührt. Mich stimmt optimistisch, dass es so viele, sehr starke Reaktionen von den Institutionen unserer Demokratie, und eben auch aus der Mitte der Gesellschaft gibt. Das hat bereits jetzt ein anderes Klima geschaffen, in dem Extremisten auf eine wache, offene Gesellschaft treffen, die nicht länger unterschätzt, wie groß die Gefahr wirklich ist. Und die aktiver und entschiedener für unsere Werte eintritt als zuvor.

Michael Brand im OSTHESSEN|NEWS-Gespräch auf dem Frauenberg in Fulda

So haben Schülerinnen und Schülern eine Initiative ergriffen, um ihre Schule nach Walter Lübcke zu benennen. Heute trägt diese Schule, auf die auch die Kinder der Familie Lübcke gegangen sind, seinen Namen. So gibt es Initiativen von einzelnen Gruppen, von Unternehmen bis hin zu gesellschaftlichen Institutionen wie Kirchen, Verbänden und Vereinigungen, die dokumentieren: Unser Land hat Werte, die es zu verteidigen lohnt, und die verteidigt werden.

Das Vermächtnis von Dr. Walter Lübcke ist der Aufruf an uns alle, für unser Land und seine Werte aktiv einzutreten. Walter Lübcke hat sich stets für diese Werte und dieses Demokratie eingesetzt. Er ist dafür gestorben. Er ist ein Held der Demokratie." (Christian P. Stadtfeld) +++


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