Archiv
So werden wohl ab 2023 die Wälder in Heringen, Friedewald und Hönebach aussehen. Die Begeisterung bei den Bürgermeistern und Bürgerinitiativen hält sich in Grenzen. - Symbolbild: Pixabay

REGION Bürgermeister kritisieren das Vorhaben

Trotz Widerstand: Windpark Gaishecke soll in drei Gemarkungen entstehen

Hintergrund zum ProjektWährend in Friedewald und in Wildeck-Hönebach zwei Windräder entstehen sollen, werden in Heringen sechs Anlagen geplant. Laut dem Projektentwickler ISB ist der Baubeginn für den Jahreswechsel geplant. Anfang des Jahres 2023 sollen dann die Anlagen fertiggestellt sein.

11.07.21 - Der nächste Windpark im östlichen Teil des Landkreis Hersfeld-Rotenburg entsteht. In den Gemarkungen Friedewald, Heringen und Wildeck-Hönebach sollen insgesamt zehn Windkraftanlagen entstehen. Die Begeisterung der Kommunen, ob der Genehmigung des Regierungspräsidiums Kassel, hält sich allerdings in Grenzen.

Das Regierungpräsidium Kassel äußerte sich auf Anfrage von OSTHESSEN|NEWS zur Genehmigung des Projektes: "Nachdem wir die Beantragung der 14 Windkraftanlagen negativ beschieden hatten, wurde diese Entscheidung seitens der Antragstellerin beklagt. Gerichtlich wurde entschieden, dass entgegen der hiesigen Beurteilung die Erhaltungsziele des FFH-Gebiets "Rhäden von Obersuhl" nicht erheblich beeinträchtigt werden. Der Ablehnungsbescheid wurde deshalb für zehn der beantragten 14 Windenergieanlagen aufgehoben. Daher haben wir nach erneuter intensiver Prüfung unter der Maßgabe der Auffassung des Verwaltungsgerichts zehn Windenergieanlagen genehmigt. Die vier südlichen Anlagen sind nicht genehmigungsfähig geblieben, der Ablehnungsbescheid ist für diese Anlagen damit rechtskräftig geworden. Nach erneuter naturschutzrechtlicher Prüfung, unter der Maßgabe der Auffassung des Verwaltungsgerichts, waren besagte zehn Anlagen genehmigungsfähig."

Friedewalds Bürgermeister Dirk Noll Archivfoto: O|N/Kevin Kunze

"Die Freude über die Genehmigung der Errichtung weiterer zehn Windkraftanlagen im Bereich der Gaishecke hält sich absolut in Grenzen! Friedewald ist durch die vorhandenen Anlagen am Autobahnzubringer, am Roteberg und durch die im Bau befindlichen Anlagen am Waltersberg bereits zur Genüge betroffen. Der Anteil der regionalen Stromerzeugung in Friedewald liegt aktuell schon mit 420 Prozent weit über jeglichen Ausbauzielen von Bund und Land. Auch teile ich die Bedenken der Bürgerinitiative für ein l(i)ebenswertes Friedewald, wonach durch die Windkraftanlagen im Bereich Gaishecke eine weitere erhebliche Beeinträchtigung des Landschaftsbildes entsteht", so Friedewalds Bürgermeister Dirk Noll (SPD).

Entscheidung respektieren, wenngleich nicht nachvollziehbar


Heringens Bürgermeister Daniel Iliev Archivfoto: O|N/Gerhard Manns

Ähnlich sieht den Sachverhalt der Heringer Bürgermeister Daniel Iliev (SPD): "Mit der Genehmigung durch das RP Kassel wissen wir nun alle woran wir sind. Aus Sicht der Stadt Heringen gilt es dies zu respektieren, wenngleich es nicht nachvollziehbar ist, warum die zunächst prognostizierten negativen Auswirkungen auf den Vogelzug nun doch nicht zum Tragen kommen -  Vertrauensfördernd ist dies nicht." Grundsätzlich müsse man laut dem Bürgermeister, einen Anteil zur Energiewende beitragen, letztlich dürfe aber der ländliche Raum nicht die volle Belastung tragen. "Politisch ist hier noch viel Nachholbedarf - insbesondere eine weitaus höhere finanzielle Kompensation ist als Ausgleich dringend geboten, da derzeit weitestgehend das Land davon profitiert, während die Kommunen die Lasten tragen, so Iliev abschließend.

