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Christina Lander ist Autorin bei OSTHESSEN|NEWS für die Serie "Nachgedacht". - Foto: O|N-Archiv / Hendrik Urbin

REGION Von Christina Lander

Nachgedacht im Juli: Sisyphus lässt grüßen

05.07.21 - Habe ich noch im Juni über die neu gewonnene Freiheit geschrieben, muss ich im Juli traurig feststellen: Wir sind in einem Sisyphuskreislauf gefangen. Das ganze Corona-Thema ist natürlich dank Mutation noch lange nicht vorbei. Und gleich der griechischen Mythologie fühlt es sich so an, als hätten wir den großen Stein fast zum Ende des Berges gerollt, da müssen wir trotz unserer ganzen Anstrengung wieder von vorne beginnen. Mental bin ich schon auf vierte Welle eingestellt, damit mich der anstehende Wellenritt nicht gleich runterzieht. Bin ich also nun eine waschechte Pessimistin? Vielleicht…und was sind Sie? Eher optimistisch gestimmt?!

In diesem Zusammenhang ist mir in den letzten Wochen und Monaten ein Begriff immer präsenter geworden: toxic positivity! Diese "giftige Art von Optimismus" ist wohl in den sozialen Medien zu einer sehr hohen Prozentzahl zu finden. Probleme gibt es nicht und negative Gefühle müssen so schnell es geht in positive umgekehrt werden. Das Sonnenscheinleben wird nirgendwo so inszeniert wie dort - es gibt ja auch Filter, die das Hässliche verschwinden lassen. Zahlreiche sogenannte Influencer sind im letzten Jahr nach Dubai oder sonst wohin gefahren, um sich aus dem tristen Lockdown zu entziehen. Sagt ja schon alles. Aber warum? Weil man es nicht ertragen kann, traurig zu sein? Oder weil man nicht mit Problemen umgehen kann?

Das Toxische daran ist, dass man verlernt, Niederlagen auszuhalten oder Probleme zu lösen. Denn es gibt nicht immer den Gegenpol zum Ausgleichen des Negativen. So werden Gefühle verdrängt, die wir Menschen aber brauchen, um Dinge und Gegebenheiten zu verabschieden und zu verarbeiten. Verdrängen ist eben keine gute Option, denn dann packt man sich eine Menge an Gefühlsballast auf, der irgendwann von unseren Schultern plumpsen muss, damit wir weiterlaufen können. So wird man niemals zum seelischen Gleichgewicht kommen.

Aber zurück zum Anfang…ist meine Sicht auf die Dinge besser? In einer Art "Habachtstellung" die nächste Welle zu erwarten? Auch wenn meine Sichtweise sehr negativ ist, so kann man sie dennoch in etwas Nützliches umkehren. Wenn ich doch ahne, dass die Uhr läuft und nach dem Sommer der ungewisse Herbst kommt, kann ich versuchen, die Zeit sinnvoll zu nutzen. Aber so oder so, und das ist jetzt eine Menge an Optimismus zum Schluss: Irgendwann rollen wir den Stein hoch, wenn nicht gleich morgen, dann eben bald. Sisyphus grüßt uns zwar, aber nicht mehr lange! Denn der Stein rollt bald nicht mehr runter. (Christina Lander) +++


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