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Schon bald werden die Impfzentren wohl also wieder zurückgebaut werden - Archivfotos: O|N

REGION Uneinigkeit bei Osthessens Landräten

"Die Impfzentren zu schließen, ist eine Fehlentscheidung aus Wiesbaden"

11.06.21 - Seit Anfang der Woche steht fest: Die regionalen Impfzentren in Hessen sollen Ende September schließen. Neben den Impfzentren und Praxen haben nun auch bundesweit die Betriebsärzte die Möglichkeit, die schützenden Dosen zu verabreichen - und das reiche laut Hessens Innenminister Peter Beuth (CDU) aus, um den Impfschutz aller Bürgerinnen und Bürger zu gewährleisten. Ein weiterer Grund für das Aus der Zentren sind wohl auch die hohen Kosten und dass die Zuschüsse des Bundes Ende September auslaufen.

Für eine OSTHESSEN|NEWS-Leserin, die am Alsfelder Impfzentrum arbeitet, ist die Kritik an den Zentren übertrieben: "Wir würden gerne mehr arbeiten und unsere Vollauslastung erreichen. Aufgrund der politischen Entscheidungen ist dies leider nicht möglich, das ist einfach unbefriedigend. Die 28 hessischen Impfzentren haben eine gute Arbeit geleistet, das kommt mir in der Diskussion leider immer ein wenig zu kurz. Zwar sind es noch über drei Monate bis zum Ende der Zentren, dennoch kann man bilanzieren, dass die Zentren nie komplett ausgelastet waren. Zunächst hat dies am fehlenden Impfstoff gelegen, nun wird es auf andere Säulen verteilt. Wir würden gerne die komplette Auslastung nutzen, es ist schade, dass dies nicht möglich ist."

Vizw-Landrat Frederik Schmitt hält die Entscheidung für richtig Archivfoto: O|N/Martin Engel

Gesundheitsdezernent Frederik Schmitt (Kreis Fulda) hält die Entscheidung für richtig: "Der Zeitpunkt der geplanten Schließung der zentralen Impfzentren ist folgerichtig und konsequent und war stets von Bund und Ländern angekündigt worden. Es war wichtig und klug, die Impfzentren in den Landkreisen und kreisfreien Städten aufzubauen. Diese Struktur hat sich bewährt. Die anfänglichen Herausforderungen der Kühlung des Impfstoffes, der Einhaltung der Priorisierung, der logistischen Aspekte und der generellen Knappheit des Impfstoffes sind durch die Impfzentren gut bewältigt worden. Dass dies auch sehr viele der Bürgerinnen und Bürger so erlebt haben, ist uns immer wieder bestätigt worden.

So effizient die Einrichtung der Impfzentren gewesen ist, so klar war es immer, dass die Zentren keine Dauerlösung sein können. Die geplante Schließung ab September ist ein guter Zeitpunkt. Bislang sind im Fuldaer Impfzentrum rund 120.000 Impfungen erfolgt. Bis zur Schließung könnten circa weitere 90.000 Impfungen durchgeführt werden. Die womöglich folgenden Auffrischungsimpfungen sind dann in der Verantwortung der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte. Wir haben großes Vertrauen in die Strukturen der niedergelassenen Ärzte."

"Potenzial kann nicht entfalten werden", sagt der Vogelsberger Landrat Manfred Görig ...Archivfoto: O|N/Carina Jirsch

Landrat Manfred Görig aus dem Vogelsbergkreis kritisiert die Vorgehensweise: "Die Entscheidung, die Impfzentren zu schließen, ist eine Fehlentscheidung aus Wiesbaden. Die Diskussionen der vergangenen Wochen und die teilweise sehr schleppenden Impfstofflieferungen haben den Weg für letztendlich vorgezeichnet. Trotz der vielen Anstrengungen des Vogelsbergkreises beim Aufbau und Betrieb des Impfzentrums, haben nicht ausreichende Impfstofflieferungen, die die EU und der Bund zu verantworten haben, und das Einknicken des Bundes vor der Lobby der Ärzteverbände letztendlich dafür gesorgt, dass das Impfzentrum nie unter Volllast laufen konnte. Bis zu 10.000 Impfungen pro Woche wären möglich gewesen – dieses Potenzial konnten wir allerdings nie entfalten", sagt Landrat Manfred Görig (SPD). Insgesamt seien bisher seit Ende Dezember über das Impfzentrum 47.359 Schutzimpfungen verteilt worden. "Die Leistungsfähigkeit des Zentrums und eine ausreichende Anzahl Impfdosen zugrunde gelegt, hätten wir diese Zahl schon nach wenigen Wochen erreichen können", weist Landrat Görig auf die verstrichene Gelegenheit hin.

In Rotenburg in der Göbels Hotels Arena

Der Landkreis Hersfeld-Rotenburg rechnet mit einem unkomplizierten Rückbau: "Niemand muss befürchten, dass bereits feststehende Impftermine in der Rotenburger Göbel Hotels Arena verfallen. Ebenfalls gilt: Wer seine Erstimpfung hier erhalten hat, wird im Impfzentrum des Kreises auch zweitgeimpft. Abgesehen von einer einzuplanenden Zeit zum Rückbau der Infrastruktur des Impfzentrums sowie der gegebenen vertraglichen Rahmenbedingungen ist davon auszugehen, dass im Impfzentrum noch bis Ende September Impfungen durchgeführt werden können. Gemessen am schnellen Aufbau des Impfzentrums unter Mitwirkung verschiedenster Institutionen ist weiterhin davon auszugehen, dass auch der Rückbau schnell und niedrigschwellig vonstattengehen wird."

Norbert Södler, Präsident des DRK-Landesverbandes Hessen Foto: O|N-Archiv / Moritz Pappert

Mit Sorge sieht der DRK-Landesverband Hessen e.V. der angekündigten Schließung der Impfzentren entgegen: Norbert Södler, Präsident des DRK-Landesverbandes Hessen e.V., veranschaulicht seine Haltung: "Die Impfzentren waren und sind nur ein zeitlich begrenztes - aber essenziell wichtiges - Instrument zur Bekämpfung der Corona-Pandemie. Sie allerdings nun ersatzlos im September zu schließen, halten wir für zu früh. Bereits jetzt hat die Diskussion über steigende Inzidenzen begonnen und die mögliche Ausbreitung der indischen Virusvariante. Zum derzeitigen Zeitpunkt ist noch unklar, ob der größte Teil der impfinteressierten Bevölkerung bis September voll geimpft werden kann. Zudem wird möglicherweise eine dritte Impfung von Personen notwendig, die zu Beginn des Jahres den vollen Impfschutz erhalten hatten. Schließlich müssen auch noch spezielle Zielgruppen geimpft werden, die nicht gut durch das System der niedergelassenen Ärzte erreicht wurden. Deshalb votieren wir als DRK für die Beibehaltung einer Impf-Infrastruktur. Dies könnte beispielsweise in Form von kleinen mobilen Impfeinheiten sein, die in Landkreisen eine zuverlässige und gleichzeitig flexible Versorgungsstruktur bieten." (kku/nb/pm) +++


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