Wildecks Bürgermeister Alexander Wirth Archivfoto: O|N/Kevin Kunze

Für Wildecks Bürgermeister Alexander Wirth (parteilos) ist die Entscheidung des Regierungspräsidiums gerade wegen der Nähe zum einzigartigen Naturschutzgebiet Rhäden in Wildeck fragwürdig: "Ich konnte bereits damals den Ausführungen der Gutachter des Investors, gerade was den Vogelzug aus dem, beziehungsweise zum, Rhäden betrifft, nicht folgen. Von daher bleibe ich dabei, dass ich diesen Windpark gerade mit Blick auf unser einzigartiges Naturschutzgebiet in Wildeck sehr skeptisch sehe." Der Rhäden sei als ein Flora-Fauna-Habitat-Gebiet in dem europaweiten Netz von Schutzgebieten 'Natura 2000' verankert, so der Bürgermeister weiter. "Ich erinnere daran, dass dieses Naturschutzgebiet als die Realisierung eines der ersten gesamtdeutschen Schutzvorhaben angesehen wird. Den Rhäden mit all seiner Vielfalt nun aufgrund des Ausbaus der erneuerbaren Energien zu gefährden, sehe ich sehr kritisch. Unsere ablehnende gemeindliche Stellungnahme wurde durch die Genehmigungsbehörde ersetzt", erklärt der Wildecker Rathauschef abschließend.

Wirtschaftliche Interessen dominieren


"Aus Sicht der Bürgerinitiative für ein l(i)ebenswertes Friedewald ist diese Entscheidung nicht nachzuvollziehen. Dass die Bedenken aus naturschutzrechtlichen und artenschutzrechtlichen Gründen aufgrund der Nähe zum überregional bedeutsamen Naturschutzgebiet Rhäden kein K.O-Kriterium mehr für den Windpark Gaishecke beziehungsweise zumindest für einige weitere der zehn geplanten Windräder sind, ist verwunderlich", meint der Vorsitzende der Bürgerinitiative für ein l(i)ebenswertes Friedewald, Thorsten Sindel. "Die Bedeutung des Rhädens als Refugium bedrohter und gefährdeter Vogelarten und anderer Tier- und Pflanzenarten wird offensichtlich außer Acht gelassen und wirtschaftlichen Interessen untergeordnet", so Sindel weiter.

Man könne über den Sinneswandel nur spekulieren, allerdings wäre es in der Tat sehr interessant zu erfahren, wie sich die Neubewertung begründet. "Da aktuell der Windpark Waltersberg errichtet wird, kommt es auf der Ostseite von Friedewald zu einer weiteren Beeinträchtigung des Landschaftsbildes: Es entsteht ein weiterer Riegel an Windtürmen, der die freien Sichtachsen verstellt.  Die Umzingelung von Friedewald, vor der die BI im Prinzip seit ihrer Gründung warnt, wird nun leider Realität. Einhergehend damit ist die Abholzung weiterer Waldflächen. Das ist insbesondere deshalb tragisch, weil Stürme, Trockenheit und der Borkenkäfer im Bereich der Hammundeseiche und des Nadelöhrs riesige Waldflächen vernichtet haben.  Waldhessen wird leider immer mehr zu Windhessen - eine Entwicklung, die wir nicht gutheißen können", erklärt Sindel abschließend. (Kevin Kunze)+++


Über Osthessen News

Kontakt
Impressum

Apps

Osthessen News IOS
Osthessen News Android
Osthessen Blitzer IOS
Osthessen Blitzer Android

Mediadaten

Werbung
IVW Daten


Service

Blitzer / Verkehrsmeldungen Stellenangebote
Gastro
Mittagstisch
Veranstaltungskalender
Wetter Vorhersage

Social Media

Facebook
Twitter
Instagram

Nachrichten aus

Fulda
Hersfeld Rotenburg
Main Kinzig
Vogelsberg
Rhön